Johannes Kepler Universität Linz
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Johannes Kepler Universität Linz | |
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Gründung | 1966 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Linz, Österreich |
Rektor | Richard Hagelauer (seit 1.10.2007) |
Studenten | 13.286 (2006) |
Mitarbeiter | 1259 |
Jahresetat | 82,7 Mio € (2006) |
Website | www.jku.at |
Die Johannes Kepler Universität Linz (kurz JKU) ist mit über 12.800 Studenten die größte der vier Hochschulen in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz.
Die Universität wurde am 8. Oktober 1966 als Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften eröffnet und nahm zwei Tage später ihren Lehrbetrieb auf. Sie gehört damit zu den jüngsten Universitäten Österreichs. Am 1. Oktober 1975 wurde sie in Johannes Kepler Universität Linz umbenannt. Der Namenspate Johannes Kepler hatte in der Linzer Landschaftsschule zwischen 1612 und 1626 als „Mathematicus“ gelehrt.
Heute studieren 13.286 Studenten (Stand WS06/07)[1] in einer Parkanlage und rund um einem Teich liegenden, 364.000 m² großen Campus im Norden der Stadt im Stadtteil St. Magdalena. Beinahe der ganze Campus ist per W-LAN an das Internet angeschlossen. Seit 1998 gibt es den elektronischen Studentenausweis „KeplerCard“, über den sehr viele Anwendungen (etwa Bibliotheksausweis, Parkkarte, Quick-Zahlungsfunktion oder Mensa-Studentenermäßigung) abgewickelt werden und der auch als amtlicher Lichtbildausweis zu verwenden ist.
Beim 2005 durchgeführten Hochschul-Ranking wurde das Diplomstudium „Wirtschaftsinformatik“ österreichweit als im Spitzenfeld liegend beurteilt[2]. Die Methodik des Rankings ist allerdings sehr umstritten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 1574-1945: Vorgeschichte
Die Geschichte der Linzer Hochschule reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Ab 1574 wird das Linzer Landhaus als Adeliche Landt-Schuele (auch Landschaftsschule) genutzt. An dieser Schule lehrte Johannes Kepler von 1612 bis 1626[3]. Im Rahmen der Gegenreformation muss er 1626 die Stadt in Richtung Regensburg verlassen, da er sich weigert, zum katholischen Glauben zu wechseln. Nach der Schließung der Schule wird diese ab 1629 vom Jesuitenorden mit ihrer 1608 gegründeten Lateinschule vereinigt und weitergeführt. Das Studienangebot wird danach von philosophischen Studien auf juridische und theologische erweitert.
Bereits 1669 war das Linzer Gymnasium um ein Lyzeum für höhere Studien erweitert worden. Dieses wurde 1777 in das k. k. academische Gymnasium (heute: Akademisches Gymnasium) und das k. k. Lyceum aufgeteilt[4]. Im Jahr 1773 wurde der Jesuitenordens verboten, was zur Schließung seiner Schule führte. Teile davon gingen im Lyceum auf. Eine ab 1775 eingerichtete medizinische Ausbildung wird 1808 wieder beendet. 1810 kommt auch das Aus für die juridische und die politische Fakultät. Die philosophische Fakultät wird 1849 aufgelöst; die verbliebene theologische Fakultät wird in die Verantwortung der Diözese übergeben.
In den Folgejahren wird versucht, wieder eine Hochschule nach Linz zu bringen. Viele derartige Versuche und Initiativen unterschiedlicher Zielsetzung bleiben erfolglos. Während des Zweiten Weltkrieges werden die Pläne zur Errichtung einer Technischen Hochschule konkreter. 1943 kann jedoch nur der provisorische Betrieb eines Architekturstudiums im Stift Wilhering aufgenommen werden[5][6].
[Bearbeiten] 1945-1966: Gründungsphase
Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Bemühungen intensiviert. Ab 1949 wird die Gründung einer technischen Hochschule gefordert. In der Linzer Volkshochschule werden ab 1951 bereits Vorlesungen abgehalten. Durch geänderte Marktbedingungen ändert sich der Wunsch langsam in Richtung einer Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Hochschule. 1959 wird von der Stadt Linz, dem Land Oberösterreich und weiteren Institutionen das Kuratorium Hochschule für Sozialwissenschaften in Linz gegründet, das die weitere Planung vorantreiben soll. Die Konstituierung findet am 14. März statt[7]. 1962 wird das Kuratorium per Bundesgesetz[8] in den heute noch bestehenden Linzer Hochschulfonds umgewandelt.
