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Aufguss (Sauna) – Wikipedia

Aufguss (Sauna)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Aufguss ist das Begießen der heißen Steine des Ofens mit kaltem oder heißem Wasser in der Sauna.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgang

Das Wasser verdampft auf den mehrere hundert Grad Celsius heißen Steinen zu Wasserdampf und erhöht so kurzzeitig die Luftfeuchtigkeit in der Sauna. Ein Platzen der Steine wird durch Verwendung von Lavagestein verhindert, auch erhitztes Wasser trägt dazu bei. Der Dampfstoß, auch "Gluthauch" oder nach dem finnischen Wort Löyly genannt, steigt durch die Hitze zunächst nach oben an die Decke des Saunaraums. Durch Verwirbelung der Luft mit einem Handtuch kann er gleichmäßig im Saunaraum verteilt werden. Der Löyly verstärkt das Hitzeerleben der Sauna.
In einer sehr heißen Sauna kann der Löyly auf den oberen Bänken an der Grenze des ertragbaren Schmerzes sein. Empfindlichen und ungeübten Saunabesuchern wird daher empfohlen, sich während des Aufgusses auf eine der unteren Bänke zu setzen, wo die Luft weniger heiß ist. Allgemein wird der Aufguss meistens als der Höhepunkt des Saunabadens angesehen.

Entgegen landläufiger Auffassung steigert der Wasser-Aufguss den Schwitzeffekt eines Saunaganges nicht. Der Aufguss sollte daher kein Kernelement, sondern allenfalls der Abschluss eines Saunagangs sein.

Durch den Aufguss scheint die Hitze in der Sauna umgehend zuzunehmen. Man empfindet schlagartig sehr viel stärker zu schwitzen. Dies ist aber ein Trugschluss. In Wirklichkeit senkt die erhöhte Luftfeuchtigkeit die Raumtemperatur und das durch den Aufguss verdampfte Wasser setzt sich auf der kühleren Haut (ca. 30 bis 37 °C) ab (Kondenswassereffekt) und erzeugt ein sehr starkes Hitzeempfinden. Damit wird jedoch der Schwitzvorgang beendet.

Denn: natürlich wird nicht der Raum heißer, sondern die sehr geringe Luftfeuchtigkeit in der Sauna wird erhöht. Weil nun der Hautschweiß nicht mehr verdunsten kann, wird als Folge die Haut nicht mehr gekühlt. Was sich wie ein Hitzeschwall anfühlt, ist ein nicht ungefährlicher Hitzestau, hervorgerufen durch den Abbruch des Schwitzvorgangs. Was vermeintlich als kräftigeres Schwitzen empfunden wird, ist nur auf der Haut niedergeschlagener Wasserdampf (belegbar durch die Elektrolytzusammensetzung). Das Herz muss nun kräftiger schlagen. Deswegen sollten Menschen mit Herzschäden - oder auch nur mit einem schlechten Tag oder nach einer durchzechten Nacht - die Aufgüsse meiden.

[Bearbeiten] Aufgusszeremonie

Da dem Aufguss eine "zentrale" Rolle beim Saunabad zukommt, hat er sich zu einer mehr oder weniger ausgefeilten Zeremonie entwickelt. Die Aufgusszeremonie wird in unterschiedlichen Ländern jedoch sehr unterschiedlich zelebriert. Im Folgenden wird die heute (2005) im deutschsprachigen Raum vorherrschende Form des Aufgusses beschrieben.

Vorab: Ob gegen das unten beschriebene, ohne jede wissenschaftliche Begleitung entstandene Aufgussritual nicht vielleicht sogar gesundheitliche Bedenken angemeldet werden müssen, wird von der zukünftigen Diskussion anhängen.

Für den Aufguss wird ein hölzerner Aufgusskübel mit etwa fünf Litern frischem Wasser gefüllt und ein Aufgusskonzentrat nach Wahl zugegeben. "Klassische" Düfte sind Nadelhölzer wie Fichte, Eukalyptus, Latschenkiefer, Zitrusdüfte, Menthol oder Minze. Die Düfte wirken entweder anregend oder beruhigend auf den Körper.

In öffentlichen Saunen wird der Aufguss meist von einem Saunameister durchgeführt. Es ist dort unüblich oder sogar verboten, dass Besucher selbst einen Aufguss machen. Die Aufgüsse laufen meist nach dem gleichen Schema ab, nur das Duftöl wird variiert.

