Ein Kapitän von fünfzehn Jahren
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Ein Kapitän von fünfzehn Jahren ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Das Buch wurde erstmals 1878 in zwei Bänden unter dem Titel Un capitaine de quinze ans veröffentlicht; die erste deutsche Übersetzung erschien 1879.
Ein Kapitän von fünfzehn Jahren ist ein weniger bekannter Roman Jules Vernes. Hauptperson ist der 15jährige Waise Dick Sand, der durch tragische Umstände zum Kapitän der Pilgrim wird. Für Humor sorgt Vetter Benedict, ein kleines bebrilltes Männchen mit dem Gemüt eines Kindes. Vetter Benedict ist ein sogenannter „Fachidiot“, der nichts außer seinen Insekten im Kopf hat und ständig mit einer Lupe und einer Insektentrommel herumläuft. Eine entscheidende Rolle spielt auch Dingo, der versucht, Negoro an die Kehle zu springen, als er ihn das erste Mal an Bord der Pilgrim erblickt. Als Jack mit Buchstabenwürfeln spielt, klaut ihm Dingo zwei Würfel mit den Buchstaben S und V, den Initialen seines toten Herrn. Die Frage, was Dingo und Negoro verbindet, wird erst im letzten Kapitel beantwortet.
Auf Neuseeland schifft sich Frau Weldon zusammen mit ihrem kleinen Sohn Jack, ihrem Vetter Benedict, einem eigenwilligen Insektenforscher, und ihrer schwarzen Dienerin Nan auf dem Walfänger Pilgrim, die nach San Francisco fährt, ein. Frau Weldon ist die Ehefrau des Reeders der Pilgrim. Auf See rettet die Mannschaft der Pilgrim die fünf Schwarzen Herkules, Tom, Bat, Austin und Aceton sowie den großen Hofhund Dingo von Bord eines treibenden Wracks.
Kurze Zeit später wird die Besatzung der Pilgrim bei der Jagd auf einen Wal getötet. Außer den Passagieren bleiben nur der 15jährige Schiffsjunge Dick Sand und der Koch Negoro, ein Portugiese, an Bord zurück. Dick Sand übernimmt mit Unterstützung der Passagiere die Aufgaben des Kapitäns, lediglich Negoro ist damit nicht einverstanden, fügt sich aber. Die Passagiere werden zu Matrosen. Dick Sand steuert die Küste von Südamerika an.
Unterwegs gerät die Pilgrim in einen Sturm. Kurze Zeit später erwischen Dick Sand und Herkules Negoro, der sich anscheinend am Schiffskompaß zu schaffen macht. Als nach längerer Irrfahrt Land in Sicht kommt, versuchen sie mit dem Schiff zu landen. Dabei läuft die Pilgrim auf eine Klippe auf. Am Strand begegnen Dick Sand und seine Gefährten dem Amerikaner Harris. Harris erklärt ihnen, dass sie sich in Bolivien befinden. Er bietet ihnen an, sie zu einer Hacienda im Landesinneren zu führen, von der aus sie leicht ihre Reise fortsetzen können. Sie nehmen das Angebot an. Negoro hat die Gruppe schon vorher verlassen.
Während ihres Marsches ins Landesinnere sehen die Reisenden Tiere wie Giraffen und Antilopen, die es in Bolivien normalerweise nicht gibt, lassen sich aber durch Harris Erklärung beschwichtigen. Erst als während eines Nachtlagers ein Löwe auftaucht, verschwindet Harris. Die Reisenden müssen erkennen, dass sie nicht in Südamerika sondern in Afrika, genauer in Angola, gelandet sind.
Im Urwald trifft Harris auf Negoro, der der Gruppe gefolgt ist. Negoro hat in der Tat den Kompass manipuliert und so die Pilgrim an die Küste von Angola gebracht. Harris und Negoro gehören zu einer Bande von Sklavenjägern, die ihren Stützpunkt in dem Dorf Kazonndé hat. Sie wollen die Schwarzen als Sklaven verkaufen.
Unterdessen treten die Reisenden den Rückweg zur Küste an. Sie fliehen vor einem Wolkenbruch in das Innere eines unbewohnten Termitenhügels. Als Wasser in den Hügel eindringt, müssen die Reisenden ein Loch in die Decke schneiden und auf die Hügelspitze fliehen. Dort werden sie von eingeborenen Sklavenjägern überwältigt und gefangen genommen. Die Reisenden werden voneinander getrennt.
Auf dem Weg nach Kazonndé wird Nan von den Sklavenjägern getötet. In Kazonndé prahlt Harris vor Dick Sand damit, dass Frau Weldon und Jack vor Erschöpfung gestorben seien. Zornig ersticht Dick Sand Harris mit dessen eigenem Messer. Dick Sand wird von Moini Lunga, dem König von Kazonndé, zum Tode verurteilt. Während eines Trinkgelages verbrennen der König und einer seiner Minister bei lebendigem Leibe (siehe Spontane menschliche Selbstentzündung). Beim Begräbnis des Königs soll Dick Sand zusammen mit den Ehefrauen und Sklaven von Moini Lunga in einem ausgetrockneten Flussbett, das geflutet wird, ertränkt werden.
Frau Weldon und Jack sind nicht tot, sondern werden zusammen mit Vetter Benedict ebenfalls in Kazonndé gefangengengehalten, haben es aber bequemer als die anderen. Eines Tages verschwindet Vetter Benedict bei einem seiner Spaziergänge. Kurze Zeit darauf werden Frau Weldon und Jack von Herkules, der sich als Zauberer verkleidet hat, vor den Augen der Bevölkerung von Kazonndé entführt. Frau Weldon findet sich zusammen mit Dick Sand, Herkules, Dingo und Vetter Benedict auf einer Pirogge wieder, die einen Fluss hinunterfährt. Dick Sand hat seine Hinrichtung überlebt. Lediglich die Schwarzen mussten zurückgelassen werden.
Im Urwald stoßen die Reisenden auf eine Hütte, in der ein Skelett liegt. Wie aus einem vergilbten Brief neben der Leiche hervorgeht, handelt es sich um die Leiche des Reisenden Samuel Vernon, dem Herrn von Dingo. Samuel Vernon wurde von seinem Führer Negoro ermordet. Als Negoro auftaucht, stürzt sich Dingo auf ihn. Negoro und Dingo sterben.
[Bearbeiten] Literatur
- Heinrich Pleticha (Hrsg): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992
- Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005
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