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Eurythmie – Wikipedia

Eurythmie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Eurythmie (auch Eurhythmie, gr. Gleichmaß von Bewegung oder schöne Bewegung) ist eine expressive Bühnenkunst, die Anfang des 20. Jahrhunderts (etwa 1908 - 1925) in Deutschland und der Schweiz im Umkreis von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, entstand. Äußerlich ähnelt sie entfernt dem klassischen Ballett, sie wird aber im Allgemeinen weniger artistisch und körperbetont inszeniert. Eurythmie wird als eigenständige Darstellende Kunst, aber auch als Komponente von Bühneninszenierungen betrieben. Kombiniert mit medizinischem Fachwissen wird sie von Anthroposophen auch heiltherapeutisch angewendet. An Waldorfschulen ist Eurythmie ein reguläres Pflichtfach. In Deutschland besteht seit dem Jahr 2006 auf der Alanus Hochschule ein offizieller, international akkreditierter akademischer Lehrstuhl für Eurythmie.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ziel und Inhalt der Eurythmie

Die Eurythmie soll geistige Inhalte durch Körperbewegungen und Gesten, durch Sinn-, Laut-, Satz-, Ton- und Motivgebärden darstellen. Dazu werden Texte und Musik mit Hilfe einer breiten Palette an interpretatorischen Grundregeln und Stilmethoden in Bewegungen und Choreographien umgesetzt. Die Möglichkeit der Interpretation auch von Sprache und Lauten unterscheidet Eurythmie dabei von vielen anderen rhythmischen Darstellungsformen. Zwar gibt es auch andere Bewegungsinszenierungen, die auf Sprache aufbauen, aber neben der Eurythmie hat dabei keine dieser Darstellungsformen die Interpretationsmittel für Lyrik und Prosa in einem vergleichbaren Maße formalisiert. In der Eurythmie besteht ein großer Teil der Inszenierungen aus dieser sog. Sprach- oder Lauteurythmie.

In der Interpretation von musikalischen Werken ist das Grundgerüst des Takts oft nur ein Teilaspekt. Hinzu kommen Tonart, Stilrichtung sowie emotionaler und geistiger Gestus des Musikstückes. Im Gegensatz zum klassischen Ballet oder auch moderneren Tanzformen verwendet die Eurythmie weniger Posen oder abstrakte Bewegungsabläufe, sondern betont in ihrer Interpretation von Sprache und Musik den Raum im Umfeld des Tänzers, bzw. den Raum zwischen den Tänzern einer Gruppe.

In Eurythmie-Aufführungen werden dramatische, epische und lyrische, aber auch humoristische Werke der Sprach- und Musikdichtung aller Epochen als „beseelte sichtbare Sprache“ und „sichtbarer Gesang“ zur Darstellung gebracht. Dies geschieht sowohl in choreographischen Gruppeninszenierungen, wie in solistischer Form. Lange, einfarbige Gewänder und Schleier und eine wechselnde farbige Bühnenbeleuchtung sind das auffälligste visuelle Merkmal einer klassischen Eurythmieinszenierung. Stilisierte Requisiten und Bühnenbilder können je nach Art des interpretierten Werkes auch in Erscheinung treten, sind aber eher selten. Eine bekannte Bühneninszenierung, in der die Eurythmie Verwendung findet, ist die jährliche Aufführung der ungekürzten Fassung von GoethesFaust I“ am anthroposophischen Goetheanum.

