Johann Staud

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Denkmal für Johann Staud an der Johann Staud-Straße in Wien Ottakring
Denkmal für Johann Staud an der Johann Staud-Straße in Wien Ottakring

Johann Staud (* 22. Mai 1882 in Rohozná, Böhmen; † 2. Oktober 1939 im KZ Flossenbürg, Deutschland) war ein christlich-sozialer österreichischer Politiker und in der Zeit des Ständestaats der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbunds.

[Bearbeiten] Leben

Johann Staud, Sohn eines ostböhmischen Bauern, war enger Mitarbeiter des christlichen Arbeiterführers Leopold Kunschak und wurde 1927 Sekretär der Zentralkommission der Christlichen Gewerkschaften.

Staud war seit 1934 als Leiter der Einheitsgewerkschaft, der Präsident des Gewerkschaftsbundes und außerdem 1930-1936 Bundesführer des Freiheitsbundes. Während des Ständestaats arbeitete der Freiheitsbund eng mit der Einheitsgewerkschaft zusammen und hatte dadurch erheblichen Einfluss auf die Vergabe von Funktionärsposten.[1]

Das programmatische Ziel des Freiheitsbundes war primär ein gegen die Sozialdemokratie gerichtetes. Der Freiheitsbund verstand sich als Instrument des Kampfes gegen die Linke. Im Gegensatz zur Heimwehr verstand er sich gleichzeitig auch als Mittel zum Kampf für Demokratie. Staud war jener Politiker der die Christlich-Soziale Arbeiterbewegung in den Jahren des autoritären Ständestaates am stärksten bestimmte.[2] Staud übernahm 1934 auch die Leitung der größten und wichtigsten Arbeiterkammer, jener für Niederösterreich und Wien.[3]

Die staatlich verordnete Einheitsgewerkschaft unter Staud konnte den fortschreitenden Sozialabbau und die Beschneidung der Rechte der Arbeiter und Angestellten nicht verhindern. Dennoch wuchs die Gewerkschaft auf über 400.000 Mitglieder an und wurde von den anderen europäischen Gewerkschaften im Jahr 1935 als legitim anerkannt.[4]

Staud und seine Mitstreiter, darunter der spätere Bundeskanzler Josef Klaus übernahmen innerhalb des gleichgeschalteten politischen Systems die Rolle einer loyalen Opposition, die versuchte sich für Rechte der Arbeitnehmer und mehr Demokratie einzusetzen. Die christlich dominierte Gewerkschaft ist damit innerhalb der Systemgrenzen gegen Entscheidungen der austrofaschistischen Regierung aufgetreten, stellte aber keine Opposition gegen das politische System als solches dar. Die Christliche Arbeiterbewegung opponierte im System gegen bestimmte Tendenzen des Systems. Sie verweigerte sich jedoch allen Richtungen, die eine Opposition zum System vertraten.[5]

Staud wurde als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus schon am Morgen des 12. März 1938, beim Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, verhaftet und mit dem ersten Österreicher-Transport ins KZ Dachau gebracht. Später wurde er in das KZ Flossenbürg verlegt, wo er am 2. Oktober 1939 als Folge der Strapazen des Konzentrationslagers starb.[6]

Im Jahr 1949 wurde die Steinhofstraße in Wien Ottakring ihm zu Ehren in Johann Staud-Straße umbenannt.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Cristl Kluwick-Muckenhuber: Johann Staud. Ein Leben für die Arbeiterschaft. Verlag Herold, Wien/München 1969, S. 77
  2. Cristl Kluwick-Muckenhuber: Johann Staud. Ein Leben für die Arbeiterschaft. Verlag Herold. Wien/München 1969. S. 25 und 29
  3. Anton Pelinka: Christliche Arbeiterbewegung und Austrofaschismus. In: Emmerich Talos, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Austrofaschismus, Politik-Ökonomie-Kultur 1933-1938. Verlag Lit, Wien 2005, ISBN 978-3-8258-7712-5, S. 88-99, hier: S. 90
  4. Paul Bernhard Wodrazka: Die Christliche Arbeiterbewegung von ihren Anfängen bis zur Gegenwart im Kontext der wirtschaftlichen, politischen und sozialpolitischen Entwicklungen in Österreich. Wien 2007, S. 27
  5. Anton Pelinka: Christliche Arbeiterbewegung und Austrofaschismus. In: Emmerich Talos, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Austrofaschismus, Politik-Ökonomie-Kultur 1933-1938. Verlag Lit, Wien 2005, ISBN 978-3-8258-7712-5, S. 88-99, hier: S. 93
  6. Heinz Arnberger (Hrsg): „Anschluss“ 1938: Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-06824-9, S. 39

[Bearbeiten] Weblinks