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Golem XIV – Wikipedia

Golem XIV

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Golem XIV ist der Titel einer vordergründig als Science-Fiction-Erzählung verpackten philosophischen Abhandlung des polnischen Autors Stanisław Lem aus dem Jahre 1981 (deutsche Übersetzung: 1986), welches in Deutschland auch unter dem Titel Also sprach Golem bekannt ist. Teile des Textes erschienen bereits 1973 (deutsche Übersetzung: 1976) im Sammelband „Imaginäre Größe“. Lem selbst bezeichnete „Golem XIV“ im gemeinsam mit dem polnischen Literaturwissenschaftler Stanislaw Beres verfassten Gesprächsband „Lem über Lem“ als die „Summe seines Denkens“(Gespräche, S. 116).

„Golem XIV“ ist in der Geschichte Lems ein vom Menschen gebauter Super-Computer, der weder eine Persönlichkeit noch einen Charakter besitzt. Er kann sich jedoch jede beliebige Persönlichkeit zulegen. Golem XIV kennt ebenfalls kein Gefühlsleben, er ist keine Person, sondern ein Kalkül.

Der Text besteht aus zwei fiktiven Vorlesungen Golems XIV („Dreierlei über den Menschen“ und „Über mich“). Die zweite dieser „Vorlesungen“ veröffentlichte Lem erstmals 1981, während die erste „Vorlesung“ bereits in „Imaginäre Größe“ enthalten war. Eingebettet werden diese Vorlesungen in eine Vorrede des fiktiven Wissenschaftlers Irving T. Creve (bereits 1973) und ein „Nachwort“ des ebenso fiktiven Wissenschaftlers Richard Popp (erstmals 1981).

Die Geschichte von Golem XIV ist weniger ein Roman als ein philosophisches Werk und beschreibt den Beginn und das Ende des intelligenten Computers nur am Rande. Schwerpunkt des Buches sind die Monologe des Computers, in denen Golem XIV seine Sicht des Kosmos und des Menschen wiedergibt.

Lem konfrontiert den Leser mit der unbequemen Vorstellung, die Menschheit sei ein Fehlprodukt der Natur und keineswegs die Krone der Schöpfung. So hinterfragt Golem XIV die Kriterien, die der Mensch aufstellt, um sich selbst als „Krone“ zu sehen, und weist auf die geistige Beschränktheit hin, mit der der Mensch die Ziele der Natur zu erkennen glaubt.

In der ersten „Vorlesung“ („Dreierlei über den Menschen“) entwirft Lem − verkappt als Supercomputer Golem − Grundzüge einer neodarwinistischen Evolutionstheorie, die inhaltlich der vom Biologen Richard Dawkins erstmals 1976 veröffentlichten Konzeption des „Egoistischen Gens“ nahesteht. Lem räumt dem genetischen Code eine gegenüber den aus ihm entstandenen Organismen evolutionär vorrangige Stellung ein und kleidet diesen Gedanken in die Formulierung: „Der Sinn des Boten ist die Botschaft“ (Golem, S. 49). Organismen bestehen dieser Ansicht zufolge also allein zum Zwecke der Verbreitung des genetischen Codes, der sich ihrer als eine Art Vehikel bedient. Die Ähnlichkeiten zwischen Lems Überlegungen und den Gedanken Richard Dawkins, dessen im Jahre 1976 erschienene Theorie Lem im Jahre 1973 noch nicht kennen konnte, wurden insbesondere von dem deutschen Philosophen Bernd Gräfrath in seinem 1996 erschienenen Buch „Lem's Golem. Parerga und Paralipomena“ herausgestellt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Stanislaw Lem: Golem XIV, in: Ders., Imaginäre Größe, Frankfurt a.M.: Insel, 1976, S. 109-205.
  • Stanislaw Lem: Also sprach Golem, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1986 - ISBN 3518377663.
  • Stanislaw Lem, Stanislaw Beres: Lem über Lem. Gespräche, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1989.
  • Bernd Gräfrath: Lem's Golem. Parerga und Paralipomena, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1996.
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