Eurythmie wird an verschiedenen anthroposophischen Instituten in mehrjährigen Berufsausbildungen und Hochschulstudiengängen in Vollzeit gelehrt; für pädagogische Eurythmie und Heileurythmie gibt es ergänzende Berufsausbildungen. Von professionellen Eurythmisten werden, zusätzlich zu den eurythmischen Fähigkeiten, im allgemeinen Kenntnisse in Poetik und Lyrik, Sprachschulung (auch Sprachgestaltung genannt), Anatomie, Musiktheorie, Farbenlehre, Plane Geometrie, Choreografie, Bühnenbeleuchtung und der philosophisch-esoterischen Lehre der Anthroposophie erwartet. Für Eurythmielehrer und Heileurythmisten kommen hierzu noch pädagogische und alternativmedizinische Kenntnisse. Als Gesundheitstherapie („Heileurythmie“) wird die Heileurythmie von einigen deutschen Krankenkassen als Bewegungstherapie anerkannt.[1]

Die Eurythmie ist das einzige für Waldorfschulen spezifische Unterrichtsfach, das an keiner anderen Schule angeboten wird. Sie wird im allgemeinen als Pflichtfach durchgehend vom Waldorfkindergarten bis zur 12. Klasse unterrichtet.

[Bearbeiten] Entwicklung der Eurythmie

Die Begründung der Eurythmie datiert auf das frühe 20. Jahrhundert. Die ersten Indizien für eine Beschäftigung Rudolf Steiners mit Bewegungskunst gehen auf das Jahr 1908 zurück, in dem der Philosoph vom 18. bis 31. Mai zwölf Vorträge über das Johannes-Evangelium hielt. Nach dem ersten Vortrag über den Anfang des Johannes-Evangeliums soll Steiner mit der Frage auf die russische Malerin und Schriftstellerin Margarita Woloschin zugetreten sein, ob sie diese Passagen tanzen könne. Das berichtet Woloschin jedenfalls in ihrer Autobiografie „Die grüne Schlange“. Ihre Antwort habe gelautet: „Ich glaube, man kann alles tanzen, was man fühlt“, worauf Steiner gesagt haben soll: „Aber auf das Gefühl kommt es doch heute an.“ Hier verdichtet sich das erstemal Steiners Idee zu einer anthroposophischen Tanz und Bewegungskunst, die in den nächsten Jahren zur Ausgestaltung der Eurythmie führen sollte.

Die erste eurythmische Aufgabe bekam, der Überlieferung nach, Lory Maier-Smits Mitte Dezember 1911 in Berlin, als ihre Mutter Clara Smits mit Steiner ein Gespräch führte, in dem er nach den Berufsabsichten der Tochter fragte. Diese, so die Anweisungen Steiners, solle Alliterationen schreiten, dabei einen kräftigen, etwas stampfenden Schritt auf die alliterierenden Taktteile und eine gefällige Armbewegung bei den Taktteilen ohne Konsonant machen. Nicht nur vorwärts, sondern auch ebenso energisch rückwärts schreitend. Lory Maier-Smits wurde die erste Eurythmistin und Eurythmielehrerin.

Der Name Eurythmie wurde von Steiners Frau Marie von Sievers vorgeschlagen. Dies geschah in der letzten Stunde des ersten Eurythmiekurses, der vom 16. bis 27. September 1912 in Bottmingen für Lory Smits gehalten wurde. Tanzgeschichtlich kann die Entstehung von Eurythmie im Zusammenhang mit der Revolutionierung von Tanztheater und des Körperbewussteins zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gesehen werden.

Eurythmie ist aus der Sicht ihres Erfinders die Kunst, in Sprache und Musik wirksame Gesetzmäßigkeiten und Beziehungen durch menschliche Bewegung sichtbar zu machen. Hierzu werden verschiedene Gestaltungsmittel, wie Gesten, Farben und Raumformen (Choreographie), eingesetzt. Dabei wird die Bewegung aus dem Bewußtsein der Beziehung von eigenem Leib zu dem ihn umgebenden Raum und der Zeit heraus gestaltet. Die eurythmische Gestaltung eines Musikstückes oder einer Dichtung soll deren künstlerische Gestalt und die sie hervorbringenden Bildekräfte sichtbar werden lassen.

