Berufsausbildung mit Abitur
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Berufsausbildung mit Abitur (Abkürzung: BAA, BmA) war ein seit 1959 in der DDR eröffneter Bildungsweg zum gleichzeitigen Erreichen der Hochschulreife (Abitur) und eines Facharbeiterabschlusses im Anschluss an die zuvor absolvierte 10. Klasse der Polytechnischen Oberschule (POS).
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[Bearbeiten] Bildungsweg
Eingeführt wurde die Berufsausbildung mit Abitur mit dem Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der Deutschen Demokratischen Republik vom 2. Dezember 1959[1].
Dieser Bildungsweg diente vor allem als Vorbereitung für technische Studienrichtungen. Potentielle Studenten sollten in der entsprechenden Fachrichtung schon vorgebildet werden, um das spätere Studium schneller und mit besseren Ergebnissen zu absolvieren und somit besser auf das Berufsleben vorbereitet zu sein. Der lenkende Einfluss des Staates war bei der Auswahl der Auszubildenden für die BmA weitaus geringer als beim Zugang zur EOS (Erweiterte Oberschule), da allein die jeweilige Berufsschule über die Zugangsberechtigung entschied. Somit war die Auswahl der zukünftigen Abiturienten mehr leistungsorientiert und weniger ideologisch geprägt als an der EOS. Der Bildungsweg war begehrt, da innerhalb von drei Jahren das Abitur und eine Berufsausbildung abgeschlossen wurden. Die Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen war ähnlich begrenzt wie die für das Abitur an der EOS.
Die kombinierte Ausbildung wurde in Spezialklassen an Berufsschulen großer Betriebe angeboten. Die gestellten Anforderungen an die Auszubildenden waren andere, verglichen mit der Ausbildung an der EOS bzw. an den üblichen Berufsschulen, da in kurzer Zeit das Wissen für ein technisches Abitur und auch für eine Facharbeiterausbildung erworben werden musste. Biologie oder Geschichte, Kunsterziehung oder Musik und weitere Kurse wurden bei der Berufsausbildung mit Abitur nicht angeboten.
Die zentralen schriftlichen Abschlussprüfungen des Abiturs und der Berufsausbildung innerhalb der BmA waren identisch mit den Prüfungen, die an der EOS (Ausbildungsdauer: zwei Jahre) und an der Berufsschule innerhalb einer Facharbeiterausbildung (Ausbildungsdauer: üblicherweise zwei Jahre) durchgeführt wurden. Die berufspraktische Ausbildung war verkürzt. In dem sich anschließenden Studium verkürzte die vorangegangene Berufsausbildung häufig die Studiendauer, da studiumsrelevante Praktika auf Grund der bereits vorhandenen Berufsausbildung verringert abgeleistet werden mussten.
[Bearbeiten] Schulausbildung
Gegenüber dem Abitur an der EOS war die Stundentafel in den Abiturfächern der BmA etwas eingeschränkt. Es fehlten die Unterrichtsfächer Kunsterziehung, Musik sowie Biologie. Abiturienten, die ein Kunst- bzw. Medizinstudium aufnehmen wollten, konnten Abschlüsse in diesen Fächern an der Volkshochschule erwerben. In den übrigen Fächern wurde das Wissen nach den selben Lehrplänen wie an der EOS vermittelt, allerdings in weniger Wochenstunden, was eine gesteigerte Eigeninitiative beim Selbststudium erforderte. An der EOS fand der Schulunterricht der Abiturfächer von Montag bis einschließlich Samstag statt. In der BmA gab es in den ersten beiden Lehrjahren an vier Tagen in der Woche Unterricht in den Abitur- und berufstheoretischen Fächern und an einem Tag in der Woche wurde im Betrieb gearbeitet. Im dritten und letzten Lehrjahr wurde dann an zwei Tagen in der Woche gearbeitet und an den verbleibenden drei Wochentagen unterrichtet. Das Wochenende war generell frei.
[Bearbeiten] Praktische Facharbeiterausbildung
Zusätzlich zur schulischen Ausbildung in den Abitur- und berufstheoretischen Fächern wurde auch die praktische Berufsausbildung im Betrieb bis zum Abschluss mit dem Facharbeiterbrief durchgeführt. Die auch noch an der EOS geltenden Schulferien waren innerhalb der BmA nicht möglich. In der unterrichtsfreien Zeit wurde bis auf den gesetzlichen Urlaubsanspruch (24 Tage) durchgehend im Betrieb gearbeitet. Was wiederum zeigt, dass die EOS als eine um zwei Jahre verlängerte Schulausbildung betrachtet werden darf, wohingegen innerhalb der BmA, die möglichst praxisnahe Vorbereitung auf das spätere Berufsleben im Mittelpunkt stand.
[Bearbeiten] Abitur mit Berufsausbildung
In den 1960er Jahren wurde an den Erweiterten Oberschulen der DDR gleichzeitig mit der Vorbereitung auf das Abitur eine Berufsausbildung vermittelt. Dafür waren 2 Tage der Woche im Ausbildungsbetrieb vorgesehen. Dieser Weg hat sich aber wohl nicht bewährt und wurde einige Jahre später wieder abgeschafft.
[Bearbeiten] Bundesrepublik Deutschland
Im Rahmen von Modellversuchen gibt es seit 2000 in einigen Bundesländern wieder die Möglichkeit, die Berufsausbildung mit dem Erwerb des Abiturs zu verbinden. Die Ausbildungszeit beträgt dabei in der Regel vier Jahre. Im Land Berlin wurde der Modellversuch aufgrund von positiven Erfahrungen von der Deutschen Telekom am Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik in Berlin-Neukölln dauerhaft etabliert. In Nordrhein-Westfalen gab es schon zuvor das System der Kolleg-Schulen, die einen ähnlichen doppelten Abschluss anboten.
