Duloxetin
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Strukturformel | |||||||||
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Allgemeines | |||||||||
Freiname | Duloxetin | ||||||||
Andere Namen | |||||||||
Summenformel | C18H19NOS | ||||||||
CAS-Nummer | 116539-59-4 | ||||||||
PubChem | 60835 | ||||||||
ATC-Code | |||||||||
DrugBank | DB00476 | ||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||
Wirkstoffklasse | |||||||||
Wirkmechanismus | |||||||||
Fertigpräparate |
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Verschreibungspflichtig: Ja | |||||||||
Eigenschaften | |||||||||
Molare Masse | 297,42 g·mol−1 | ||||||||
Dichte |
1,158 g·cm−3 |
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Siedepunkt |
466,2 °C (760 mmHg) |
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Sicherheitshinweise | |||||||||
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LD50 |
491 mg·kg−1 (Ratte, M p.o.) |
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Duloxetin ist ein Arzneistoff mit antidepressiver Wirkung. Duloxetin ist der potenteste der bisher zugelassenen Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und wirkt sowohl auf den Serotonin- als auch auf den Noradrenalin-Stoffwechsel im Zentralen Nervensystem. In den Studien wurden neben den psychischen Beschwerden auch begleitende körperliche Symptome (z. B. Schmerzen) gelindert. Der analgetische Effekt bei Depression ist nach einer neueren Metaanalyse allerdings sehr gering.[1]
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Indikationen, Präparate
In Deutschland wurde Duloxetin zuerst im August 2004 unter dem Markennamen Yentreve® zur Behandlung der Belastungsinkontinenz zugelassen, später (Anfang 2005) als Cymbalta® zur Behandlung der Depression. Cymbalta® hat seit 2006 die Zulassung für schmerzhafte diabetische Polyneuropathie.
Das Medikament wird gemeinsam von den Firmen Lilly und Boehringer Ingelheim vermarktet.
[Bearbeiten] Behördliche Zulassung
Im Januar 2005 wurde in den USA der Zulassungsantrag von Eli Lilly für Yentreve® von der FDA abgelehnt. Grund sind vermutlich Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Suizid der gesunden Probandin Tracy Johnson (während Dosisreduktion nach Teilnahme an einer Zulassungsstudie), wegen zu kurzer Studienverläufe oder auch wegen einer insgesamt erhöhten Suizidrate unter Duloxetin-Anwendern (siehe Warnhinweis bei Weblinks). Demgegenüber hatte Yentreve® im August 2004 die Zulassung der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) erhalten.
Entgegen den Erwartungen der Partner (Eli Lilly und Boehringer Ingelheim) ist der Umsatzverlauf des Präparates in einigen EU-Ländern bisher enttäuschend. In Deutschland hat Cymbalta® allerdings laut Arzneimittelreport 2007 (S. 792) eine 144,6-prozentige Steigerung der Tagesdosen gegenüber 2005 erfahren. 2006 lagen die insgesamt verschriebenen Tagesdosen somit bei 15,3 Millionen.
[Bearbeiten] Unerwünschte Wirkungen
Zu den beobachteten Nebenwirkungen gehören:
- Übelkeit, trockener Mund, Halsentzündung und Obstipation
- Durchfall, Erbrechen, Appetitverlust oder -abnahme
- Kopfschmerzen, unscharfes Sehen, Schläfrigkeit und Zittern
- Schlafstörungen, Angst und Nervosität
- vermehrtes Schwitzen, Nachtschweiß und Hitzewallungen
- Frieren
- Müdigkeit, häufiges Gähnen
- Sexualstörungen (z. B. Orgasmusunfähigkeit oder Erektionsprobleme)
- Blutdruckerhöhung und Herzbeschwerden
- verzögerte Miktion und Harnverhalt[2]
Es wurde von Leberschäden berichtet - insbesondere im Zusammenhang mit Alkohol.
Die unerwünschten Effekte treten insbesondere in den ersten Tagen nach dem Beginn der Einnahme auf, können aber auch mehrere Wochen andauern. Bei abrupter Beendigung der Einnahme ist mit Absetzsymptomen (z. B. Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Angst) zu rechnen. Es wird deshalb empfohlen, das Medikament langsam „auszuschleichen“ (d. h. über mind. 2 Wochen die Dosis zu verringern).
[Bearbeiten] Dosierung
Als Anfangs- und Erhaltungsdosis bei Depression wird einmal täglich 60mg empfohlen. In Studien wurden Dosen bis 120mg getestet; abgesehen von einer schlechteren Verträglichkeit konnte keine Wirkungssteigerung nachgewiesen werden.
Bei schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie wird ebenfalls 60mg als Standarddosis empfohlen. Allerdings kann hier in Einzelfällen (z.B. bei starken Rauchern) eine Dosiserhöhung auf 90mg oder 120mg für den Patienten eine verbesserte Schmerzreduktion bewirken.
Eventuelle anfängliche vorübergehende Übelkeit kann signifikant reduziert werden, wenn 1 Woche mit 30mg eingeschlichen wird. Bei dieser Dosis ist allerdings keine Wirksamkeit belegt.
Als Dosierung bei Belastungsinkontinenz werden zunächst 20 mg Tagesdosis über 2 Wochen, danach 40 mg pro Tag empfohlen. Hauptsächlich Nebenwirkung in dieser Dosierung ist Übelkeit, welche vor allem zu Therapiebeginn auftritt.
[Bearbeiten] Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Bei der Anwendung von Duloxetin zusammen mit anderen Antidepressiva ist Vorsicht geboten. Insbesondere die Kombination von Duloxetin mit reversiblen MAO-Hemmern wie Moclobemid wird nicht empfohlen. Duloxetin sollte nicht zusammen mit Johanniskraut eingenommen werden.[3]
[Bearbeiten] Anwendung während der Schwangerschaft
Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Auch wenn keine Daten über die Anwendung von Duloxetin vorliegen, ist darauf hinzuweisen, dass Entzugssymptome bei Neugeborenen aufgetreten sind, wenn die Mutter kurz vor dem Entbindungstermin andere serotonerge Arzneimittel angewendet hat. Duloxetin sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn dies ist klar notwendig. Frauen, die während der Behandlung schwanger werden, sollten ihren Arzt darüber unterrichten.[3]
[Bearbeiten] Anwendung während der Stillzeit
Duloxetin geht in die Muttermilch über. Die von einem Säugling pro kg Körpergewicht aufgenommene Menge liegt bei etwa 0,14% der von der Mutter eingenommenen Dosis. Da keine Information über die Verträglichkeit von Duloxetin bei Säuglingen und Kindern vorliegt, wird die Anwendung von Duloxetin während der Stillzeit nicht empfohlen.[3]
[Bearbeiten] Absetzsyndrom
Wenn die Einnahme von Duloxetin abrupt beendet wird, können Absetzsymptome auftreten. Es können Schwindel, Hyperhidrose, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, sensorische Störungen, Reizbarkeit und Angst auftreten. Es wird empfohlen die Behandlung ausschleichend zu beenden.[3]
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- Hauptartikel: SNRI Discontinuation Syndrome
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Psychother Psychosom. 2008;77(1):12-6. PMID 18087203
- ↑ arznei-telegramm 2008; Jg. 39, Nr. 5, S. 62
- ↑ a b c d Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Cymbalta; Stand: Februar 2008
[Bearbeiten] Weblinks
- Warnhinweis der FDA zu Duloxetin (PDF, Juni 2005)
- Warnung des arznei-telegramm vor Duloxetin (PDF, August 2005)
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