Der Ursprung der Gesten und Bewegungen liegt nach Meinung von Eurythmisten in den räumlichen und zeitlichen Kraftfeldern, die die menschliche Gestalt hervorbringt und in denen sich der Mensch bewegt. Die nach anthroposophischer Vorstellung der Sprache oder der Musik innewohnenden und in ihr wirkenden Zusammenhänge versucht der Eurythmist mit Gesten und Bewegungen durch synchrone Gestaltung im Raum sichtbar zu machen.

[Bearbeiten] Bewegung im Bühnenraum und Körpersprache

[Bearbeiten] Choreographie („Form“)

Jede eurythmische Aufführung verwendet eine Choreographie, die in der Eurythmie oft als „Form“ bezeichnet wird. Die Form bestimmt, welche Gänge im Raum der Eurythmist zu welchem Zeitpunkt im Vortrag des künstlerischen Interpretation macht. Kommentare wie Taktangaben bei der Musikeurythmie oder Textzeilen bei der Spracheurythmie verdeutlichen den Bezug der Form zum interpretierten Kunstwerk. Auf vielen Formen finden sich oft auch Kostümangaben, Vorgaben zu Requisiten, Schleiern und Gewandfarbe und zur Farbe der im Verlauf der Interpretation wechselnden Bühnenbeleuchtung.

Bei der Entwicklung der Form stehen das Kunstwerk und seine Interpretation im Mittelpunkt. Es wird versucht, die innere Dynamik des Kunstwerks durch Bewegungen im Raum abzubilden. So ist es im Bereich der Toneurythmie beispielsweise möglich, höhere oder lauterer Töne durch Gang nach vorne und tiefere oder leisere Töne durch Gang nach hinten zu betonen. Änderungen im Rhythmus der Musik werden durch schnellere oder langsamere Schritte dargestellt. Zumeist besteht die Gesamtdarstellung eines Kunstwerks aus mehreren Formen, in denen sich auch Wiederholungen und Variationen des Kunstwerks widerspiegeln. Auch können verschiedene Eurythmisten oder Gruppen zur gleichen Zeit unterschiedliche Formen laufen. Die verschiedenen Stimmen eines Musikstückes werden z. B. häufig von unterschiedlichen Gruppen dargestellt. Im Bereich der Lauteurythmie ist eine Strophen- oder Versweise Variation der einzelnen Gruppen und Formen häufig anzutreffen.

Neben der Form gelten die Gebärden als zweite Grundlage der eurythmischen Darstellung. Die elementarsten Gebärden sind Bewegungen des eigenen Körpers in den sechs Raumrichtungen, also Aufrichten, Zusammenziehen und Beugen des Körpers. Diese Bewegungen werden überlagert von Bewegungen der Arme. Für diese gibt es eine Reihe von Hauptgebärden für Töne, Intervalle und Laute, die jedoch in ihrer Größe und Ausrichtung im Raum, in ihrer Reihenfolge und in der Verknüpfung untereinander vielfältig variiert werden können, sodass sich zusammen mit der Form eine Vielzahl von Bewegungskombinationen denken lässt, die dem Künstler Freiraum zur Interpretation gewährt. Einige Formen schränken den interpretativen Spielraum jedoch stärker ein. Die oft so genannten "Apollinischen Formen" etwa richten sich streng nach der Grammatik und dem Sinnzusammenhang der Sprache. Für jede Art von Satzkomponente, Wortart sind jeweils bestimmte Bewegungen vorgegeben. So werden in der apollinischen Methode z. B. Satzkomponenten, die etwas "geistig-wesenhaftes" bezeichnen, in der Choreografie mit einem zum Publikum geöffneten Bogen gelaufen. Da die Natur der Apollinischen Formen in einer starken Formalisierung liegt, lassen sich diese Choreographien begrenzt nach Regeln konstruieren. Apollinische Sinngesten richten sich wie die Apollinischen Formen nach der Grammatik und dem Sinnzusammenhang der Sprache und finden im gleichen Zusammenhang Verwendung. Bindewörter werden z. B. mit einem Kopfnicken ausgedrückt.

