Grantschen
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Grantschen ist ein Teilort der Stadt Weinsberg (Landkreis Heilbronn, Baden-Württemberg). Die ehemalige Gemeinde wurde am 1. Januar 1973 als Ortschaft in die Stadt Weinsberg eingemeindet. Sie hat 820 Einwohner (Stand: Oktober 2006) und eine Fläche von 2,10 km².
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[Bearbeiten] Geografie
Grantschen liegt im Sulmtal auf der nördlichen Seite der Sulm an einem Bach, der in die Sulm fließt, direkt gegenüber vom nur wenige hundert Meter entfernten Ellhofen auf der südlichen Seite der Sulm. Nur unwesentlich weiter, allerdings durch einen Hügel und die Bundesautobahn 6 von Grantschen getrennt, liegt der Weinsberger Teilort Wimmental. Weinsberg selbst ist zwar ebenfalls unmittelbarer Nachbar Grantschens, ist auf den üblichen Verkehrswegen aber nur über Ellhofen erreichbar.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Ortsname Grantschen wurde ursprünglich Granzesheim, später Gransheim geschrieben und deutet darauf hin, dass der Ort der ältesten germanischen Siedlungswelle im Sulmtal zuzurechnen ist. Dass auch schon früher Menschen hier lebten, bezeugen vorgefundene jungsteinzeitliche und römische Siedlungsreste. Zwei jungsteinzeitliche Siedlungen sind auf Grantschener Markung nachgewiesen: eine in den Lufenäckern, 300 m lang und 200 m breit, eine weitere im Gewann Borchäcker. Die Funde (Scherben, Steinwerkzeuge, Pfeilspitzen) sind im Heilbronner Museum.
Grantschen wurde 1037 erstmals im Öhringer Stiftungsbrief urkundlich erwähnt und gehörte später den Herren von Weinsberg. 1412 kam es zur Hälfte, 1440 (zusammen mit Weinsberg) vollständig an Kurpfalz und wurde 1504 württembergisch. Im Bauernkrieg 1525 wurde es nicht, wie in der Oberamtsbeschreibung ausgeführt, wie Weinsberg zerstört. Es hatten allem Anschein nach nur zwei arme Beisitzer ohne Bürgerrecht (Caspar Weyß und Jakob Haintzelman) am Aufstand teilgenommen.[1]
Grantschen gehörte seit 1755 zum Oberamt Weinsberg und kam nach dessen Auflösung 1926 an das Oberamt Heilbronn. 1933 wurden 354 Einwohner gezählt, 1939 waren es 359[2] und Ende 1945 waren es 445[3].
In einer Bürgeranhörung am 26. März 1972 entschieden sich die Grantschener Bürger mit großer Mehrheit für die freiwillige Eingliederung in die Stadt Weinsberg. Der Eingliederungsvertrag wurde am 27. März 1972 unterzeichnet, die Eingliederung in die Stadt Weinsberg erfolgte am 1. Januar 1973.
[Bearbeiten] Religionen
Die evangelischen Christen in Grantschen gehören zur Evangelischen Kirchengemeinde (Obersulm-) Sülzbach, die 1.686 Mitglieder hat, davon 530 aus Grantschen (Stand: Oktober 2002). Für sie wurde 1963/64 die evangelische Friedenskirche in Grantschen neu erbaut. Für die katholischen Christen ist die katholische Kirchengemeinde St. Oswald in Wimmental zuständig.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat und Ortschaftsrat
Im Weinsberger Gemeinderat sind zwei Sitze für Vertreter Grantschens reserviert. Da Weinsberg nach der Unechten Teilortswahl wählt, werden die Grantschener Vertreter nicht nur von den Einwohnern Grantschens, sondern von allen Weinsbergern gewählt.
Bei jeder Kommunalwahl wird von der wahlberechtigten Bevölkerung Grantschens ein Ortschaftsrat mit sechs Mitgliedern gewählt, der bei wichtigen die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören ist. Seit der Wahl 2004 sind die Freie Wählervereinigung Weinsberg 1950 (FWV) mit vier Mitgliedern und die CDU mit zwei Mitgliedern im Ortschaftsrat Grantschen vertreten. Andere Wahlvorschläge als FWV oder CDU gab es keine.
