Johann von Werth

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Graf Johann von Werth, genannt Jan von Werth, (* 1591 in Büttgen bei Neuss; † 16. September 1652 auf Schloss Benatek bei Königgrätz) war ein deutscher Reitergeneral im Dreißigjährigen Krieg.

Johann von Werth
Johann von Werth

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Johann von Werths kriegerische Leistungen sind heftig umstritten. Es spricht viel dafür, dass er in einer neuen, geradezu humanistischen Weise das Gemeinwesen neu aufstellte, wie man sie noch im heutigen Kreis- und Gemeindewesen erkennt. Er tat dies in einer Zeit, in der räuberische Soldateska alles Leben beherrschte. In diesem Zusammenhang erschien sein Wirken geradezu revolutionär, sozialsolidarisch: dem Land Frieden in schwierigster Zeit bringen. Anders ist seine regionale Verehrung - bis heute - nicht zu erklären.

Und das in einer Zeit, die Soldateska so kannte: versprengte Restsoldateska, die im Dreißigjährigen Krieg von Plünderungen lebte, folterte, mordete und brandschatzte, in der für damalige Söldnerheere üblichen Weise.

Über den Geburtsort Johann von Werths besteht keine Einigkeit. Außer Büttgen beanspruchen noch die Gemeinden Linnich, Kleinenbroich und Puffendorf, der Geburtsort von Johann von Werth zu sein. In der Mehrheit der Quellen wird von Büttgen als dem Geburtsort ausgegangen. Seine Eltern waren der Bauer Johann von Wierdt († 1606) und dessen Frau Elisabeth Streithoven. Er war der älteste Sohn und hatte noch acht Geschwister.

In seiner Jugend musste Johann, wie damals üblich, auf dem elterlichen Hof, dem Weilerhof in Büttgen, mitarbeiten. Mit dem Tod seines Vaters verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Familie, Johann musste mit seiner Mutter und den acht Geschwistern in ein kleineres Haus umziehen. Johann verdingte sich fortan als Knecht auf fremden Höfen.

Um das Jahr 1610 trat er als Söldner in die Dienste des spanischen Generals Ambrosio Spinola ein, in den folgenden Jahren diente er in der Kavallerie und arbeitete sich bis zum Offizier hoch. 1620 nahm er als Kürassier an der Schlacht am Weißen Berg teil, der ersten großen Schlacht des Dreißigjährigen Krieges. Im Jahr 1621 wechselte Johann von Werth in Kurkölnische Dienste. Bei der Belagerung von Jülich wurde er auf Grund seiner Leistungen zum Rittmeister befördert.

Später kämpfte er unter Tilly. 1631 wurde er Obristwachtmeister im bayrischen Regiment Eynatten. Im Dezember 1632 wurde Johann von Werth zum Obristen befördert und erhielt das Kommando über das Regiment Eynatten. In der Folgezeit gelangen ihm mehrere Siege gegen die schwedischen Truppen, und so wurde er nach dem Sieg über ein schwedisches Korps bei Hervieden im Februar 1634 zum Generalwachtmeister befördert.

In der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 gelang es Johann von Werth mit seiner Kavallerie eine entscheidende Wendung der Schlacht herbeizuführen. Als Dank für seine Leistung in der Schlacht bei Nördlingen beförderte sein Dienstherr, der Kurfürst Maximilian I. von Bayern, ihn zum Feldmarschallleutnant und Generalwachtmeister. Kaiser Ferdinand II. zeigte seinen Dank für den Sieg in der Schlacht, indem er Johann von Werth zum Freiherrn erhob.

