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Hypnotische Trance – Wikipedia

Hypnotische Trance

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hypnotische Trance ist eine Form der Trance, bei der man durchaus fähig sein, sich willentlich zu bewegen, und gibt meist zusammenhängende Worte von sich. Sie wird durch Hypnose eingeleitet. Als Besonderheit gilt hier die "Wachhypnose", in der man sich zwar in einem tranceähnlichen Zustand befindet, und sogar ein Rapport besteht, man aber trotzdem anscheinend hellwach ist und sich auch so verhalten und bewegen kann, so dass für ungeübte Augen kein Unterschied zum normalen Wachzustand erkennbar ist. Die Trance besteht hier wahrscheinlich unterschwellig und beeinträchtigt das Wachbewusstsein nicht.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zustand der Trance

In diesem Zustand sind sowohl die Ansprechbarkeit des Unbewussten als auch die Konzentration auf eine bestimmte Sache stark erhöht, die Kritikfähigkeit des Bewusstseins in gleichem Maße reduziert. Dadurch können bestimmte Phänomene verstärkt oder überhaupt erst wahrgenommen werden, wie beispielsweise Änderungen des Bewusstseins und des Gedächtnisses, Kontrolle des vegetativen Nervensystems, vermehrte Empfänglichkeit für Suggestionen sowie für normales Bewusstsein ungewöhnliche Reaktionen und Vorstellungen. Die Definition ist nur vage, da die physiologischen Vorgänge noch immer erforscht werden. Der Zustand der Hypnose ähnelt natürlichen, spontan auftretenden Zuständen, die man vor allem beim Einschlafen und Aufwachen sowie bei Tagträumen, konzentriertem Lesen eines Buches oder Schauen eines Films erleben kann: Die Wahrnehmung ist eingeengt und die Konzentration des Bewusstseins auf eine bestimmte Sache gerichtet (das Buch, der Film oder aber die Worte des Hypnotiseurs).

Der Bewusstseinszustand unter Hypnose ist jedoch ein besonderer Wachzustand des Unbewussten während das Bewusstsein ruht und weder mit dem des Schlafes noch mit dem des normalen Wachseins gleichzusetzen. Das Phänomen der Fixiertheit auf eine Sache treffen die Bezeichnungen „Einideeigkeit“ oder „Monoideismus“ recht gut. Daher wurden diese Begriffe als Ersatz für die Bezeichnung „Hypnose“ vorgeschlagen, auch, um Hypnose deutlicher vom Schlaf und von der Showhypnose abzugrenzen.

Erleben, Reaktionen und Wirkungen der Hypnose sind sehr individuell. Da sie immer nur dem Hypnotisanden zugesprochen werden kann, die Trance als solche also vom Hypnotiseur unabhängig ist, könnte alles und jeder hypnotisieren. Ob eine Hypnose die gewünschten Erfolge erzielt, ist immer von der inneren Einstellung des Hypnotisanden abhängig. Diese Tatsachen werden häufig mit „Jede Hypnose ist eine Selbsthypnose“ zusammengefasst.

[Bearbeiten] Theorie zur Trance

Seit Beginn der systematischen Anwendung von hypnotischer Trance sind eine Vielzahl verschiedenartiger Hypothesen über das Wesen der Trance aufgestellt worden. Eine einheitliche Theorie zur Beschreibung und Erklärung des Phänomens besteht allerdings bis heute nicht.

Auf Basis ihrer Grundausrichtungen können diese Hypothesen kategorisiert werden: Ausgehend davon, ob eine Theorie eher von körperlichen oder psychologischen Ursachen ausgeht, umfasst die erste Kategorie Erklärungsversuche, welche die Trance als ein rein physiologisches Phänomen darstellen. Hierzu können die Beschreibung der Trance als Schlafzustand, als Auswirkung einer zerebralen Hemmung (Iwan Petrowitsch Pawlow) oder als Erkrankung des neuronalen Systems (Jean-Martin Charcot) gezählt werden.

Psychologisch fundierte Theorien sehen die Trance mehr als Ergebnis eines komplexen Rollenspiels zwischen Hypnotiseur und Probanden, als kognitiv-behaviorales Verhalten oder als kognitiv-sozialpsychologische Reaktion. Das hypnotische Verhalten wird beim kognitiv-behavioralen Ansatz auf imaginative Fähigkeiten und selektive Aufmerksamkeit zurückgeführt.

Erfolgt die Kategorisierung mittels des Bewusstseinszustandes, kann eine Unterscheidung der Theorien nach dem Vorkommen eines speziellen Bewusstseinszustandes (state) bzw. als nicht-spezieller Bewusstseinszustand (non-state) getroffen werden. In der Theorierichtung des state wird der Zustand der hypnotischen Trance deutlich von anderen Bewusstseinszuständen, wie Schlaf, Wachzustand etc. unterschieden. Die unwillkürlichen Trancephänomene sind typisch für diesen Zustand und werden mittels ungewöhnlicher Mechanismen (z.B. Dissoziation) erklärt. Für die non-state-Theorien sind hypnotische Phänomene nicht eigenständig, sondern mit anderen Sozialverhaltensweisen vergleichbar.

