Blindschleiche
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Blindschleiche | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anguis fragilis | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist eine Echsenart innerhalb der Familie der Schleichen (Anguidae). Sie hat keine Extremitäten. Die Gesamtlänge eines erwachsenen Tieres beträgt maximal 52 cm, meist jedoch 35-45 cm. Blindschleichen können im Idealfall bis zu 50 Jahre alt werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Wortbedeutung
Der Name Blindschleiche leitet sich nach allgemeiner Auffassung ab vom althochdeutschen plintslîcho. Die ursprüngliche Bedeutung dieses Begriffs scheint nicht abschließend geklärt zu sein. Verschiedentlich findet sich eine Deutung als „blendender Schleicher“, was auf die glänzende Haut des Tieres Bezug nehmen soll. Anders jedoch die Herleitung im Deutschen Wörterbuch: Jacob und Wilhelm Grimm erklären den Begriff als den Namen einer „blinden, giftigen Schlange“. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf das lateinische Wort caecilia, das mit caecus - „blind“ - verwandt ist und das gleiche Tier bezeichnen soll. Tatsächlich findet sich im Romanischen etymologischen Wörterbuch von W. Meyer-Lübke das Stichwort caecilia, das „Blindschleiche“ bedeute und in abgewandelter Form insbesondere in verschiedenen italienischen Dialekten überlebt habe.
Dieser Befund legt nahe, dass die Bezeichnung tatsächlich auf ein im Volksglauben als blind angesehenes Reptil gemünzt ist (auch wenn die Blindschleiche tatsächlich einigermaßen gut sehen kann). Die abweichende Deutung des Namens als „blendender Schleicher“ muss sich zudem entgegenhalten lassen, dass plint im Althochdeutschen ebenfalls schlicht „blind“ bedeutet und das Tier darüber hinaus selbst im grellen Sonnenlicht den Betrachter nicht gerade blendet.
[Bearbeiten] Vorkommen
Blindschleichen sind in ganz Europa verbreitet, aber auch in Nordafrika und im Osten bis Westsibirien anzutreffen, vor allem in Feuchtbiotopen und Wäldern. Meist sind sie unter Laub, Zweigen oder im Kompost versteckt. Man sieht sie oft nur morgens und abends bei ihrem Sonnenbad .
[Bearbeiten] Besonderheiten
Im Gegensatz zu den echten Schlangen kann die Blindschleiche ihre Augenlider bewegen. Sie muss zum Züngeln ihr Maul öffnen. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind die Rostralkerbe und die verschiedene Anzahl der Reihen von Bauchschilden (Schlangen haben nur eine Reihe von Bauchschilden, Echsen mehrere). Der Schwanz dieser Echse ist zur Autotomie fähig, das heißt, wenn ein Feind die Blindschleiche ergreift, wirft sie ihren Schwanz, der mehrere Sollbruchstellen hat, ab. Auch der abgebrochene Schwanz bewegt sich noch leicht und lenkt damit die Feinde ab, während sich die Blindschleiche in Sicherheit bringt. Anders als bei den Eidechsen wächst der Schwanz nicht wieder nach. An der sich sofort schließenden Wunde bleibt nur ein Stummel.
Entgegen der gemeinhin verbreiteten Ansicht, dass die Blindschleiche anatomische „Reste“ ihres Ursprungs (Schultergürtel, Beinansätze) in ihrem Knochengerüst zeigt, ist dies tatsächlich nicht der Fall. Die Vorderextremitäten werden während der Embryonalentwicklung ansatzweise angelegt und bilden sich noch im Verlauf der selbigen wieder zurück. Auf einem Röntgenbild einer (geschlüpften) Blindschleiche würden sich diese Echsenmerkmale also nicht zeigen.
[Bearbeiten] Nahrung
Blindschleichen ernähren sich hauptsächlich von Nacktschnecken und Würmern, deshalb kommen sie oft nach Regenfällen hervor, um zu jagen. Vereinzelt werden auch Insekten und Spinnen gefressen. Die Zähne einer Blindschleiche sind so klein, dass diese die Haut eines Menschen nicht durchdringen - Regenwürmer und Nacktschnecken werden lebend gefressen, wobei die spitzen Zähne dazu dienen, die glitschige Beute festzuhalten. Blindschleichen können erstaunlich große Beutetiere fressen und sogar Regenwürmer verschlingen, die mehr als die Hälfte ihrer eigenen Länge messen.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Ein Männchen ist mit drei Jahren geschlechtsreif, Weibchen erst mit 4-6 Jahren. Die Paarungszeit ist im Frühjahr, in Mitteleuropa meistens im April. Das Weibchen gebiert ca. 5-15 Jungtiere pro Wurf.
Die Blindschleichen sind ovovivipar. Es werden Eier produziert, aus diesen schlüpfen jedoch entweder schon im adulten Tier oder gleich nach der Eiablage die Nachkommen. Sie sind bei der Geburt 7–9 Zentimeter groß. Es findet keine Aufzucht der Jungen statt. Die weibliche Blindschleiche verlässt ihren Nistplatz nach der Geburt. Die Jungen bleiben sich selbst überlassen.
[Bearbeiten] Überwinterung
Die Blindschleiche gräbt sich im Winter eine Höhle zur Überwinterung oder sucht sich einen Komposthaufen. Ihre Kältestarre dauert bis Ende März oder Anfang April.
[Bearbeiten] Feinde
Igel und größere Vögel wie beispielsweise Krähen zählen zu den Feinden der Blindschleiche, aber auch Katzen, die mit den Blindschleichen spielen und sie dann töten. Ironischerweise werden diese „falschen Schlangen“ von den echten ebenfalls nicht verschmäht. Die Blindschleichen sind auch durch den Menschen gefährdet (Straßenverkehr, Biotop-Verlust, Erschlagen wegen Verwechslung mit Schlangen) und stehen unter Artenschutz.
[Bearbeiten] Gefährdung und Schutz
Schutzstatus
- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie: nicht enthalten
- Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV): besonders geschützt
Rote-Liste-Einstufungen
- Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: n (nicht aufgeführt)
- Rote Liste Österreichs: NT (Gefährdung droht)
[Bearbeiten] Weblinks
- Bilder und Informationen auf www.herpetofauna.at
- Blindschleichenseite der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz
[Bearbeiten] Weiterführende Literatur
- Völkl, W. & D. Alfermann (2007): Die Blindschleiche. - Bielefeld (Laurenti Verlag), ISBN 978-3-933066-33-6
- Petzold, H.-G. (1995): Blindschleiche und Scheltopusik. - Magdeburg (Westarp Wissenschaften), ISBN 3-894-32473-2
- Josef Blab, Hannelore Vogel: Amphibien und Reptilien erkennen und schützen Alle mitteleuropäischen Arten. Biologie, Bestand, Schutzmaßnahmen. 2. überarb. Aufl. BLV-Verlagsgesellschaft, München, Wien, Zürich 1996, ISBN 3-405-14936-3