Zunächst wird meistens frische Luft in den Saunaraum gelassen, indem die Türen und Fenster für einige Minuten weit geöffnet werden. Anschließend nehmen die Saunabadenden in der Sauna Platz und schwitzen einige Minuten vor, bevor der Aufguss beginnt.

Nicht unüblich ist es, dass Eiswürfel zur Kühlung bestimmter Körperpartien oder gekühlte Fruchtstücke (z. B. Zitrone oder Apfel) gereicht werden.

Während der Aufgusszeremonie wird die Sauna nicht verlassen, da das Öffnen der Tür den Aufgusseffekt stören würde. Besuchern, denen es zu heiß wird, wird empfohlen, sich tiefer zu setzen. Bei echtem Bedarf oder gar gesundheitlichen Problemen (Kreislauf) kann der Saunaraum selbstverständlich jederzeit verlassen werden. Des weiteren ist es höflich und der Entspannung förderlich, in der Sauna generell und besonders während des Aufgusses zu schweigen.

Das Aufgusswasser wird mit einem hölzernen Saunalöffel (auch Löylykelle oder Aufgusskelle genannt) portionsweise auf die heißen Steine des Saunaofens gegeben, wo es verdampft. Nachdem etwa ein Drittel des Wassers aufgegossen ist, verwirbelt der Saunameister mit einem Handtuch (das in der Sauna-Fachsprache Wacheltuch genannt wird) den entstandenen Wasserdampf im Saunaraum. Dabei gibt es spezielle Handtuchtechniken: die gängigsten sind das rasche Herumwirbeln des längs gefalteten Handtuchs wie ein Propeller und das "Herunterschlagen" des Gluthauchs von der Saunadecke auf die Saunagäste. Der Wasserdampf kondensiert zum Teil auf der kühleren Haut und überträgt dabei seine Hitze auf den Körper.

Das Aufgießen und Wedeln wird meist drei Mal wiederholt. Nach der letzten Aufgussportion und Wedeln ist der Aufguss beendet. Wenn möglich, wird nach dem letzten Wedeln noch eine oder zwei Minuten nachgeschwitzt, bevor die Saunabadenden den Saunaraum verlassen, um sich mit frischer Luft und Kaltwasseranwendungen wieder abzukühlen.

Für einen gut gemachten Aufguss gibt es am Ende meistens lobende Worte und/oder einen kleinen Applaus.

Bei privaten Saunen kann der Aufguss im Prinzip genauso, aber von einem der Saunabadenden durchgeführt werden. Da private Saunen meist etwas kleiner sind, ist hier weniger Aufgusswasser notwendig und das Handtuchwedeln kann bedingt durch den kleineren Raum nicht ganz so ausholend erfolgen. Werden bei kleinen Saunen nur wenige Schöpfkellen Aufguss benötigt, so kann das ätherische Öl auch tropfenweise einzeln auf den wassergefüllten Saunalöffel gegeben werden. Keinesfalls darf aber das Öl ohne Wasser auf die Steine gelangen, da es sonst Feuer fangen würde.

[Bearbeiten] Besondere Aufgussarten

[Bearbeiten] Aromatisierter Aufguss

In Zentraleuropa ist es üblich, dem Aufgusswasser einige Tropfen ätherischer Öle, im Fachhandel Aufgusskonzentrate oder Saunadüfte genannt, zuzugeben. Beim Aufguss entfalten sich die Aromastoffe des Öls als wohlriechender Duft, zum Schwitzen kommt ein Dufterlebnis hinzu.

[Bearbeiten] Eis- und Schnee-Aufguss

Hierbei wird das Aufgusswasser mit Eiswürfeln oder zerstoßenem Eis gemischt. Das Eis schmilzt und verdampft gleichmäßig ohne teilweise ungenutzt durch die Steine hindurch zu rinnen. Hierdurch wird ein stärkerer Effekt erzielt, der so nur durch gleichmäßiges Aufgießen über einen längeren Zeitraum zu erzielen wäre. Es können beliebige Duftöle verwendet werden.

Denselben Effekt erhält man dadurch, dass man Schneebälle auf den Ofen stapelt.

Daneben werden gerne auch bei normalen Aufgüssen Eiswürfel oder zerstoßenes Eis zum Einreiben und Lutschen verteilt, was zum Teil ebenfalls "Eis-Aufguss" genannt wird.

[Bearbeiten] Erlebnis-Aufguss

Beim Erlebnis-Aufguss steht der Spaß im Vordergrund, weshalb auch während des Aufgusses geredet werden darf. Häufig werden hierbei Witze erzählt oder die Gäste und der Saunameister werfen sich gegenseitig herzlich gemeinte boshafte Kommentare zu. Der Erlebnisaufguss wird gerne auch mit Musik, Obst oder Getränken, Verkleidung des Saunameisters und einer kleinen Geschichte kombiniert.

