Jürgen Chrobog

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Jürgen Chrobog (* 28. Februar 1940 in Berlin) ist ein deutscher Jurist, Diplomat und war Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Jürgen Chrobog (1995)
Jürgen Chrobog (1995)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Chrobog ist der Sohn eines Forstbeamten, der im ehemaligen Reichsforstministerium in Berlin gearbeitet hatte. Er studierte von 1962 bis 1967 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau, Göttingen und Aix-en-Provence. Er bestand seine juristischen Staatsexamen 1967 und 1971. Danach war er als Rechtsanwalt in Hannover tätig und trat 1972 in den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein. Er arbeitete zunächst in der deutschen Vertretung bei der UNO in New York. Das FDP-Mitglied Chrobog war von 1973 bis 1977 als Mitarbeiter der damaligen Außenminister Walter Scheel und Hans-Dietrich Genscher im Auswärtigen Amt für Europafragen und die Dritte Welt zuständig. 1977 wurde er nach Singapur entsandt, sowie 1980 nach Brüssel.

Von 1984 bis 1991 war Jürgen Chrobog Leiter der Presseabteilung und Sprecher des Auswärtigen Amts und leitete ab 1988 zusätzlich das Ministerbüro von Hans-Dietrich Genscher. Von Januar 1995 bis Juni 2001 war Chrobog deutscher Botschafter in den USA. Nach dieser Tätigkeit kam er nach Berlin ins Auswärtige Amt als Staatssekretär zurück, wo mittlerweile Joschka Fischer das Ministerium übernommen hatte. Chrobog übernahm die Aufgabenbereiche von Wolfgang Ischinger, der sein Nachfolger in Washington wurde: Vereinten Nationen, Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, die Außenwirtschaftspolitik sowie Rechts-, Protokoll- und Kulturfragen. Seit April 2003, als in Algerien 32 Sahara-Touristen (darunter neun Deutsche) verschleppt wurden, leitete er bis zu seiner Pensionierung Ende Juni 2005 als Staatssekretär im Auswärtigen Amt den bei Entführungen von Deutschen im Ausland zuständigen Krisenstab.

Seit Juli 2005 ist Chrobog Vorstandsvorsitzender der „BMW-Stiftung Herbert Quandt“, ein Amt, das bis Ende 2003 Horst Teltschik innehatte.

[Bearbeiten] Entführung 2005 im Jemen

Am 28. Dezember 2005 wurde gemeldet, dass Jürgen Chrobog zusammen mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Söhnen, unter anderem Felix Chrobog, ein erfolgreicher Langläufer in Washington, bei einer Überlandfahrt während eines Urlaubs im Osten des Jemen entführt wurde. Er hielt sich aufgrund einer privaten Einladung des jemenitischen Vize-Außenministers dort auf. Am Mittag des 31. Dezember wurden die Entführten freigelassen. Das Auswärtige Amt bestätigte kurz darauf die Freilassung der Familie Chrobog. Die Forderungen der Entführer nach der Freilassung inhaftierter Stammesangehöriger wurde nicht erfüllt. Stattdessen hatten die Stammesführer eine Vereinbarung mit der jemenitischen Regierung unterzeichnet, die sich verpflichtet, fünf Mitglieder eines rivalisierenden Stammes festzunehmen.

Die Familie, die mit einer größeren Reisegruppe im Jemen unterwegs war und von Sicherheitskräften begleitet wurde, war von Angehörigen des Al-Abdallah-Stammes aus der Provinz Schabwa entführt worden. Die Entführung wurde ermöglicht, als sich die Sicherheitskräfte zum Mittagessen zurückgezogen hatten.

[Bearbeiten] Familie

Jürgen Chrobog ist mit der promovierten Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Magda Gohar-Chrobog verheiratet, einer Tochter des ägyptischen Schriftstellers Youssef Gohar, und hat drei erwachsene Söhne (Karim, Fabian und Felix), die in den USA studiert haben und in Washington, New York und London arbeiten.

[Bearbeiten] Zitate

  • In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk kommentierte Jürgen Chrobog am 20. Dezember 2005 den Entführungsfall der zwei Tage zuvor im Irak freigelassenen Archäologin Susanne Osthoff: „Es begeben sich Menschen immer wieder in Gefahr und man erwartet ja allgemein eine Rundumversicherung des Staates. Kommt jemand in Gefahr, wird er entführt, dann erwartet man, dass der Staat sofort eingreift und die Dinge löst. Das ist eben zunehmend schwierig geworden in dieser Welt. Dieses fast Sozialversicherungsdenken der deutschen Bürger ist natürlich etwas, das man aufgreifen muss. So geht es eigentlich nicht. [...] Wer sich in Gefahr begibt und dieses Risiko kennt, der muss natürlich auch mit diesem Risiko leben. Wir werden immer alles tun für jeden, auch wenn er sich selbst in Gefahr begeben hat, ihn herauszuholen wieder. Aber Wunder können wir nicht bewirken.“ [1]
  • „Familie Chrobog fürchtete um ihr Leben.“ Bild-Zeitung, 2. Januar 2006 [2]
  • „Ich hatte auch nie den Eindruck, dass wir wirklich in Lebensgefahr standen.“ Der Tagesspiegel, 1. Januar 2006 [3]

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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