Im Oktober 1635 traten die Franzosen nach einem Bündnis mit dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in den Krieg ein. 1636 belagerte er vergeblich Lüttich und drang in Frankreich ein. 1637 eroberten die Franzosen die Kurtrierer Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz und kontrollierten nun den wichtigen Handels- und Nachschubweg Rhein. Johann von Werth, der bereits über 30 Siege gegen die Franzosen errungen hatte und daher als der Franzosenschreck bekannt war, zog darauf hin von Köln aus gegen die Festung Ehrenbreitstein. Nach einer Belagerung, bei der es ihm gelang die französischen Truppen auszuhungern, kapitulierte die Festung am 28. Juni 1637.

Am 3. März 1638 wurde Johann von Werth durch den Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in der Schlacht bei Rheinfelden gefangen genommen. Er wurde auf Verlangen Richelieus an Frankreich ausgeliefert und verbrachte mehrere Jahre in Haft, bevor er am 24. März 1642 gegen den schwedischen General Gustaf Graf Horn ausgetauscht wurde.

Denkmal für Jan von Werth an der Aldegundiskirche in Kaarst-Büttgen
Denkmal für Jan von Werth an der Aldegundiskirche in Kaarst-Büttgen

Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft wurde Johann von Werth stürmisch in Köln empfangen. Der Kölner Kurfürst Erzbischof Ferdinand von Bayern nahm ihn in seine Dienste und machte ihn im August 1642 zum Generalleutnant seiner Kavallerie bei Zons. Bis zum Herbst des gleichen Jahres hatte Johann von Werth Bedburg, Grevenbroich, Hülchrath, Liedberg, Mönchengladbach, Neersen und schließlich am 24. Oktober 1642 Düren erobert. Die Reste der gegnerischen Truppen retteten sich bei Wesel über den Rhein.

Bei einem Überfall am 24. November 1643 bei Tuttlingen gelingt ihm fast die Gefangennahme des ganzen französisch-weimarischen Heeres.

Am 31. März 1644 wurde Johann von Werth nach der Einnahme von Göppingen zum General befördert.

Am 27. Juli 1644 befreite er zusammen mit Franz von Mercy Freiburg im Breisgau von der schwedischen Besatzung und schlug anschließend am 3. und 5. August die Schlacht bei Freiburg im Breisgau gegen die Franzosen unter Herzog Enghien (der spätere Ludwig II. von Bourbon, Prinz von Condé) und Marschall Turenne.

Am 6. März 1645 nahm er an der Schlacht bei Jankau teil und siegte zusammen mit Mercy am 5. Mai bei Mergentheim.

Am 14. März 1647 schlossen Frankreich, Schweden und Bayern in Ulm einen Waffenstillstand. Johann von Werth wechselte daraufhin mit Teilen seiner Truppen in den Dienst des Kaisers. Der bayrische Kurfürst Maximilian I. belegte Johann von Werth daraufhin mit der Reichsacht. In Wien angekommen erklärte Kaiser Ferdinand III. die von Maximilian verhängte Acht für nichtig. Er erhob Johann von Werth in den Grafenstand und belehnte ihn mit der Herrschaft Benatek in Böhmen. Im Auftrag des Kaisers führte Johann von Werth als General der Kavallerie noch einen Feldzug gegen die Schweden und besiegte am 6. Oktober 1648 bei Dachau den schwedischen General Carl Gustav Wrangel und erreichte den Rückzug der Schweden und Franzosen.

Er war dreimal verheiratet, mit Gertrud von Genth zu Cönen, mit der Gräfin Isabella von Spaur (1637) und mit der Gräfin Susanna von Kufstein (1646). Seine einzige Tochter Lambertina Irmgardis heiratete den Freiherrn Winand Raitz von Frentz, mit dem sie 16 Kinder hatte.

Seine aktive Laufbahn beendete Johann von Werth im Jahr 1650, er zog sich auf sein Schloss Benatek in Böhmen zurück, das ihm der Kaiser geschenkt hatte. Nach seinem Tod am 16. September 1652 wurde er in der Gruft der Maria Geburt Kirche in Neu-Benatek beigesetzt.

