Deixis
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Deixis, Pl. Deixeis (von griech. δείκνυμι, „zeigen“, lat. demonstratio) ist entweder der Vorgang des Referierens auf Situationselemente oder die Eigenschaft (Funktion) sprachlicher Ausdrücke „in Abhängigkeit vom jeweiligen Äußerungskontext“ [1] zu bezeichnen. Dabei gibt es unterschiedliche Deixisauffassungen.[2] (S. auch Indexikalität)
Ausdrücke, die deiktisch (hinweisend, zeigend) sind, nennt man indexikalische Ausdrücke, deiktische Ausdrücke, Indexausdrücke[3], Deiktika[4], Indikatoren oder auch Zeig(e)wörter.
„Deiktisch sind jene Ausdrücke, die auf die personellen, temporalen oder lokalen Charakteristika der Sprechsituation verweisen, z. B. ich – du, jetzt – dann, hier – da.“[5].
Deiktische Ausdrücke sind Ausdrucksmittel, mit denen ein Sprecher den Hörer in einem Verweisraum (Situation, Vorstellung, Text, Diskurs) orientiert. Basis ist die Hier-Jetzt-Ich-Origo (lat. hic-nunc-ego-Origo), wie sie Karl Bühler beschrieben hat.[6] Das ist der Nullpunkt (lateinisch origo) des Bezugssystems, von dem aus gezeigt wird.
Die Deixis wird je nach Konzept der Semantik oder der Pragmatik zugeordnet oder als deren Bindeglied angesehen[7], herrschend wohl als Teilgebiet der linguistischen Pragmatik, die sich mit der Verwendung von Sprache in bestimmten Situationen befasst.[8]
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[Bearbeiten] Arten von Deixis
- Personaldeixis (ich, du): Um zu wissen, auf wen/was diese Deixis zeigt, muss man wissen, wer der Sprecher bzw. Hörer ist, also die Gesprächssituation kennen.
- Der Obviativ (lat. obvius, „entgegenkommend“) stellt etwa bei einigen nordamerikanischen Sprachen über spezielle Pronomina die Möglichkeit zur Verfügung, zwischen „unmittelbar vorerwähnt“ (proximat) und „nicht unmittelbar vorerwähnt“ (obviativ) morphologisch zu differenzieren. Beispiele dt. dieser – jener und lat. iste – ille
- Objektdeixis (dieser, jener): Ein Demonstrativpronomen verweist auf Näheres (Proximal) oder Ferneres (Distal) mit Bezug auf den Sprecher oder Hörer (Medial).
- Lokale Deixis (hier, dort): Lokaladverbien können auch mit Bezug auf den Sprecher bzw. Hörer auf Näheres und Ferneres verweisen.
Ergänzung: „indirekte Deixis“ siehe Diskussion.
- Temporale Deixis (jetzt, dann): Ein Bezug zum Äußerungszeitpunkt wird hergestellt. Hierher gehören auch die Tempusformen.
- Textdeixis bzw. Diskursdeixis bezieht sich auf vorangehende/folgende Elemente eines Textes: In vielen Sprachen können hierfür auch Demonstrativpronomina verwendet werden. (Was ich sagen will, ist dies/Folgendes: …)
Ergänzung: Diskursdeixis als Lokal- oder Temporal-Deixis siehe Diskussion.
- Finale Deixis (noch, eigentlich) drückt einen unscharfen kausalen oder temporalen Zusammenhang aus und suggeriert eine finale Verkettung, die in der Zukunft eintreten mag oder auch nicht (Finale Form der Deixis). Solche Formen treten in der Vokalartikulation im Marketiung und in der Politik auf, nie jedoch in der entsprechenden Dokumentation.
Manche Autoren sprechen von einer sozialen Deixis, die sich auf den sozialen Status der Kommunikatoren beziehen lasse (Sie, Du).
[Bearbeiten] Stufen lokaler Deixis
In Anlehnung an die Person des Sprechers (1. Person) und des Hörers (2. Person) können die folgenden Stufen lokaler Deixis unterschieden werden:
- Nahdeixis, Proximal, Deixis der ersten Person: Es wird auf den Sprecher (ich), auf den Raum in der Nähe des Sprechers (hier) oder einen Gegenstand bzw. eine Person aus diesem Raum verwiesen (dies),
- Medial, Deixis der zweiten Person: Es wird auf den Hörer (du), den Raum in der Nähe des Hörers (spanisch: ahí) oder einen Gegenstand bzw. eine Person aus diesem Raum verwiesen (spanisch: eso, Italienisch: codesto); im Deutschen gibt es keine besonderen Ausdrucksmittel für die mediale lokale Deixis,
- Ferndeixis, Distal, Deixis der dritten Person: Es wird auf eine Person (die so genannte 3. Person), die weder Sprecher noch Hörer ist, auf einen Raum, der von Sprecher und Hörer entfernt ist (dort), oder auf einen Gegenstand bzw. eine Person aus diesem Raum verwiesen (jener).
- Für manche Indianersprachen wird noch eine weitere (seltene) Stufe angenommen für einen Raum der sehr weit von Sprecher und Hörer entfernt ist (Obvial).
In den meisten Sprachen besteht mindestens eine Unterscheidung von Nah- und Ferndeixis. Verfügt eine Sprache bei der lokalen Deixis über mediale Ausdrucksmittel, verfügt sie auch über eine Unterscheidung von Distal und Proximal.
[Bearbeiten] Literatur
- Hadumod Bußmann (Hg.): Lexikon der Sprachwissenschaft, Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0
- Gabriele Diewald: Deixis und Textsorten im Deutschen, Niemeyer, Tübingen 1991 (=Reihe Germanistische Linguistik, Bd. 118) ISBN 3-484-31118-5
- Holger Diessel: Demonstratives. Form, function and grammaticalisation. Benjamins, Amsterdam, 1999 (Typological studies in language; Bd. 42) ISBN 1-556-19656-3
- Konrad Ehlich: Verwendungen der Deixis beim sprachlichen Handeln. Linguistisch-philologische Untersuchungen zum hebräischen deiktischen System, Lang, Frankfurt 1979, ISBN 3-8204-6308-9
- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7
- Stephen C. Levinson: Pragmatik, Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-22039-2
- Klaus Sennholz: „Grundzüge der Deixis“ (Bochumer Beiträge zur Semiotik, 9), Studienverlag Dr. Norbert Brockmeyer, Bochum 1985.
- Gisela Zifonun u. a.: Grammatik der deutschen Sprache, de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 1-556-19656-3
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Indexikalität
- ↑ Vgl. Vater, Referenz-Linguistik (2005), S. 16 m.w.N.
- ↑ Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Indexikalität
- ↑ Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe (2005)/Indexikalität
- ↑ Dürr/Schlobinski, Deskriptive Linguistik (2006), S. 294
- ↑ Karl Bühler: Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Ullstein, Frankfurt/ Berlin/ Wien 1978, S. 102ff. Erstausgabe 1934
- ↑ Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002)/Deixis
- ↑ Vorgängerversion – ohne Nachweis