Kesselflicker
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Der Kesselflicker übte eine mit der Entstehung moderner kapitalistischer Marktverhältnisse verschwundene flickhandwerkliche Tätigkeit aus. Er war ein sprichwörtlicher Angehöriger der migrierenden Randgruppen der Mehrheitsbevölkerung. In Südosteuropa war die Reparatur metallener Küchengeräte eine Spezialität auch bestimmter Roma-Gruppen. Die Teilethnie der Kalderasch ist danach benannt. Im Gegensatz dazu hat das Kesselflicken bei den mitteleuropäischen Sinti als Erwerbsweise keine Rolle gespielt.
Regional wurden die Flickhandwerker im südwestdeutschen Raum auch Stöer genannt. In Großbritannien und Teilen Irlands geht die Fremdbezeichnung "Tinker" für die aus der Mehrheitsbevölkerung kommende Minderheit der Pavee auf die Reparaturarbeit mit dem Werkstoff Zinn zurück.
Genau wie Scherenschleifer, Korbmacher, Kurzwarenhausierer, Lumpensammler und andere Angehörige der migrierenden Bevölkerung zogen Kesselflicker familienweise von Ort zu Ort. Sie übernachteten in Scheunen oder Backhäusern oder lagerten außerhalb der Dörfer und richteten dort ihre Arbeitsplätze und Feuerstellen ein.
Gingen sie in die Ortschaften, so sammelten sie die reparaturbedürtigen Töpfe und Pfannen ein und löteten Löcher in den Kesseln oder Pfannen wieder zu, dickten die Kesselböden wieder auf oder verzinnten die Kessel neu. War die Nachfrage an einem Ort beantwortet, ergab sich die Notwendigkeit, den nächsten Ort anzulaufen. Das für den ortsfesten mehrheitsgesellschaftlichen Betrachter als "Nomadentum" erscheinende "Wandern" war ökonomischem Zwang geschuldet.
Heute wird das Handwerk in Europa nur noch in Rumänien von Roma ausgeübt.
Die gesellschaftliche Randstellung der migrierenden Flickhandwerker und die damit einhergehende Stigmatisierung spiegeln sich in Redewendungen wie: „Der schimpft wie ein Kesselflicker“ oder „Die schlagen/streiten sich wie die Kesselflicker“ wider.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Kesselmacher, eine Spezialisierung des Kupferschmieds