[Bearbeiten] Sage von Jan un Griet

Schild an der Severinstorburg mit der Sage des Jan von Werth
Schild an der Severinstorburg mit der Sage des Jan von Werth
Jan von Werth-Denkmal in Köln
Jan von Werth-Denkmal in Köln

In Köln und dem Umland erzählt man sich folgende Sage aus dem Leben des Johann von Werth.

Jan war ein armer Knecht, der sich in die Magd Griet verliebt hatte. Da sich Griet aber eine bessere Partie als den armen Knecht Jan vorstellen konnte, lehnte sie sein Werben und seinen Heiratsantrag ab. Jan, von der Ablehnung schwer getroffen, ließ sich von einem Werber, der gerade im Ort war, für die Armee anwerben und zog in den Krieg. Da Jan ein tüchtiger Soldat und das Glück ihm hold war, konnte er bis zum General aufsteigen und mehrere Siege erringen. Nach dem Sieg über die Feste Hermannstein zieht er im Triumphzug durch das Severinstor mit seinen Truppen in Köln ein. Dabei entdeckt er auf dem Markt seine große Liebe Griet, die dort an einem Bauernstand Obst feil bot. Er lenkt sein Pferd auf Ihren Stand zu, steigt ab, zieht seinen Hut und sagt zur Ihr: "Griet, wer et hätt jedonn!" (Griet, hättest du es doch getan!). Und sie antwortet ihm: "Jan, wer et hätt jewoss!" (Jan, wer konnte das wissen!) Er steigt daraufhin wieder auf sein Pferd und reitet davon.

Der Stoff dieser Sage wurde von der Kölner Band "BAP" auf dem Album "Aff un zo" 2001 unter dem Titel "Die Moritat vun Jan un Griet" als Rocklied vertont.

[Bearbeiten] Jedeesch vun Carl Cramer (1837)

Zo Kölle em ahle Kümpchens-Hoff wont ens‚ ne Boerschmann,-
dä hatt en Mäd, de nannt sich Jriet, ne Knääch, dä nannt sich Jan. -

Dat Jriet, dat wor en fresche Mäd, jrad we von Milch un Blot, -
dä Jan, dat wor ’ne staatse Poosch, dem Jriet vum Hätzen jod. -

Ens säht dä: „Sach,“ esu säht hä, „Sach, Jriet, ben ich Deer räch? -
Nemm mich zom Mann, do bess en Mäd, un ich, ich ben ’ne Knääch.“ -

Do säht it: „Jan, do bess ’ne Knääch, un ich en schöne Mäd. -
Ich well ne däft’jen Halfen hann, met Oehs un Köh un Päd.“ -

Un we dä Jan dä Knall gehoot, do trok hä en dä Krech, -
schloch immer düchtich en dä Feind holf wennen manche Sech. -

We widder hä noh Kölle kom, soß hä op stolzem Pääd. -
Dä Jan, dä wo no Feldmarschall, dä jroße Jan von Wäht. -

Un wie hä an de Pooz no kom soß en der Pooz dat Jriet. -
It soß vör singem Appelkrom, wo it Kuschteien briet. -

Un als dä Jan dat Jriet dät sinn, leet stell sie Pääd hä stonn, -
un jrößten it, un säht zo im: „Jriet, wer et hätt jedonn!“ -

Un als dat Jriet dä Jan dät sinn, su blänkich usjeröß, -
do jrößt it in, un säht zo im: „Jan, wer et hätt jewoß!“ -

Ehr Mädcher all, no merkt Uech dat, un sitt meer nit zo friet, -
jar mäncher hätt et leid jedonn, dat leht vum Jan un Jriet! -

[Bearbeiten] Späte Ehrung

Briefmarke zum 400. Geburtstag
Briefmarke
zum 400. Geburtstag

Zum 400. Geburtstag 1991 gab die Deutsche Bundespost eine Sonderbriefmarke heraus. Der Ersttagsbrief gibt davon Kunde.

[Bearbeiten] Weblinks