Bläulinge
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Bläulinge | ||||||||||||
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Hauhechel-Bläuling ♂ (Polyommatus icarus) |
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lycaenidae | ||||||||||||
Leach, 1815 |
Die Bläulinge (Lycaenidae) sind eine Familie der Schmetterlinge (Tagfalter). Sie kommen weltweit mit ca. 6.000 Arten vor. Ihren Namen haben sie deswegen, da fast alle europäischen Arten blau gefärbte Flügeloberseiten haben.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 24 bis maximal 50 Millimetern. Ihre Vorderflügel sind kompakt und nur 1,4 bis 1,9 mal länger, als sie breit sind. Die Flügeloberseiten sind überwiegend dunkelbraun, kupferfarben, blau oder violett gefärbt. Bei manchen Arten weisen die Flügeloberseiten einen metallischen Schimmer auf. Auf der Unterseite tragen viele Arten ein Muster aus dunklen, zum Teil hell umrandeten Flecken. An diesen sind die sehr schwer zu unterscheidenden Arten bei genauer Betrachtung gut zu bestimmen. Manche Arten haben Augenflecken, mit denen sie Fressfeinde überlisten, indem sie ihre Sitzposition umgekehrt einnehmen und dadurch sich vermeintlich von hinten anschleichende Angreifer früh erkennen können.
Die Vorderflügel haben 10 oder 11 Flügeladern, bei denen die siebte Ader fehlt bzw. zusätzlich die achte und neunte verwachsen sind. Sie haben nur eine Analader (1b). Die Hinterflügel haben neun Adern und zwei Analadern (1a und 1b). Die Adern 3 und 4 sind verwachsen. Ihre am Ende gekeulten Fühler sind kurz bis mittellang und meistens ungefähr halb so lang wie die Vorderflügellänge. Die Falter haben neben ihren Facettenaugen keine Punktaugen (Ocelli). Sie haben keine Kiefertaster (Maxillarpalpen), und ihre dreisegmentigen Lippentaster (Labialpalpen) sind nach oben gerichtet. Sie haben einen voll entwickelten, nicht geschuppten Saugrüssel. Alle ihre sechs Beine sind gut entwickelt.
Die Tiere weisen oft einen Sexualdichroismus auf. Die Weibchen sind, vor allem auf den Flügeloberseiten, anders gefärbt als die Männchen.
[Bearbeiten] Merkmale der Raupen
Die Raupen haben einen kompakten und plumpen Körperbau und sind meist abgeflacht. Die europäischen Arten sind überwiegend grün in ihrer Grundfärbung. Sie sind meist kurz und dicht behaart, es gibt aber auch Arten mit langen oder gar keinen Haaren.
[Bearbeiten] Lebensweise
Die tagaktiven Falter öffnen nur selten ihre Flügel und haben diese in ihrer Ruheposition meist zusammengeklappt.
Die Raupen von über 75% der weltweit vorkommenden Arten leben myrmekophil. Das heißt, dass sie von oder mit Ameisen leben. Es gibt unter ihnen parasitisch, trophobiosisch oder räuberisch lebende Arten. Sie leben gemeinsam mit Ameisen in deren Bau und ernähren sich entweder von deren Larven oder werden von den Ameisen gefüttert wie die Raupen des Lungenenzian-Ameisenbläulings (Maculinea alcon). Manche pflanzenfressenden Arten locken Ameisen durch ihre süßen Ausscheidungen, sodass diese sie auf deren Pflanzen bewachen. Die meisten haben sich im Laufe der Zeit an das Leben mit Ameisen angepasst und besitzen neben speziellen Drüsen, die Honigtau aussondern z.B. den gleichen Geruch, wie den der Ameisenlarven, damit sie nicht als Eindringlinge im Ameisenbau behandelt werden. Auch können manche Arten Vibrationen und Geräusche erzeugen, mit denen sie Ameisen anlocken. Einige Arten haben zum Schutz vor Ameisenbissen eine oder mehrere der folgenden Anpassungen entwickelt: eine verdickte Cuticula und eine asselförmige Gestalt, einen unter den Prothorakalschild zurückziehbaren Kopf und eine kräftige Behaarung.