[Bearbeiten] Heileurythmie

Heileurythmie ist eine spezielle Therapieform aus der Anthroposophischen Medizin, die seit 1921 von Rudolf Steiner unter Mitarbeit von Ita Wegman aus den Bewegungsformen der Eurythmie entwickelt wurde. Es handelt sich um eine Einzel-Therapie, die von anthroposophischen Therapeuten angeleitet wird. Nach einem Urteil des Bundessozialgerichtes der Bundesrepublik Deutschland vom 22. März 2005 (Aktenzeichen B 1 A 1/03 R) können die Kosten für Heileurythmie von den Gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet werden. Wenige gesetzliche Krankenkassen haben einen Rahmenvertrag über Integrierte Versorgung mit Anthroposophischer Medizin u. a. mit dem Berufsverband Heileurythmie abgeschlossen, in welchem die Kosten für Heileurythmie regelmäßig vergütet werden.

Im Rahmen der anthroposophisch erweiterten Medizin wird Heileurythmie bei akuten, chronischen oder degenerativen Erkrankungen des Nervensystems, des Herz-Kreislaufsystems, des Stoffwechselsystems und des Bewegungsapparates angewendet. Weitere Anwendungsgebiete sind kindliche Entwicklungsstörungen und Behinderungen sowie Psychosomatik und Psychiatrie.

In der Heileurythmie wird eine Erkrankung als Störung der leiblichen, seelischen und geistig-individuellen Ebenen des Menschen betrachtet. Gezielte Bewegungsübungen sollen die gestörten Bereiche wieder in ein harmonisches Gleichgewicht bringen. Dabei zielen die heileurythmischen Bewegungen auf eine Beeinflussung der Empfindungen des Patienten von außen nach innen, also entgegengesetzt zu dem Vorgang menschlicher Gemütsäußerungen, bei dem sich Empfindungen von innen nach außen durch Mimik und Gestik äußern. Hintergrund ist eine ganzheitliche anthroposophische Betrachtung des Menschen, derzufolge körperliche Erkrankungen meist seelische Ursachen haben und seelische Störungen organisch bedingt sein können.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Quelle: Stiftung Warentest, Alternative Behandlungsverfahren - Was die Krankenkassen bezahlen, PRESSEMITTEILUNG 17.01.2006; eine Übersicht bei thylmann-gesellschaft.de (PDF), S. 4.

[Bearbeiten] Literatur

  • Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Froböse (Hrsg.): Die Entstehung und Entwickelung der Eurythmie. Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz 1998, ISBN 3-7274-2775-2
  • Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Froböse (Hrsg.): Eurythmie - Die neue Bewegungskunst der Gegenwart. Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz 1991, ISBN 3-7274-6420-8
  • Magdalene Siegloch: Eurythmie. Eine Einführung. Freies Geistesleben, Stuttgart 1997 ISBN 3-7725-1237-2
  • Rüdiger Grimm (Hrsg.) u. a.: Heilende Kräfte in der Bewegung. Die Anwendung der Heileurythmie in der Heilpädagogik. Freies Geistesleben, Stuttgart1997, ISBN 3-7725-1589-4
  • Michael Brater (Hrsg.) u. a.: Betriebseurythmie. Freies Geistesleben, Stuttgart 2002, ISBN 3-7725-1109-0
  • Arfst Wagner u. a.: Eurythmie. Aufbruch oder Ende einer jungen Kunst? Flensburger Hefte, Flensburg 2001, ISBN 3-935679-01-7
  • Beatrix Hachtel, Dr. med. Angelika Gäch: "Bibliographie Heileurythmie, Veröffentlichungen 1920 – 2005". Überarbeitete und stark erweiterte 2. Auflage der Bibliographie der Veröffentlichungen zur Heileurythmie 1920 – 1989 von Dr. med. Sylvia Sutter-Sütterlin. NMM-Verlag 2007; 610 Seiten; ISBN 978-3-928914-16-1

[Bearbeiten] Weblinks


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