Der letztendliche Durchbruch erfolgt 1962 durch die Erlassung eines Bundesgesetzes[9] zur Gründung einer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Linz. Am 3. Juli 1964[10] erfolgt der Spatenstich für die ersten Gebäude, die am Gelände des Schlosses Auhof errichtet werden. 1965 wird vom Nationalrat die Erweiterung der Hochschule um eine Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät beschlossen[11]. Im Zuge dessen werden weitere Gebäude geplant und errichtet, wie das Physikgebäude oder der heute noch den Campus prägende TNF-Turm (ursprünglich Chemie-Turm; in Betrieb genommen ab 1977).
Am 19. Oktober 1965 konstituiert sich das Professorenkollegium erstmals. Die kleine Gruppe aus den vier zu diesem Zeitpunkt berufenen Professoren - Erich Bodzenta (Soziologie), Ludwig Fröhler (Öffentliches Recht), Josef Kolbinger (Betriebswirtschaftslehre) und Rudolf Strasser (Privatrecht, Arbeitsrecht und Sozialrecht) - wählt Ludwig Fröhler zum Rektor.[12] 1966 wird die Einrichtung eines rechtswissenschaftlichen Studium an der Hochschule beschlossen.
[Bearbeiten] 1966-heute: Forschungs- und Lehrbetrieb
Die feierliche Eröffnung findet am 8. Oktober 1966 statt. Im Rahmen eines öffentlichen Festaktes am Linzer Hauptplatz werden dem Rektor vom Landeshauptmann und dem Linzer Bürgermeister die Schlüssel zur Hochschule überreicht. Anschließend wird die Hochschule von Bundespräsident Franz Jonas offiziell eröffnet. Nur zwei Tage später, am 10. Oktober, beginnt der Studienbetrieb. Die anfänglichen Studienrichtungen sind Soziologie, Sozialwirtschaft, Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Rechtswissenschaft an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Mit Sozial- und Wirtschaftsstatistik (1968) sowie Wirtschaftspädagogik (1970) folgen kurz darauf weitere Studienrichtungen dieser Fakultät.
Der Studienbetrieb an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät wird im Jahr 1969 aufgenommen. Die ersten Studienrichtungen sind Technische Mathematik, Informatik, Rechentechnik und das Lehramtsstudium Mathematik-Physik. 1970 wird das Studium der Technischen Physik erstmals angeboten.
1975 wird die Rechtswissenschaftliche Fakultät als eigenständig etabliert. Ebenfalls in diesem Jahr wird vom Akademischen Senat die Umbenennung der Hochschule in Johannes Kepler Universität Linz, nachdem der Name Johannes Keplers bereits seit 1971 inoffiziell verwendet worden war.
Die Lehramtsstudien werden 1977 um Chemie erweitert, ab 1979 wird das Studium Wirtschaftsingenieurwesen-Technische Chemie angeboten. Die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät wird ab 1975 um den Studienversuch Wirtschaftsinformatik erweitert, der 1985 in ein Regelstudium übergeführt wird. Ab 1992 wird Handelswissenschaft angeboten. 1990 nimmt die JKU als eine der ersten Universitäten weltweit den Lehrbetrieb im Fach Mechatronik auf.
Im Jahr 2000 werden die Studien Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Handelswissenschaft unter dem Dach eines Studiums der Wirtschaftswissenschaften vereinigt. Neu eingeführt wird das Lehramtsstudium Informatik und Informationsmanagement. Ein interuniversitäres Studium wird 2004 gemeinsam mit der Universität Salzburg etabliert, Molekulare Biologie. 2005 folgt das Masterstudium Industrial Mathematics, das gemeinsam mit der TU Eindhoven und der TU Kaiserslautern gelehrt wird. Das Bachelorstudium Wirtschaftsrecht und das Masterstudium Bioinformatik werden 2006 neu eingerichtet.