[Bearbeiten] Nahrung der Raupen
Die pflanzenfressenden Arten ernähren sich vor allem von Hülsenfrüchtlern (Fabaceae), manche aber von Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Lippenblütlern (Lamiaceae), Zistrosengewächsen (Cistaceae) oder Storchschnabelgewächsen (Geraniaceae). Es gibt zahlreiche Arten, die hochspezialisiert sind und bei denen sich die Raupen monophag von einer bestimmten Pflanzenart ernähren. Darüber hinaus gibt es extrem standorttreue Arten, wie z.B. den Storchschnabel-Bläuling (Plebeius eumedon), der nur auf wenigen Quadratmetern um seine Pflanze lebt und auch nur den Nektar dieser saugt.
[Bearbeiten] Entwicklung
Die Eier sind meist etwas abgeflacht, oder kugelig. Die Raupen verpuppen sich überwiegend in einer auf der Futterpflanze befestigten Gürtelpuppe, oder aber am Boden oder unter der Erde. Bei Berührung sind die Puppen in der Lage zu Stridulieren, was Angreifer abschrecken soll.
[Bearbeiten] Gefährdung und Schutz
Da so viele Arten hoch spezialisiert sind, sind sie durch Eingriffe in ihre Lebensräume sehr verwundbar. Mittlerweile sind z.B. nahezu alle Arten Mitteleuropas als gefährdet zu betrachten und weltweit gehören 30% der gefährdeten Tagfalter den Bläulingen an. Besonders empfindlich sind Arten wie z.B. der Lungenenzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon), dessen Raupen sich phytophag ernähren und später von Ameisen in deren Nest getragen werden. Sie sind abhängig vom Standort der Futterpflanzen sowie vom dortigem Vorhandensein ebenfalls gefährdeter Ameisenarten.
[Bearbeiten] Systematik
Die Familie der Bläulinge wird in sieben Unterfamilien unterteilt, von denen zwei, die Riodininae und Lycaeninae, in Europa mit 141 Arten und Unterarten vorkommen. Die nachstehende Auflistung beinhaltet alle mitteleuropäischen Arten.
[Bearbeiten] Unterfamilie Riodininae (Würfelfalter)
- Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina), (Linnaeus, 1758)
[Bearbeiten] Unterfamilie Lycaeninae
[Bearbeiten] Tribus Lycaenini (Feuerfalter)
- Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), (Linnaeus, 1761)
- Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle), (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Großer Feuerfalter (Lycaena dispar), (Haworth, 1802)
- Dukatenfalter (Lycaena virgaureae), (Linnaeus, 1758)
- Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus), (Poda, 1761)
- Violetter Feuerfalter (Lycaena alciphron), (Rottemburg, 1775)
- Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe), (Linnaeus, 1761)
- Lycaena thersamon, (Esper, 1784)
[Bearbeiten] Tribus Theclini (Zipfelfalter)
- Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae), (Linnaeus, 1758)
- Blauer Eichen-Zipfelfalter (Neozephyrus quercus), (Linnaeus, 1758)
[Bearbeiten] Tribus Eumaeini
- Grüner Zipfelfalter (Callophrys rubi), (Linnaeus, 1758)
- Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album), (Koch, 1782)
- Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni), (Linnaeus, 1758)
- Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini), (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Brauner Eichen-Zipfelfalter (Satyrium ilicis), (Esper, 1779)
- Kleiner Schlehen-Zipfelfalter (Satyrium acaciae), (Fabricius, 1787)
[Bearbeiten] Tribus Polyommatini
- Großer Wanderbläuling (Lampides boeticus) (Linnaeus, 1767)
- Pelargonien-Bläuling (Cacyreus marshalli) Butler, 1898; aus Südafrika eingeschleppt
- Leptotes pirithous (Linnaeus, 1767)
- Zwerg-Bläuling oder Winziger Bläuling, (Cupido minimus) (Fussely, 1775)