[Bearbeiten] Gießkanne

Mit einer Gießkanne wird das Wasser besonders gleichmäßig über die Steine verteilt. Auf diese Weise wird die Oberfläche der Steine besser ausgenutzt, das Wasser verdampft schneller und steigert so das Hitzeempfinden.

[Bearbeiten] Honig-Aufguss

Beim Honig-Aufguss reiben die Saunabadenden nach dem Vorschwitzen oder dem ersten Aufguss den ganzen Körper mit Honig ein. Der Honig wird durch die Wärme sehr flüssig, duftet gut und zieht in die Haut ein, wo er hautreinigend und pflegend wirkt. Als Aufgussöl sind beim Honig-Aufguss fruchtige Duftrichtungen beliebt.

Es gibt im Fachhandel mittlerweile auch spezielle Honigpasten zum Einreiben, die weitere Zusätze enthalten.

[Bearbeiten] Salz-Aufguss

Hier wird der Körper nach dem Vorschwitzen oder dem ersten Aufguss mit Salz eingerieben. Dazu wird entweder grobkörniges Mineralsalz (zum Beispiel "Totes-Meer-Salz") oder gewöhnliches Kochsalz verwendet (wobei der Kopf, der Genitalbereich und offene Wunden ausgespart werden sollten). Das Salz wirkt schweisstreibend, desinfizierend und entschlackend, außerdem wird die Haut durch das Abreiben gepeelt (Salzpeeling).

Als Duftöl sind beim Salzaufguss Nadelhölzer beliebt.

Da beim Abreiben mit Salz immer einiges Salz zu Boden rieselt, wird die Salzanwendung häufiger in Dampfbädern und Hamams angeboten, wo der Schwitzraum wegen der hohen Luftfeuchtigkeit gefliest ist, oder die Saunagäste verlassen zum Abreiben mit Salz die Saunakabine und betreten sie danach wieder.

Bei einer anderen Variante des Salzaufgusses wird Salzwasser aufgegossen, die Luft dadurch mit Salz angereichert, die Wassertröpfchen binden Partikel in der Luft. Dies wirkt sich ähnlich wie bei Seeluft beispielsweise bei Pollenallergikern und Asthmatikern und anderen positiv aus. Siehe auch Gradierwerk

[Bearbeiten] Frucht-Aufguss

Hier wird während des Aufgusses in kleine Stücke geschnittenes, in einigen Saunen sogar gefrorenes, Obst an die Besucher verteilt. Die Früchte werden als willkommene und leckere Erfrischung gegessen und stärken die Badenden für den zweiten Teil des Aufgusses.

[Bearbeiten] Wenik-Aufguss (Birken-Aufguss)

In der finnischen Sauna und im russischen Banja sind ätherische Ölzusätze kaum üblich. Hier wird entweder nur mit Wasser aufgegossen oder mit dem Birkenwasser, in dem zuvor die Birkenbüschel (in Finnland Vihta, in Russland Wenik genannt), die zum Abschlagen der Haut ("Quästen") gebraucht werden, eingeweicht wurden. Es gibt hier auch in öffentlichen Saunen/Banjas selten Saunameister, sondern es ist üblich, dass die Saunabadenden den Aufguss selbst durchführen. Einen Saunabesuch ohne Aufguss gibt es hier kaum und es wird meist auch sehr viel Aufgusswasser verwendet.

Während des Wenik-Aufgusses schlagen sich die Saunabadenden den Körper selbst oder gegenseitig mit den Weniks ab, was angenehm erfrischend wirkt und wodurch die Blutzirkulation angeregt wird.Ausserdem wird das Luftpolster zwischen den Hautschichten reduziert und die dadurch die Schweißproduktion gesteigert.

In Zentraleuropa wird dem Aufgusswasser bei Wenik-Aufgüssen zum Teil Birken-Duftöl zugesetzt, um den Birkenduft noch zu verstärken.

[Bearbeiten] Weitere Aufgussvarianten in Russland

In der russischen Banjasauna werden gelegentlich dem Aufgusswasser auch Spirituosen wie Wodka oder Bier hinzugefügt. Bier erzeugt beim Aufguss einen starken brotähnlichen Duft. Doch Achtung - der beim Aufguss entstehende Schaum verbrennt und erzeugt einen leichten Brandgeruch.

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