Joseph Kyselak
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Joseph, auch Josef Kyselak (* 22. Dezember 1795 oder 1799 in Wien; † vermutlich 17. September 1831 ebenda) war Alpinist und Hofkammerbeamter in Wien. Bekannt wurde er weniger für seine Reisebeschreibungen als für seinen Eintrag in Wurzbachs Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich unter dem Stichwort „Sonderling“. Er gilt durch die Hinterlassung seines Namens im öffentlichen Raum als Vorläufer des modernen Taggens, bzw. der Graffiti-Kultur.
Kyselak wuchs in einer Hofbeamtenfamilie auf. Er besuchte das Piaristen-Gymnasium in der Josefstadt und legte dort seine Matura ab. Anschließend studierte er einige Semester Philosophie an der Wiener Universität, ohne einen Abschluss zu erlangen. Als Praktikant erlangte er eine Anstellung in der Behörde, in der auch sein Vater tätig war: Der k. k. Privat-, Familien- und Vitikalfondskassenoberdirektion. Nach sieben Jahren als Praktikant wurde er 1825 zum Registratur-Accessisten befördert.
Angeblich begann er infolge einer Wette, nach der er in drei Jahren in der ganzen Monarchie bekannt werden sollte, seinen Namen bzw. „Kyselak war hier!“ auf allerlei mögliche und unmögliche Plätze im Kaisertum Österreich zu schreiben und zu ritzen, gerne auch auf die unzugänglichsten Berge. Der Wettgewinn soll ihm bereits nach eineinhalb Jahren ausbezahlt worden sein.
Ihm wurde sogar angedichtet, den Chimborazo in Ecuador erklommen zu haben, so dass Alexander von Humboldt dort den Schriftzug Kyselak 1837 vorgefunden haben soll. Allerdings bestieg von Humboldt den Chimborazo schon 1802 und außerdem war Kyselak 1837 bereits sechs Jahre tot. Die Legende besagt weiter, dass Kyselak zum Kaiser gerufen wurde, nachdem er ein kaiserliches Gebäude „beschmiert“ hatte. Franz I. verbot ihm daraufhin, je wieder seinen Namen irgendwohin zu schreiben, woraufhin Kyselak Besserung gelobte. Als er wieder gegangen war, fand der Kaiser Kyselaks Namen und das Datum an seinem Schreibtisch eingraviert.
Trotzdem erwähnt Kyselak in seinen 1829 veröffentlichten Skizzen einer Fußreise durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Berchtesgaden, Tirol und Baiern nach Wien – nebst einer romantisch pittoresken Darstellung mehrerer Ritterburgen und ihrer Volkssagen, Gebirgsgegenden und Eisglätscher auf dieser Wanderung, unternommen im Jahre 1825 seine Manie selten, so etwa bei seinem Besuch der Schlossruine Kapfenberg : Ich bezeichnete diese merkwürdige Wand, an der ich mich nun fest anklebte, groß mit schwarzer Jahreszahl.
Kyselak fiel schließlich der Cholera-Epidemie von 1831 zum Opfer. Es scheint wahrscheinlich, dass er sich über das frische Obst, das er trotz aller Warnungen täglich aß, infizierte. Und selbst, als er sich bereits angesteckt hatte, weigerte er sich beharrlich, einen Arzt aufzusuchen.[1]
Dennoch lebt sein Name weiter. Ein Gedicht von Joseph Victor von Scheffel endet beispielsweise mit den Worten:[2]
- …Schwer empört schau ich das wilde
- Denkmal wilder Menschenart …
- Sieh – da winkt versöhnlich milde
- Auch ein Gruß der Gegenwart:
- Schwindlig ob des Abgrunds Schauer
- Ragt des höchsten Giebels Zack
- Und am höchsten Saum der Mauer
- Prangt der Name — KISELAK.
Auch einige von Kyselaks Inschriften sind noch erhalten, z.B. auf einem Obelisken im Wiener Schwarzenbergpark, am Wehrturm von Perchtoldsdorf und auf einer Felswand in der Wachau zwischen Krems und Dürnstein bei Rothenhof. Heute noch ist der Name „Kyselak“ auf diversen Wänden und Plätzen anzutreffen, wenngleich oft in verstümmelter Form z.B. als „Kisselak“. Er selbst schrieb jedoch immer „Kyselak“.
In dieser Tradition stehen später auch „Kilroy was here“ und Peter-Ernst Eiffe.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Ziak: Kyselak. Danubia Verlag, 1948 (Roman)
- Michael Robin: Kyselak Was Here: Scenes from a Life. Ascog Press, 2003, ISBN 0-9545989-1-1 (engl., fiktionale Biografie Kyselaks)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ http://homepages.phonecoop.coop/mjmitchell/Kyselak/kyselak.html#death]
- ↑ http://www.mkv.at/test/service/gaudeamus.php?nummer=181
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag über Joseph Kyselak im Österreich-Lexikon von aeiou
- http://homepages.phonecoop.coop/mjmitchell/Kyselak/kyselak.html
- „Wurzbach-Kyselak“ - Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - 60 Bände, Wien 1856-91 - Band 13, S. 444 - 448 - s. auch http://dzd.uni-graz.at/info/1428.html und http://dzd.uni-graz.at/info/1947.html
- http://dzd.uni-graz.at/info/1428.html
- http://dzd.uni-graz.at/info/1947.html
- http://www.kyselak.at Ein Forschungsprojekt mit dem Ziel, sämtliches Material zu Kyselak zu sammeln!
- Artikel: Vom Pinsel getrieben, Die ZEIT Nr. 15 vom 4. April 2007
- Name von Joseph Kyselak in einer Liste mit Cholera-Toten (Brechdurchfall) in der Wiener Zeitung vom 26.10.1831 (unter „Den 16. bis 26. September“)
- Artikel: Der legendäre Kritzler von Wien, Der Standard vom 27. Juli 2007; im Archiv von Graffecke: http://www.graffecke.de/news/news3.php?news_ID=58&PHPSESSID=e95583fda322aa6f145f207bfdd1a48a ]
Personendaten | |
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NAME | Kyselak, Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Alpinist und Hofkammerbeamter |
GEBURTSDATUM | 22. Dezember 1795 oder 22. Dezember 1799 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | um 17. September 1831 |
STERBEORT | Wien |