DP-Lager
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DP-Lager (engl.: DP-Camps) waren Einrichtungen zur vorübergehenden Unterbringung so genannter Displaced Persons (DPs) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, Österreich und Italien.
Nach dem Einmarsch der Alliierten 1945 befanden sich auf dem Gebiet der drei westlichen Besatzungszonen in Deutschland zwischen 6,5 und 7 Millionen DPs. Unter diesem Begriff wurden zunächst alle Personen verstanden, die sich als ehemalige KZ-Häftlinge oder Zwangsarbeiter, oder als von den Nationalsozialisten angeworbene ausländische Arbeitskräfte in Deutschland und Österreich befanden. Kriegsgefangene fielen nicht unter diesen Begriff.
In der Erklärung von Jalta hatten sich die Alliierten die Repatriierung der Kriegsflüchtlinge zum Ziel gesetzt. Bis Ende des Jahres 1946 konnten knapp sechs Millionen DPs in ihre Heimat zurückgeführt werden. Für ungefähr eine Million Menschen kam jedoch eine Rückkehr in ihre Heimat nicht in Frage. Darunter fielen befreite Zwangsarbeiter, die nicht in ihre von der Sowjetarmee besetzten Heimatländer zurückkehren wollten, jüdische Überlebende des Holocaust, die ihre gesamte Existenz verloren hatten, aber auch Osteuropäer und Balten, die freiwillig für die Deutschen gearbeitet hatten und nun Repressalien in ihren Heimatländern fürchteten.
Die Unterbringung und Versorgung einer derartig großen Anzahl von Menschen gestaltete sich schwierig. Die Militärverwaltungen in den drei westlichen Besatzungszonen betrauten daher die Hilfsorganisation UNRRA der Vereinten Nationen mit der Betreuung der Lager, die offiziell als assembly centers bezeichnet wurden. Für jedes Lager war ein so genanntes UNRRA-Team verantwortlich. Es bestand in der Regel aus acht Verantwortlichen für unterschiedliche Bereiche der Lagerverwaltung und sechs Funktionsträgern (Koch, Krankenpfleger, Fahrer, Schreibkraft). Ab 1947 übernahm die Nachfolgeorganisation der UNRRA, die IRO die Verwaltung der DP-Lager.
Bereits mit dem Vorrücken der alliierten Streitkräfte nach der Landung in der Normandie, wurden in Frankreich, Belgien und den Niederlanden viele Zwangsarbeiter und Fremdarbeiter befreit, die untergebracht und versorgt werden mussten. Die ersten vom SHEAF eingerichteten assembly centers befanden sich daher auch in diesen Ländern. Die überwiegende Mehrzahl der DP-Lager in Deutschland befand sich auf dem Gebiet der Amerikanischen Besatzungszone. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden keine DP-Lager eingerichtet.
Im Sinne einer möglichst raschen und reibungslosen Repatriierung wurden die Displaced Persons je nach Nationalität auf die DP-Lager verteilt. Für jüdische DPs wurden eigene DP-Lager eingerichtet.
Als DP-Lager dienten vorwiegend bereits bestehende Einrichtungen, wie
- ehemalige Kasernen der Wehrmacht oder der SS,
- ehemalige Kriegsgefangenenlager,
- ehemalige Konzentrationslager und Unterkünfte für Zwangsarbeiter,
- requirierte private Wohnungen, Hotels oder Krankenhäuser.
- und die Gemeinde Haren (Ems) wurde unter polnische Verwaltung gestellt und dadurch insgesamt zu einem DP-Lager.
Insbesondere die Unterbringung in Lagern, die zuvor den Nationalsozialisten gedient hatten, wie auch die schlechte Versorgung in den Lagern riefen bei den Bewohnern Verbitterung hervor. Dies kam auch im Harrison-Report vom August 1945 zum Ausdruck. Durch den Bericht sah sich Präsident Truman veranlasst, die Situation der DPs verbessern zu lassen. Die jüdischen DP-Lager der Amerikanischen Besatzungszone wurden danach unter jüdische Selbstverwaltung gestellt. Eine wichtige Rolle hierbei spielten hierbei jüdische Wohlfahrtsorganisationen, wie das Joint Distribution Committee. Ab Dezember 1951 kamen die DP-Lager der amerikanischen und britischen Besatzungszonen unter deutsche Verwaltung und wurden zu „Regierungslagern für heimatlose Ausländer“ erklärt.
1957 wurde das Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen als letztes der DP-Lager der ehemaligen US-Besatzungszone aufgelöst. In der ehemaligen britischen Besatzungszone existierte das DP-Lager Wehnen bei Oldenburg noch bis 1959.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Jacobmeyer: Vom Zwangsarbeiter zum Heimatlosen Ausländer. Die Displaced Persons in Westdeutschland 1945–1951. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1985, ISBN 3-525-35724-9.
- Irene Eber: Ich bin allein und bang. Ein jüdisches Mädchen in Polen 1939–1945. Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. Beck, München. 2007. 287 Seiten mit 18 Abbi. und 1 Karte. ISBN 3406556523. Engl. Originaltitel: The Choice – Poland, 1939–1945. 2004. Verlag Schocken Books Inc., NY. 240 S. ISBN 0805241973 (Englisch)
- Maria Weiss: D.P. Siedlung 121 Haid 1941 bis 1961. Historisch-biographische Fotodokumentation. Hrsg. v. Stadtamt Ansfelden
- Atina Grossmann: Jews, Germans, and Allies: Close Encounters in Occupied Germany. Princeton: Princeton University Press 2007. ISBN 0-691-08971-X[1]