Trotz teilweise entgegengesetzter Erklärungsversuche können die verschiedenen Theorieansätze unterschiedliche Aspekte der Hypnose belegen und für die Praxisarbeit notwendige Annahmen begründen.

[Bearbeiten] Stadien der Trance

Die Hypnosetiefe wird üblicherweise durch verschiedene Tests bestimmt, wie z.B. der Armlevitation und negativen Halluzinationen. Es existieren verschiedene Tiefenskalen mit verschiedenen Abstufungen, von einer leichten Unterteilung in drei Tiefen bis hin zu einer fünfzigstufigen Skala. Im therapeutischen Kontext wird auf eine Tiefenfeststellung meist verzichtet, da der Behandlungserfolg damit nicht korreliert.

Welche Phänomene auftreten können, ist von der Hypnosetiefe und vom Hypnotisanden selbst abhängig. In der Praxis unterscheidet man folgende Hypnosetiefen:

Leichte Trance (Somnolenz)
Die Aktivität des Bewusstseins unterscheidet sich hier noch kaum vom Wachzustand. Es werden einfache und logische Suggestionen angenommen und man kann eine beginnende Entspannung der Muskulatur beobachten. Regressions- und analytische Arbeit sind möglich.
Mittlere Trance (Hypotaxie)
Die Entspannung vertieft sich, der Körper wird partiell empfindungslos, das Wachbewusstsein ist kaum noch aktiv. Es werden alle Suggestionen angenommen, die nicht der Persönlichkeit des Probanden zuwiderlaufen, auch totale Schmerzlosigkeit ist möglich.
Tiefe Trance (Somnambulanz)
Dieser Zustand stellt sich als vollkommene Entspannung mit praktischem Verlust der Kritikfähigkeit des Wachbewusstseins dar. Es werden auch Suggestionen angenommen, die unlogisch und realitätsfremd sind, partielle Amnesie ist möglich, Halluzinationen können erfolgreich suggeriert werden. Bei so genannten positiven Halluzinationen nimmt der Hypnotisand irreale Dinge wahr, bei negativen Halluzinationen dagegen werden real vorhandene Dinge nicht mehr wahrgenommen.

Verschiedene Persönlichkeiten haben weitere Differenzierungen vorgenommen. So unterscheidet beispielsweise Ambroise-Auguste Liébeault zwischen sechs Stufen. Diese feineren Unterteilungen sind jedoch nur von theoretischer Bedeutung. Die Trance vertieft sich immer fließend, generell nimmt die Anzahl möglicher Phänomene mit der Hypnosetiefe zu, viele Phänomene sind aber auch im normalen Wachzustand möglich und treten lediglich verstärkt auf.

[Bearbeiten] Trancephänomene

Im Verlauf einer Trance können unterschiedliche Phänomene auftreten. Klassische Trancephänomene sind:

  • Zeitverzerrung (verlangsamte oder beschleunigte Zeitwahrnehmung)
  • erhöhte Suggestibilität und Lernfähigkeit
  • Aufhebung gedanklicher Beschränkungen
  • vernetztes Denken (gleichzeitige Verarbeitung von Inhalten auf mehreren Ebenen)
  • positive und negative Halluzination (nicht Vorhandenes wahrnehmen oder Vorhandenes nicht wahrnehmen)
  • Amnesie und Hypermnesie (Fehlendes und erhöhtes Erinnerungsvermögen)
  • Altersregression und -progression (Wiedererleben einer früheren Lebensalters bzw. Imagination eines zukünftigen Zustands)
  • veränderte Körperwahrnehmung in Form von Analgesie, Anästhesie, Hyper- oder Hyposensitivität (Schmerzfreiheit, Gefühllosigkeit, verringerte oder erhöhte Empfindlichkeit)
  • ideomotorische Bewegungen (unwillkürliches Zucken, Armlevitation, automatisches Schreiben, u.a.m.)
  • Katalepsie (Körperstarre) bzw. Hyper- oder Hypotonie (erhöhte oder verringerte Muskelspannung)
  • Dissoziation (Abkoppelung) und Assoziation (Neuverknüpfen, Ankern) von Sinneswahrnehmungen, Emotionen, Wissens- und Vorstellungsinhalten, Erinnerungen sowie einzelnen körperlichen und seelischen Funktionen.

Zu unterscheiden ist eine teilweise Dissoziation, bei der das abgekoppelte körperliche bzw. geistig-seelische Erleben als fremd wahrgenommen wird und eine völlige Dissoziation, bei der es nicht mehr wahrgenommen bzw. erinnert wird (Amnesie, Zahlenblock, Anästhesie, Induktion vorübergehender Unfähigkeit von Sehen, Hören, Sich-bewegen, etc.)

