Instrumentalmusik
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Instrumentalmusik ist Musik, die mit Instrumenten ohne Singstimmen ausgeführt wird. Sie ist damit der Gegensatz von Vokalmusik.
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[Bearbeiten] Begriff
Bei der Definition ging es stets um die Fragen, ob Instrumente überhaupt etwas mitteilen können, und wenn ja, ob sie dabei die menschliche Stimme nachahmen sollen. Zu den traditionellen Aufgaben von Musikinstrumenten, die vom Gesang unabhängig sind, gehören zeitliche, militärische oder verkehrstechnische Signale sowie die Begleitung von Tanz und Marsch. In stilisierter Form sind diese Funktionen auch in der Kunstmusik bis heute gegenwärtig.
Eine scharfe Trennung von Instrumentalmusik und Vokalmusik ist nur in der abendländischen Musikgeschichte erfolgt. Noch in der Antike bilden Gesangsstimme und Instrument eine klangliche Einheit. Ihre Trennung beruht darauf, dass Musikinstrumente im christlichen Mittelalter als etwas Heidnisches betrachtet und aus den Gesängen der Liturgie ausgeschlossen wurden.
Erst seit dem Spätmittelalter beginnen sich die Instrumente zu emanzipieren, ersetzen aber häufig noch fehlende Gesangsstimmen. – Warum das Musikinstrument seit etwa 1700 umgekehrt zum Vorbild der Singstimme wird, der sogar instrumentale Koloraturen zugemutet werden, ist ungeklärt. Gewiss hängt es zusammen mit der Entwicklung des Konzerts als Musikveranstaltung.
Ludwig Finscher beschränkt sich in seinem Artikel Instrumentalmusik in der neuen Ausgabe des Musiklexikons Die Musik in Geschichte und Gegenwart auf die Zeit zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert, in der eine Loslösung der Instrumentalmusik von der textvertonenden Musik geschah.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Entstehung
Lauten- und Orgel-Tabulaturen sind schon im 15. Jahrhundert verbreitet. Tanzbearbeitungen bilden seit jeher einen großen Teil des Musizierens auf Instrumenten und führten zur Form der Suite. Seit dem späteren 16. Jahrhundert entsteht vor allem in Italien eine selbstständige Instrumentalmusik mit Gattungen wie dem Ricercar und der Toccata.
Solo- und Triosonaten sowie das Concerto grosso bilden im 17. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt rein instrumentaler Komposition. Am Ende des Jahrhunderts entsteht das Solokonzert. Die Präludien und Fugen von Johann Sebastian Bach tendieren bereits zur Loslösung der Harmonik vom polyphonen Zusammenklang der Einzelstimmen.
[Bearbeiten] Klassik
Die Opernsinfonie oder -ouverture entsteht hauptsächlich aus der Suite und entwickelt sich nach dem Ende des Generalbasszeitalters im 18. Jahrhundert zur Symphonie der Wiener Klassik, die gewissermaßen den Gipfel der europäischen Orchestermusik bildet und als historistische Gattung bis ins 20. Jahrhundert bestehen bleibt.
Daneben gibt es Formen für kleinere Besetzungen wie das Divertimento oder die Serenade. Das Streichquartett wird zu einer Art Kammermusik, die vornehmlich für Kenner bestimmt ist. Auf solistischen Tasteninstrumenten dominiert die Sonate.
[Bearbeiten] 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert gewinnt das Koloristische dank neuer und weiterentwickelter Musikinstrumente an Bedeutung (vgl. Instrumentation). Instrumentale Programmmusik entsteht, die sich an außermusikalischen Inhalten orientiert. Ein Erzählen oder Erinnern ohne Worte suggeriert häufig auch die populäre Salonmusik. Den Gestus einer Rede ohne Worte haben das oft solistische Charakterstück und in großer Besetzung die Symphonische Dichtung. Manche Richtungen der populären Instrumentalmusik emanzipieren sich von ihrer Funktion als Taktgeber: Von der Tanzmusik trennt sich der Konzertwalzer und von der Militärmusik emanzipiert sich die Blasmusik. – Zu einem Idealbild rein instrumentaler Musik, die weder Sprache noch Bewegung unterstützt oder nachahmt, wird die sogenannte absolute Musik.
Die Entwicklung des Klavierklangs führt zu spezifischen Formen wie der zur Kunst erhobenen Etüde. Improvisationen wie die musikalische Paraphrase erfreuen sich großer Beliebtheit.
[Bearbeiten] Moderne
Durch die Abkehr von der Ausdrucksästhetik seit Beginn des 20. Jahrhunderts entsteht eine Musik, die sich wieder an klassischen und barocken Vorbildern orientiert. Die Zwölftontechnik und später die serielle Musik führen zu einer neuen Klarheit und Sprödigkeit des Instrumentalklangs.
Durch den Einbezug von Geräuschen (Musique concrète), elektronischen Musikinstrumenten und später dem Computer wird der Begriff der Instrumentalmusik relativiert und erweitert.
[Bearbeiten] „Instrumental“
In der Unterhaltungsmusik und Popmusik bedeutet der Begriff Instrumental (aus dem Englischen und englisch ausgesprochen) ein Instrumentalstück oder die Version eines Musikstücks ohne Gesang (Instrumentalversion).
[Bearbeiten] Literatur
- Stefan Kunze: „Instrumentalmusik“, in: Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Riemann Musik-Lexikon, Sachteil, Mainz: Schott 1967, S. 402–404
- Ludwig Finscher: „Instrumentalmusik“, in: Ders. (Hrsg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil Bd. 4, Kassel: Bärenreiter 1996, S. 874–911