[Bearbeiten] Ortsvorsteher und Bürgermeister
Auf Vorschlag des Ortschaftsrats hin wählt der Weinsberger Gemeinderat für jede Ortschaft einen ehrenamtlichen Ortsvorsteher. In Grantschen ist dies (Stand: 2006) Ludwig Hoch.
[Bearbeiten] Wappen und Flagge
Das Grantschener Wappen zeigt: In Rot das silberne Fleckenzeichen in der Form eines doppelarmigen, links giebelförmig überdachten Stand-Kreuzes mit Winkelarmen, im rechten silbernen Obereck eine rote Traube. Die Flaggenfarben Grantschens sind Weiß-Rot.
1930 enthielt das Grantschener Dienstsiegel das Fleckenzeichen, umgeben von zwei Lorbeerzweigen. 1939 schlug die Archivdirektion der Gemeinde ein Wappen vor, das in gespaltenem Schild vorne in Blau einen goldenen Schlüssel, hinten in Gold eine blaue Weinberghape mit schwarzem Griff zeigte. Der Schlüssel sollte als Attribut des heiligen Petrus auf den ältesten bekannten Besitzer Grantschens hinweisen, das dem hl. Petrus und Paulus geweihte Stift Öhringen, die Weinberghape auf den Weinbau. Wegen des Kriegsausbruchs wurde der Vorschlag nicht mehr verfolgt und erst 1956 wieder aufgegriffen. Die Gemeinde wünschte das Fleckenzeichen im Wappen, wollte aber auch den Weinbau vertreten wissen, der daraufhin ins Obereck aufgenommen wurde. Die rot-weißen Farben des 1956 angenommenen Wappens sind die der Herren von Weinsberg, die dem Öhringer Stift als Besitzer Grantschens nachfolgten.
[Bearbeiten] Vereine
Wichtigste Vereine Grantschens sind der Sportverein TV Grantschen 1907 und der Landfrauenverein Grantschen.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Mit Ellhofen, Wimmental und Weinsberg ist Grantschen durch Kreisstraßen verbunden. Die Bundesautobahn A 6 führt zwar direkt an Grantschen vorbei, hat aber hier keine Anschlussstelle. Die nächste Autobahnanschlussstelle befindet sich in Weinsberg. Der Öffentliche Nahverkehr wird mit Bussen abgewickelt, die nächste Bahnstation ist wenige Kilometer entfernt in Ellhofen an der Hohenlohebahn, wo auch Anschluss zur Stadtbahn Heilbronn besteht.
[Bearbeiten] Weinbau
Grantschen ist ein traditionsreicher Weinbauort. Die 1947 gegründete Weingärtnergenossenschaft Grantschen, der auch Weingärtner aus Ellhofen und Wimmental angehören, ist auch überregional für ihre Weine bekannt.
[Bearbeiten] Bildung
Grantschen verfügt zusammen mit Wimmental über die gemeinsame Grundschule Grantschen/Wimmental. Alle weiterführenden Schulen sind in Weinsberg.
[Bearbeiten] Wasserversorgung
Grantschen wurde am 18. Oktober 1987 an die Bodensee-Wasserversorgung angeschlossen.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Hartmut Gräf: Die Ämter Neuenstadt am Kocher und Weinsberg an der Wende zur Neuzeit. Thorbecke, Ostfildern 2004 (Forschungen aus Württembergisch Franken, 51), ISBN 3-7995-7652-5. S. 94
- ↑ Mitteilungen des Württ. Stat. Landesamtes Nr. 4/5 vom 10. Dezember 1940: Ergebnisse der Volks- und Berufszählung am 17. Mai 1939
- ↑ Ergebnisse der Einwohnerzählung und Wohnsitzermittlung am 4. Dezember 1945 in Nordwürttemberg
[Bearbeiten] Literatur
- Rudolf Hörbe: Chronik Grantschen. Rudolf Hörbe, [Weinsberg] 2007
Koordinaten: 49° 09' 30" N, 09° 19' 30" O