Ab Wintersemester 2007 wird ein weiteres interuniversitäres Bachelorstudium, Biological Chemistry[13], angeboten. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit der Südböhmischen Universität České Budějovice in Budweis.
Das neue Studium der Informationselektronik - eine Mischung aus Elektronik und Informatik - wird ab Wintersemester 2008 angeboten[14]. Voraussichtlich ab Wintersemester 2009 soll außerdem ein Studium der Materialwissenschaften mit Schwerpunkt Kunststofftechnik erweitert werden[15].
Der Campus wird derzeit um einen „Science Park“ erweitert. Dieser soll in vier Bauabschnitten errichtet werden. Der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt erfolgte am 11. Mai 2007, bereits im ersten Quartal 2009 soll dieses Gebäude fertig sein. Es wird eine Brutto-Geschoßfläche von 18.000 m² haben und vor allem die Mechatronik-Institute beherbergen, die derzeit abseits des Campus am Gelände der voestalpine untergebracht sind. In weiterer Folge sollen Partnerfirmen der JKU und weitere Institute der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät einziehen.[16]
[Bearbeiten] Fakultäten und Studienrichtungen
Die Johannes Kepler Universität Linz besteht heute aus drei Fakultäten.
[Bearbeiten] Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (SoWi)
- Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
- Sozialwirtschaft
- Soziologie
- Statistik
- Wirtschaftsinformatik
- Wirtschaftspädagogik
- Wirtschaftswissenschaften
[Bearbeiten] Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (TNF)
- Doktoratsstudium der Technischen Wissenschaften
- Doktoratsstudium Naturwissenschaften
- Informatik (Bachelor- und Masterstudium)
- Bachelorstudium Informatik
- Masterstudium Informatik
- Masterstudium Pervasive Computing (ab WS 2007/08)
- Masterstudium Software Engineering (ab WS 2007/08)
- Masterstudium Netzwerke und Sicherheit (ab WS 2007/08)
- Masterstudium Bioinformatik
- Lehramtsstudien für Mathematik, Physik, Chemie und Informatik
- Mechatronik
- Molekulare Biologie
- Bachelorstudium Biologische Chemie
- Technische Chemie
- Technische Mathematik (Bachelor- und Masterstudium)
- Bachelorstudium Technische Mathematik
- Masterstudium Mathematik in den Naturwissenschaften
- Masterstudium Industriemathematik
- Masterstudium Computermathematik
- Technische Physik
- Wirtschaftsingenieurwesen-Technische Chemie
[Bearbeiten] Rechtswissenschaftliche Fakultät (Re)
- Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften
- Diplomstudium Rechtswissenschaften
- Bachelorstudium Wirtschaftsrecht (gemeinsam mit Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät)
[Bearbeiten] Fernstudienzentren
Die JKU unterhält mehrere Fernstudienzentren in Österreich, die die Studiengänge der FernUniversität in Hagen, der britischen Open University sowie den eigenen Multimedia-Diplomstudiengang Rechtswissenschaft[17] unterstützen.
[Bearbeiten] Organisation
Nach § 20 Universitätsgesetz 2002 sind die obersten Organe aller österreichischen Universitäten der Universitätsrat, der Rektor oder die Rektorin und der Senat.
[Bearbeiten] Universitätsrat
Der Universitätsrat, in gewisser Weise mit einem Aufsichtsrat vergleichbar, setzt sich aus der Universität nicht angehörenden Personen zusammen. Er hat hauptsächlich Kontrollfunktionen über Vorgänge an der Universität. Die wichtigste operative Aufgabe ist die Wahl des Rektors aus einem drei-Personen-Vorschlag des Senats.