Charakteristisch für den Trancezustand sind vegetative Veränderungen von:

  • Atem (Entspannungstrance: langsamer, flacher)
  • Muskelspannung (geringer oder höher)
  • Herzschlag (meist langsamer) und Blutdruck (meist niedriger)
  • Bewegungen (seltener, geringer, zeitverzögert, leicht ruckartig).


Körperlich
Eine Tranceinduktion ruft messbare körperliche Veränderungen hervor. Durch moderne bildgebende Verfahren können spezifische Veränderungen der Gehirnaktivitäten in der Trance nachgewiesen werden. Die leichte Entspannung bei der Trance korreliert z.B. mit dem vermehrten Auftreten von Alpha-Wellen. Weithin bekannt ist auch die Körperstarre, die jedoch meist mit entsprechenden Suggestionen auftritt und nicht mit der Trance selbst. So können im Gegensatz zur Körperstarre auch bei Bewegungsabläufen Trancemerkmale beobachtet werden. Zum Überprüfen, ob eine Trance vorhanden ist, wird oft der sogenannte Levitationstest (unwillkürliches Heben eines Gliedmaßes, meistens ein Arm, auf Kommando) eingesetzt. Vom vegetativen Nervensystem gesteuerte Körperfunktionen zeigen erholungsfördernde Merkmale, wie die Reduktion des Herzschlags, Senkung des Blutdrucks, verringerte Ausschüttung von Stresshormonen (Kortisol) sowie erhöhte Immunbereitschaft.
Die körperliche Entspannung ist unter Umständen so groß, dass Sprechen ohne weiteres nicht mehr möglich ist. Dazu muss erst suggeriert werden, dass es leicht fällt zu sprechen und dass sich nur die dazu nötigen Muskeln anspannen. Manchmal empfindet der Proband den Zustand der Trance auch als so angenehm, dass er gar nicht mehr aufwachen möchte.
Kognitiv
Unter Hypnose können für Erwachsene eher untypische, eidetische (besonders detailliert, lebendige und genaue) Erinnerungen hervorgerufen werden, die in der Regel nur bei Kindern bis 5 Jahren auftreten. Bekannt sind außerdem Erinnerungsverlust und erhöhte Erinnerungsfähigkeit, letzteres gilt allerdings als für forensische Zwecke insgesamt unzuverlässig (False-Memory-Syndrom). Die Amnesie hingegen tritt spontan auf und wird wohl vom Unterbewusstsein eingesetzt, um das Bewusst-werden von Erkenntnissen und Erinnerungen zu verhindern. Auch die Wahrnehmung der Zeit kann sich verändern, sowohl in Richtung Beschleunigung als auch Verlangsamung.
Zwei für die Hypnotherapie wichtige Phänomene sind die Dissoziation und die Assoziation. In der Dissoziation können persönliche Eigenschaften, Erlebnisse und damit verbundene Gefühle vom eigenen Erleben getrennt (dissoziiert) und leichter von außen betrachtet werden. Assoziiert ist ein Mensch beim intensiven Erleben oder in der vollen Konzentration.
Besonders eine leichte Trance ist kaum vom normalen Wachbewusstsein unterscheidbar; Körper und Geist scheinen nur sehr entspannt und man bekommt auch alles wie gewohnt mit. Hieraus kann der Glaube vieler Patienten nach der ersten Hypnosesitzung beim Psychotherapeuten entspringen, nicht hypnotisiert gewesen zu sein.
Psychosomatisch
Ein großes Anwendungsgebiet der Trance spannt die Anästhesie bzw. Analgesie auf. Durch körperliche Dissoziation können Schmerzen aus dem individuellen Erleben temporär oder auch dauerhaft entfernt werden. Zur Anwendung kommt dieser Effekt sowohl bei akutem Schmerz als auch bei chronischen Schmerzen. Auch Heilung von Hauterkrankungen sind in der Trance wissenschaftlich gestützt nachgewiesen worden, wie bei Warzen und Herpes Simplex. Von medizinischem Interesse ist auch der Einfluss auf die Durchblutung, beispielsweise zur Kontrolle der Blutung bei Operationen oder zur therapeutischen Unterstützung bei Morbus Raynaud.
Alltägliche Phänomene
Einige der o.g. Trancephänomene sind auch im Alltag beobachtbar. Die Zustände sind natürlich und treten meistens spontan auf. Das Unterbewusstsein kann dabei, wie in einer hypnotischen Trance eine für Suggestionen höhere Empfänglichkeit aufweisen.
Die wohl bekanntesten Phänomene treten meist bei langen und eintönigen Autofahrten auf: Fokussierung der Aufmerksamkeit (oft verbunden mit Blickstarre), Zeitverzerrung und anschließende Teilamnesie („Wie bin ich hierher gekommen?“). Für die Tranceinduktion verantwortlich sind insbesondere die Monotonie der Fahrt, das Motorgeräusch und das Vibrieren des Autos.


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