Bremsweg
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Unter Bremsweg versteht man die Strecke, die ein Fahrzeug vom Beginn der Bremsung bis zum Ende der Bremsung zurücklegt. Entscheidend für die Länge des Bremsweges ist die gefahrene Geschwindigkeit und die Verzögerung.
Bei einer Bremse, die direkt auf den Fahrweg wirkt, etwa eine Magnetschienenbremse oder einer aerodynamischen Bremse, ist der Bremsweg von der Masse und der Geschwindigkeit abhängig. Dies gilt auch bei einer Bremse, die auf eine formschlüssige Verbindung zwischen Bremse und Fahrweg wirkt, etwa bei einer Zahnradbahn.
Bei einer Radbremse ist zu unterscheiden, ob die Bremsanlage genug Drehmoment entwickeln kann, um das abzubremsende Rad festzubremsen (Stillstand des Rades) oder ob dies nicht möglich ist. Ist dies nicht möglich, hat die Masse auch hier einen entscheidenden Einfluss auf den Bremsweg. Ist das Drehmoment der Bremse jedoch so groß, dass es das Rad festbremsen kann, besitzt die Masse nur einen geringen Einfluss auf den Bremsweg. Sie erhöht zwar die Trägheit, aber in nahezu gleichem Maße steigt auch die Reibung zwischen Fahrzeug und Untergrund. Allerdings treten aufgrund von Veränderungen im Bereich der Verzahneffekte zwischen Reifen und Fahrbahn, sowie infolge der Abhängigkeit des Haftreibkoeffizienten von der Flächenpressung nichtlineare Haftreibungsverläufe auf, die dazu führen, dass ein leichteres Fahrzeug bei sonst gleichen Bedingungen einen etwas kürzeren Bremsweg aufweist.
In den Berechnungsformeln für den Bremsweg ist meist die Bremsansprechzeit enthalten. Diese Bremsansprechzeit ist die Zeit, die die Bremsen benötigen um den Zwischenraum von der Bremsbacke zur Bremstrommel bzw. Bremsklötze zur Bremsscheibe zu überwinden. Bei der hydraulischen Bremsanlage liegt die Zeit zwischen 0,1 und 0,2 Sekunden; bei der Druckluftbremsanlage zwischen 0,2 und 0,6 Sekunden. Die physikalische Formel für den Bremsweg ist
- wobei s der Bremsweg (in m), v die Geschwindigkeit (in m/s) und a die Bremsverzögerung (in m/s²) bezeichnet.
Diese Formel gilt nur für konstante Verzögerungen.
Der Bremsweg ist nicht in jedem Fall identisch mit dem gesamten „Anhalteweg“. Im Anhalteweg ist der Bremsweg zwar enthalten, es muss aber noch der Reaktionsweg und – falls nicht schon geschehen – die Bremsansprechzeit dazu gerechnet werden.
Der Reaktionsweg ist der Weg, der vom Erkennen der Bremsnotwendigkeit bis zum tatsächlichen Bremsbeginn zurücklegt wird. Der Reaktionsweg kann vom Fahrzeugführer und auch von der Fahrzeugtechnik (Signallaufzeiten) abhängig sein.
[Bearbeiten] Berechnungsformeln für Kraftfahrzeuge
- die Fahrschul-Faustformel für Kraftfahrzeuge für den normalen Bremsweg (Bremsverzögerung 3,86 m/s²): (v ist in der Einheit km/h zu verwenden)
- die Fahrschul-Gefahrbremsfaustformel (Bremsverzögerung 7,72 m/s²): (= normaler Bremsweg : 2)
Der Reaktionsweg sR berechnet sich als , wobei tR die Reaktionszeit (in s) und v die Geschwindigkeit (in km/h) bezeichnen. Oft wird mit einer durchschnittlichen Reaktionszeit von 1 Sekunde gerechnet.
Bei aufmerksamen, geübten Fahrern verkürzt sich die Zeit. Unter Drogen, Alkohol, Medikamenteneinfluss verlängert sich die Zeit. Die Zeiten variieren zwischen 0,5 … 1,7 Sekunden. Bei einer Ablenkung, wie etwa emotionale Gespräche, Telefonieren am Steuer – bis zu 5 Sekunden Ablenkung beim Wählen – können noch längere Zeiten auftreten.