Dem Universitätsrat gehören an[18]:
- Vorsitz: Ludwig Scharinger (Raiffeisen Landesbank Oberösterreich)
- Stellvertretende Vorsitzende: Monika Leisch-Kiesl (KTU Linz)
- Michaela Keplinger-Mitterlehner
- Norbert Nagele (Wirtschaftsjurist)
- Gabriela Petrovic
- Veith Risak
- Werner Steinecker (Energie AG)
- Herbert Steinwender (ehem. VA Tech)
- Erich Wolny (Stadt Linz)
[Bearbeiten] Senat
Der Senat setzt sich aus Universitätsangehörigen zusammen. Den Vorsitz führt derzeit der Physikprofessor Urbaan M. Titulaer. Folgende Personengruppen entsenden Vertreter in den dreiundzwanzigköpfigen Senat:
- Universitätsprofessoren: 12 Personen
- Universitätsassistenten: 4 Personen
- Allgemeines Universitätspersonal: 1 Person
- Studierende: 6 Personen
[Bearbeiten] Rektor
Seit 1. Oktober 2007 hat der Technikprofessor Richard Hagelauer dieses Amt inne.
[Bearbeiten] Vizerektoren
- Vizerektor für Lehre: Herbert Kalb (Prof. für Rechtswissenschaften)
- Vizerektor für Aussenbeziehungen und Kommunikation: Friedrich Roithmayr (Prof. für Wirtschaftsinformatik)
- Vizerektorin für Forschung: Gabriele Kotsis (Prof.in für Informatik)
- Vizerektor für Finanzen: Franz Wurm
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ JKU auf einen Blick, 2006/07
- ↑ Hochschulranking 2005 - Wirtschaftsinformatik
- ↑ Rudolf Lehr, Landeschronik Oberösterreich, Christian Brandstätter Verlag Wien, 1987, S. 122
- ↑ Artikel im OÖ. Landesarchiv
- ↑ Geschichte des Stifts Wilhering
- ↑ http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/uebersicht/zeittafel.xml Zeittafel des Univerrichtsministeriums über das Bildungswesen in Österreich
- ↑ Rudolf Lehr, Landeschronik Oberösterreich, Christian Brandstätter Verlag Wien, 1987, S. 392
- ↑ Bundesgesetz vom 5. Juli 1962 über die Errichtung des Linzer Hochschulfonds. StF: BGBl. Nr. 189/1962
- ↑ Bundesgesetz vom 5. Juli 1962, mit dem das Hochschul-Organisationsgesetz abgeändert wird. BGBl. 188/1962.
- ↑ Rudolf Lehr, Landeschronik Oberösterreich, Christian Brandstätter Verlag Wien, 1987, S. 122
- ↑ Bundesgesetz vom 30. Juni 1965, mit dem das Hochschul-Organisationsgesetz abermals abgeändert wird. BGBl. 195/1965.
- ↑ Eine Universität neuer Prägung - 40 Jahre JKU
- ↑ Cross Border Life Science Education
- ↑ http://www.informationselektronik.at/
- ↑ http://www.news.jku.at/e178/e7517/e7523/e7693/index_ger.html
- ↑ http://www.news.jku.at/e178/e7517/e7522/e8006/index_ger.html
- ↑ Linzer Rechtsstudien
- ↑ Zusammensetzung des Universitätsrates der JKU
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
Universitäten: Universität Wien | Karl-Franzens-Universität Graz | Leopold-Franzens-Universität Innsbruck | Paris-Lodron-Universität Salzburg | Technische Universität Wien | Technische Universität Graz | Montanuniversität Leoben | Universität für Bodenkultur Wien | Veterinärmedizinische Universität Wien | Wirtschaftsuniversität Wien | Johannes Kepler Universität Linz | Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Donau-Universität Krems
Kunstuniversitäten: Universität für angewandte Kunst Wien | Universität für Musik und darstellende Kunst Wien | Universität Mozarteum Salzburg | Universität für Musik und darstellende Kunst Graz | Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz | Akademie der bildenden Künste Wien
Medizinische Universitäten: Medizinische Universität Wien | Medizinische Universität Graz | Medizinische Universität Innsbruck
Privatuniversitäten: Anton Bruckner Privatuniversität Linz | Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz | Konservatorium Wien Privatuniversität | Modul University Vienna | Paracelsus Medizinische Privatuniversität | PEF Privatuniversität für Management | Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik | Privatuniversität der Kreativwirtschaft | Privatuniversität Schloss Seeburg | Sigmund Freud PrivatUniversität Wien | TCM Privatuniversität Li Shi Zhen | Webster University Vienna |
Koordinaten: 48° 20' 15" N, 14° 19' 03" O