- Kleiner Alpen-Bläuling (Cupido osiris) (Meigen, 1829)
- Kurzschwänziger Bläuling (Everes argiades) (Pallas, 1771)
- Östlicher Kurzschwänziger Bläuling (Everes decolorata) (Staudinger, 1886)
- Südlicher Kurzgeschwänzter Bläuling (Everes alcetas) (Hoffmannsegg, 1804)
- Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus) (Linnaeus, 1758)
- Graublauer Bläuling oder Quendel-Bläuling (Pseudophilotes baton) (Bergsträsser, 1779)
- Östlicher Quendelbläuling (Pseudophilotes vicrama) (Moore, 1865)
- Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) (Pallas, 1771)
- Alexis-Bläuling oder Großpunkt-Bläuling, (Glaucopsyche alexis) (Poda 1761)
- Blasenstrauch-Bläuling (Iolana iolas) (Ochsenheimer, 1816)
- Quendel-Ameisenbläuling (Glaucopsyche arion) (Linnaeus, 1758)
- Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche teleius) (Bergsträsser, 1779)
- Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche nausithous) (Bergsträsser, 1779)
- Lungenenzian-Ameisenbläuling (Glaucopsyche alcon) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Glaucopsyche rebeli) (Hirschke, 1904)
- Plebeius trappi (Verity, 1927)
- Geißklee-Bläuling oder Argus-Bläuling, (Plebeius argus) (Linnaeus, 1758)
- Idas-Bläuling oder Ginster-Bläuling, (Plebeius idas) (Linnaeus, 1761)
- Kronwicken-Bläuling (Plebeius argyrognomon) (Bergsträsser, 1779)
- Hochmoor-Bläuling (Plebeius optilete) (Knoch, 1781)
- Dunkler Alpenbläuling (Plebeius glandon) (Prunner, 1798)
- Heller Alpenbläuling (Plebeius orbitulus) (Prunner, 1798)
- Storchschnabel-Bläuling (Aricia eumedon) (Esper, 1780)
- Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Aricia Agestis) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Großer Sonnenröschen-Bläuling (Aricia ataxerxes) (Fabricius, 1793)
- Aricia nicias (Meigen, 1830)
- Rotklee-Bläuling oder Violetter Wald-Bläuling (Polyommatus semiargus) (Rottemburg, 1775)
- Polyommatus escheri (Hübner, 1823)
- Großer Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Vogelwicken-Bläuling oder Prächtiger Bläuling (Polyommatus amandus) (Schneider, 1792)
- Kleiner Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites) (Cantener, 1835)
- Hauhechel-Bläuling oder Gemeiner Bläuling (Polyommatus icarus) (Rottemburg, 1775)
- Eros-Bläuling (Polyommatus eros) (Ochsenheimer, 1808)
- Zahnflügel-Bläuling (Polyommatus daphnis) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Himmelblauer Bläuling (Polyommatus bellargus)
- Silbergrüner Bläuling oder Silber-Bläuling, (Polyommatus coridon) (Poda, 1761)
- Polyommatus admetus (Esper, 1783)
- Weißdolch-Bläuling oder Großer Esparsetten-Bläuling (Polyommatus damon) (Denis & Schiffermüller, 1775)
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- Fauna Europaea (Hrsg.): Lycaenidae. (Stand: 10.12.2006).
- British Insects: the Families of Lepidoptera
[Bearbeiten] Literatur
- Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7
- Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen, Naturbuch-Verlag Augsburg 1995, ISBN 3-894-40115-X
- Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden Württembergs Band 2, Tagfalter II. Ulmer Verlag Stuttgart 1993. ISBN 3-8001-3459-4
- Heiko Bellmann: Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer. Stuttgart 2003, Kosmos, ISBN 3-440-09330-1
- Klaus Dumpert: Das Sozialleben der Ameisen. Berlin, Hamburg 1994, Parey, ISBN 3-489-63636-8
- Felix Riedel: Bestimmungsschlüssel für Bläulinge (Lycaenidae)Naturkundlicher Beitrag des DJN Nr.34, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung