Roter Hering
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Roter Hering (wörtlich übersetzt von engl. Red Herring „geräucherter Hering“) ist die Bezeichnung für ein Ablenkungsmanöver, das sich beispielsweise in der Eristik großer Beliebtheit erfreut. Die Metapher des Herings bezieht sich auf einen absichtlich ausgelegten Köder, der auf eine falsche Fährte führen soll (absichtliche ignoratio elenchi).
Der Ursprung geht wohl aus dem 19. Jahrhundert hervor, als flüchtige Kriminelle geräucherte Heringe auslegten, um durch den Geruch Spürhunde abzulenken und so die eigene Fährte zu verwischen.
In Spielfilmen, Romanen und Computerspielen sind rote Heringe Hinweise, die wichtig erscheinen, aber nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. In Adventure-Spielen, in denen der Spieler Gegenstände findet und damit Rätsel zu lösen hat, sind rote Heringe in Form nutzloser Gegenstände gebräuchlich.
Im Usenet ist ein durch ASCII-Art ausgedrückter zugeworfener roter Hering (der z. B. so aussieht: <°)))o>< ) eine typische Antwort auf den Beitrag eines Trolls. Er soll die Wertlosigkeit dessen Beitrags unterstreichen.
[Bearbeiten] Beispiele
- Ein Beispiel für einen roten Hering im Film ist Alfred Hitchcocks Psycho: Bei der privaten Ermittlungsarbeit in einem Vermisstenfall wird eine Hauptfigur auf ein blaues Kleid hingewiesen. Der Zuschauer soll glauben, diese Information wäre für die Auflösung der Krimigeschichte notwendig, was sich dann später als Trugschluss herausstellen soll. Siehe auch MacGuffin.
- Im Adventure Maniac Mansion. Dort findet man eine Motorsäge mit dem Hinweis auf fehlendes Benzin. Obwohl die Spieleprogrammierer versichert haben, dass die Motorsäge im Spiel nie gebraucht wird, hat man sehr lange über den Zweck der Motorsäge spekuliert. Letztendlich findet man das zugehörige Benzin im Spiel Zak McKracken auf dem Planeten Mars. Allerdings kann man es ebenfalls nicht benutzen, da es dort keine Motorsäge gibt.
- In der Edgar-Wallace-Verfilmung Das indische Tuch sieht man eine durch Klaus Kinski dargestellte Person namens Peter Ross sich eine Spritze setzen. Dies und der Umstand, dass Kinski in dieser Zeit (60er Jahre) zumeist zwielichtige Personen spielte, leiten den Zuschauer zu der Annahme, Peter Ross könnte der (rauschgiftsüchtige) Mörder sein. Tatsächlich ist Peter Ross aber Diabetiker und die Spritze enthält Insulin; Peter Ross wird später selbst Opfer des Mörders.
Der rote Hering wird als Begrifflichkeit vielfach auch in der Art eines Insiderwitzes zitiert, jedoch dann ohne die eigentliche Bedeutung; meist durch Abbildung oder Erwähnung eines tatsächlichen roten Fisches:
- Im Adventure The Secret of Monkey Island: Ein Brückenwächter (ein als Troll verkleideter Mann; es wird vermutet, dass die Programmierer hier George Lucas karikiert haben) lässt den Spieler dort erst passieren, wenn der ihm einen Gegenstand bringt, der „wichtig aussieht, aber zu nichts nütze ist“. Gibt man ihm einen roten Hering, den man andernorts im Spiel findet, so lässt er den Spieler vorbei. (Da hier der rote Hering tatsächlich etwas bedeutet und zum Weiterkommen im Spiel gebraucht wird, ist er kein "roter Hering" im Sinne dieses Artikels)
- Im Adventure Floyd: Es gibt noch Helden, muss man an einem einarmigen Banditen einen roten Plastikfisch ergattern, der selbst ohne jede Bedeutung für das weitere Spiel ist; man braucht jedoch die blaue Plüschkatze hinter dem Fisch, die man erst herausnehmen kann, wenn der Fisch verschwunden ist.
- Im Adventure Geheimakte Tunguska erzählt ein Fischer, dass er den örtlichen Wirt nicht mehr beliefern darf, da er diesem versehentlich einen roten Hering verkauft hätte.
- Im Adventure Toonstruck erhält man einen roten Hering, den man für das "Schollenspülen" benötigt; dazu spült man den nutzlosen Hering die Toilette runter, um eine Scholle zu erhalten.
- Im Film Jabberwocky ziert den Helm des Turniersiegers ein roter Hering.
- In der Zeichentrickserie Scooby Doo wird der Charakter Red Herring regelmäßig (und immer fälschlicherweise) von Freddie als Täter beschuldigt.