Joachim Nettelbeck

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Joachim Nettelbeck; Porträt aus der Ausgabe seiner Autobiographie bei Brockhaus, 1821–1823
Joachim Nettelbeck; Porträt aus der Ausgabe seiner Autobiographie bei Brockhaus, 1821–1823
Joachim Nettelbeck; zeitgenössisches Porträt
Joachim Nettelbeck; zeitgenössisches Porträt

Joachim Christian Nettelbeck (* 20. September 1738 in Kolberg; † 29. Januar 1824 in Kolberg) war der Retter Kolbergs und ein durch seine Autobiographie bekannter Seemann.

Nettelbeck, nach allen Zeugnissen ein bemerkenswert mutiger und besonnener Charakter, war der Sohn des Kolberger Brauers Johann David Nettelbeck und dessen Ehefrau Katharina Sophia Greiff. Nach nur wenigen Jahren verließ Nettelbeck als Elfjähriger die Schule und verdingte sich als Schiffsjunge.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Bereits 1758 avancierte Nettelbeck zum Steuermann und bald darauf auch zum Kapitän. Er bereist viele europäische Länder und beteiligt sich auch am Sklavenhandel zwischen Afrika und Suriname. Als 1756 der Siebenjährige Krieg ausbrach, kehrte Nettelbeck in seine Heimatstadt zurück. Bis 1763 lebte und wirkte er dort als Assistent seines Vaters, der als „Bürgeradjutant“ eine Bürgerwehr unter dem Befehl des Festungskommandanten befehligte.

1762 heiratete Nettelbeck in Kolberg Regina Charlotte Meller, mit der er auch mehrere Kinder hatte. Zu Ende des siebenjährigen Krieges stand Nettelbeck als Kapitän in preußischen Diensten; unterschiedliche politische Ansichten ließen ihn aber sehr bald wieder austreten.

Um 1770 konnte sich Nettelbeck als Kapitän und Schiffseigner selbstständig machen. Als er aber 1783 sein Schiff in einem Sturm verlor (damit auch einen Großteil seines Vermögens), gab er den Seehandel auf und ließ sich als Brauer und Schnapsbrenner in Kolberg nieder. Daneben versuchte er sich auch als Fischer auf dem Stettiner Haff und als Lehrer für Nautik in Stettin.

Obwohl Nettelbeck durch seine Rechthaberei und Arroganz nicht sehr beliebt war, achtete man ihn doch ob seiner Fähigkeiten und Kenntnisse. Die Stadt berief ihn in das Zehn-Männer-Gremium (eine Art Beratungsgremium) und später gehörte er auch den Segelhausältesten (eine Art Seegericht) an.

Nettelbeck ließ sich um 1796 von seiner Ehefrau scheiden und heiratete 1797 in zweiter Ehe Anna Maria Buske, die Witwe seines Kollegen, Kapitän Joachim Buske. Auch diese Ehe wurde bereits nach wenigen Jahren „wegen unausrottbarer Zerwürffnisse“ geschieden.

Nettelbeck sah sich durch diese Ämter legitimiert, als Nachfolger seines Vaters Bürgeradjutant zu werden. Major August Graf Neidhardt von Gneisenau, der die Festung Kolberg Anfang 1807 erfolgreich gegen Napoléon Bonapartes Truppen verteidigte, unterstützte Nettelbeck darin. Gemeinsam setzten sie die Ablösung des Festungskommandanten Ludwig Moritz von Lucadou durch, da dieser von Anfang an eine Kapitulation vorzog. Der neue Oberkommandierende Kolbergs, Graf Gneisenau, und der Leiter des Feuerlösch- und Überschwemmungswesens Kolbergs, Nettelbeck, bewirkten durch ihre Tatkraft, dass Kolberg eine der ganz wenigen preußischen Städte waren, welche 1806/07 nicht kapitulierten.

Im Frieden von Tilsit (7.-9. Juli 1807) wurde Preußen u.a. in seinem Staatsgebiet sehr beschnitten. Um dieses Machtvakuum zu kompensieren, schlug Nettelbeck König Friedrich Wilhelm III. vor, die Zukunft Preußens in afrikanischen Kolonien zu sichern. Nettelbeck erinnerte dabei vergeblich an die brandenburgischen Besitzungen in Afrika um 1700.

Mit über 75 Jahren heiratete Nettelbeck 1814 in dritter Ehe die nur halb so alte Albertine Löwe.

Nach der preußischen Kommunalreform war Nettelbeck zeitweilig noch als Stadtrat in Kolberg aktiv. Da Nettelbecks Arbeitsstil mit der Zeit immer selbstherrlichere Züge annahm, wurde er 1822 nicht mehr in seinem Amt bestätigt. Verbittert zog er sich ins Privatleben zurück und veröffentlichte seine Lebensbeschreibung. Sie wurde von Johann Christian Ludwig Haken, Superintendent in Treptow an der Rega, herausgegeben und erschien in der 1. Auflage 1821–1823. Bis heute wird sie immer wieder aufgelegt.

Im Alter von über 85 Jahren starb der Kapitän Joachim Nettelbeck am 29. Januar 1824 in Kolberg.

Die Autobiographie Nettelbecks wird 1943/45 zur Vorlage des Drehbuchs für den nationalsozialistischen Film Kolberg von Veit Harlan.

Ihm zu Ehren wurde ein Motorrettungsboot der DGzRS auf den Namen Nettelbeck benannt.

[Bearbeiten] Werke

  • Lebensbeschreibung des Seefahrers, Patrioten und Sklavenhändlers Joachim Nettelbeck. Eichborn, Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-8218-4426-4

[Bearbeiten] Denkmal

Kolberg: Das Gneisenau-Nettelbeck-Denkmal
Kolberg: Das Gneisenau-Nettelbeck-Denkmal

Ab 1887 wurde in der Bürgerschaft für ein Gneisenau-Nettelbeck-Denkmal gesammelt. 1901 wird der Bildhauer Georg Meyer in Berlin-Steglitz, aufgefordert, einen Entwurf zu erstellen. Nach Besichtigung des Denkmal-Entwurfes durch eine Kommission erhält der Künstler den Ausführungsauftrag.
Ausgerechnet an einem 2. September 1903 - der Tag wird in Preußen als Sedantag gefeiert / Kolberg feiert den Jahrestag der Aufhebung der Belagerung - wird in Kolberg das Denkmal in Gegenwart des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen als Vertreter des Kaisers feierlich enthüllt.

[Bearbeiten] Weblinks

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