Jacques Massu
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Jacques Massu (* 5. Mai 1908 in Châlons-sur-Marne; † 26. Oktober 2002 in Conflans-sur-Loing) war ein französischer General.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Herkunft
Massu war der Sohn eines Offiziers der französischen Armee und entfernt mit Marschall Michel Ney verwandt.
[Bearbeiten] Zwischen den Kriegen
1928 bis 1930 absolvierte er die Militärakademie von Saint-Cyr und gehört zum Studiengang N°115 du Maréchal Foch. Er entschied sich für eine Laufbahn in der Kolonialinfanterie und war abwechselnd in Frankreich und in Afrika stationiert (Marokko, Togo und Tschad) gewesen. In dieser Zeit wurde er mehrfach befördert und lobend erwähnt. Nachdem er zeitweise im Tibesti-Gebirge stationiert war, wurde er im Juni 1939 zum Hauptmann befördert.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Zur Zeit des Waffenstillstands von Compiègne war er in Französisch-Äquatorialafrika und schloss sich nach dem Appell vom 18. Juni 1940 dem Freien Frankreich unter Charles de Gaulle an. Er kämpfte unter Leclerc bei der Schlacht von Fezzan gegen die Italiener.
Im September 1942 war er Bataillonskommandeur im Tschad. In der Zeit in Afrika lernte er seine spätere Frau Suzan Massu kennen, die beim Kommando Rochamble Sanitätsoffizierin war und über diese Zeit auch ein Buch geschrieben hat.
Im April 1944 wurde er zu Leclercs 2. Panzerdivision in Südengland versetzt. Nach der alliierten Landung in der Normandie nahm Massu seit dem 1. August 1944 an dortigen Kämpfen teil, weitere Stationen waren Paris und die Vogesen. Am 25. September 1944 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Nach den Gefechten bei Strasbourg, Zabern und Colmar war seine Einheit an der Eroberung Südwestdeutschlands beteiligt. Mit dem Kriegsende in Europa erhielt er das Kommando über eine Einheit, die am Krieg gegen Japan teilnehmen sollte.
[Bearbeiten] Indochinakrieg
Im September 1945 wurde er nach Saigon in Französisch-Indochina versetzt. Der Krieg gegen Japan war bereits beendet. Als Kommandant von Hanoi wurde er 1946 zum Oberst befördert. Bis Oktober 1949 wechselten sich Einsätze im Indochinakrieg und Dienstzeiten in Frankreich untereinander ab.
Nach seiner Stationierung in Indochina war er Ausbilder in Paris, Brigadekommandeur in Niamey und Gebietskommandant in einem Teil Tunesiens. Im Juni 1955 erfolgte die Beförderung zum Brigadegeneral, 1956 nahm er an den erfolglosen Kämpfen während der Suezkrise teil.
[Bearbeiten] Algerienkrieg
Im Januar 1957 erhielt er den Oberbefehl über die Region Algier. Unter seinem Kommando gelang es der 10. Fallschirmjägerdivision, die unter seinem direkten Befehl stand, in der "Schlacht von Algier" (Bataille d'Alger) im September 1957 die Kashba von Algier von den Kämpfern der FLN zu säubern. Dadurch wurde ihm von den Franzosen in Algerien der Ehrentitel "Held von Algier" verliehen. Die dabei angewendeten Methoden wie Folter wurden später stark kritisiert. Es wurde erzählt, er habe, als man ihm von Folterungen berichtete, einige der Methoden an sich selbst ausprobiert und für erträglich befunden.
Nach dem Putsch in Algier am 13. Mai 1958 war er kurzzeitig Präsident des sogenannten "Wohlfahrtsausschusses", bevor de Gaulle eine neue Regierung bildet. Im Juli 1958 erhielt er einen weiteren Generalsstern und wurde im Dezember Oberkommandierender der französischen Truppen in Algerien. Daneben übernahm er das Amt eines Regionalpräfekten. Als er in einem am 19. Januar 1960 veröffentlichten Interview mit deutschen Journalisten Hans Ulrich Kempski, dem Chefreporter der Süddeutschen Zeitung, Zweifel daran äußerte, ob de Gaulle wirklich an einem französischen Algerien festhalten würde, erfolgte seine direkte Abberufung durch Präsidentenbefehl.
Die Versetzung des bei den Algerienfranzosen sehr populären Massu führte zu mehrtägigen Unruhen. Trotz dieser Affäre blieb er de Gaulle gegenüber loyal, der ihm schnell sein Interview verzieh.
Massu wurde wieder nach Frankreich versetzt und war nun Militärgouverneur von Metz; im Juli 1963 erfolgte daraufhin eine weitere Beförderung.
[Bearbeiten] Deutschland
Im März 1966 übernahm er auf Befehl von de Gaulle das Oberkommando über die französischen Truppen in Deutschland (FFA) mit dem Hauptquartier in Baden-Baden. Während der Mai-Unruhen flog de Gaulle am 29. Mai 1968 unter größter Geheimhaltung zu einem kurzen Besuch zu Massu nach Baden-Baden, der danach Spekulationen darüber auslöste, ob de Gaulle an einen Einsatz der Armee zur Beendigung der Unruhen gedacht habe und sich nur Massus unbedingter Loyalität für einen solchen Eingriff sicher sein wollte. Da de Gaulle auch seine Familie und seine Wertsachen bei sich gehabt hatte, wird auch oft über eine eventuelle Flucht des Präsidenten gerätselt. Den Inhalt des Vier-Augen-Gespräches, das beide eineinhalb Stunden miteinander geführt haben, hat Massu in seinem 1983 erschienen Buch "Baden 68 " wiedergegeben. Zuvor hatten die 1982 erschienen Memoiren von Georges Pompidou den Schleier, der über dieser Begegnung lag, gelüftet.
Danach hat Massu de Gaulle geraten, nach Paris zurückzukehren und eine Fernsehansprache in Uniform zu halten, was er auch am nächsten Tage gemacht hatte und damit die Unruhen erst einmal unterdrücken konnte.
[Bearbeiten] Letzte Jahre
Nach seiner Pensionierung im Juli 1969 lebte er zurückgezogen in Conflans-sur-Loing im Departément Loiret und schrieb eine Reihe von Büchern über seine Erlebnisse. Im Jahr 2000 meldete sich Massu noch einmal öffentlich zu Wort und bestätigte systematische Folterungen während des Algerienkrieges, die er im Alter bereut habe.
Massu gilt heute als einer der bedeutendsten Soldaten Frankreichs im 20. Jahrhundert.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Seit dem 14. Juli 1941 war Massu eines der 1.036 Mitglieder des Ordens Ordre de la Libération
- Großkreuz der Ehrenlegion
- Das Croix de Guerre
- Das Bundesverdienstkreuz
- Ehrenbürgerschaft der Stadt Baden-Baden
- Der britische Distinguished Service Order
- Die amerikanische Presidential Unit Citation
[Bearbeiten] Weblinks
- Lebenslauf auf Ordre de la Libération (französisch)
- Nachrufe (französisch)
- Nachruf Stadtführer Baden-Baden
Personendaten | |
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NAME | Massu, Jacques |
KURZBESCHREIBUNG | französischer General |
GEBURTSDATUM | 5. Mai 1908 |
GEBURTSORT | Châlons-en-Champagne |
STERBEDATUM | 26. Oktober 2002 |
STERBEORT | Conflans-sur-Loing |