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Kuss – Wikipedia

Kuss

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel erläutert einen Kuss zwischen zwei Menschen. Zu gleichnamigen Werken aus dem Bereich Oper, Film und Kunst, siehe Der Kuss, zu Namensträgern siehe Kuss (Familienname)
„Der Kuß“ von Francesco Hayez
„Der Kuß“ von Francesco Hayez

Ein Kuss ist der orale (lat os, oris = Mund) Körperkontakt mit einer Person oder einem Gegenstand mit dem Mund, bei Menschen mit den Lippen.

Der Kuss gilt in vielen Kulturen als Ausdruck einer Emotion (der Liebe), der Freundschaft und der Ehrerbietung. Die Bedeutung des Kusses, insbesondere des in der Öffentlichkeit erbotenen Kusses, ist jedoch kulturell unterschiedlich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft

„Der heimliche Kuß“ gemalt um 1788 von Jean-Honoré Fragonard
Der heimliche Kuß“ gemalt um 1788 von Jean-Honoré Fragonard
Szenenfoto aus dem Kurzfilm Der Kuss von 1896
Szenenfoto aus dem Kurzfilm Der Kuss von 1896

Nach heutiger Erkenntnis kommt der Kuss von der Mund-zu-Mund-Fütterung, die bei vielen Tieren und sogar bei einigen Volksstämmen üblich ist. Eine weitere Theorie führt das Küssen auf die orale Phase des Kindes und die in dieser Zeit stattfindende Lustbefriedigung über den Mund zurück. Ebenso führt eine andere Theorie das Küssen auf die Mund-zu-Mund-Fütterung von Mutter und Kind zurück, inderen Zeit es noch keine Babynahrung gab. In Asien und der Arktis dagegen weit verbreitet ist der Riechgruß (häufig auch Nasenkuss oder Eskimokuss genannt, siehe auch Abschnitt Kulturelle Unterschiede). Dieses Verhalten ist vom Beschnüffeln des Gegenübers ableitbar.

Der Kuss von Frischvermählten
Der Kuss von Frischvermählten

[Bearbeiten] Zuneigung

In der westlichen Kultur wird der Kuss meistens genutzt, um Liebe oder (sexuelle) Zuneigung auszudrücken. Normalerweise sind dabei zwei Personen beteiligt, die sich gegenseitig auf die Lippen oder andere Körperstellen küssen. Beim Küssen aus Zuneigung ist das körperliche Empfinden oft wichtig. Liebesküsse sind oft lang und intensiv (z. B. Zungenkuss). An den Lippen sind besonders viele Nervenden vorhanden, wodurch beim Küssen besonders der Gefühlssinn beteiligt ist. Weiterhin werden durch die Nähe beim Kuss Pheromone besonders gut übertragen. Ein Kuss kann so die Lust steigern.

Neben der erotischen Komponente soll es auch eine Kuss-Symbolik geben, z. B. bedeutet ein Kuss auf die Augenlider einen Ausdruck der Sehnsucht.

[Bearbeiten] Zungenkuss

Ein Zungenkuss ist ein Kuss, bei dem man die Zunge des Partners mit der eigenen Zunge berührt. Gegenüber dem einfachen Kuss auf die Lippen vergrößert er die körperliche Intimität und die damit einhergehenden angenehmen Empfindungen. Der Zungenkuss wird häufig von Beziehungspartnern praktiziert und hat meist eine sexuelle Komponente.

[Bearbeiten] Kulturelle Unterschiede

Im Westen gilt es heutzutage meist nicht mehr als anstößig, sich in der Öffentlichkeit zu küssen. Wenn man jedoch in östlichen Kulturkreisen unterwegs ist, sollte man aus Rücksicht das Küssen in der Öffentlichkeit unterlassen. In Japan und Indien etwa werden Küsse in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen, weil sie nach der dort vorherrschenden öffentlichen Meinung zum Vorspiel gehören und somit nur etwas hinter verschlossenen Türen zu suchen haben.

Dass es in der Arktis üblich ist, sich mit der Nase zu küssen, zählt zu den zahlreichen populären Irrtümern über die Inuit. Damit gemeint ist der sogenannte „Riechgruß“ (siehe oben), der keine ethnische Variante des Küssens darstellt, sondern eine Geste eigener Art.[1]

[Bearbeiten] Gruß

Küssen kann auch eine Grußform zwischen Menschen sein. Je nach verschiedener Kultur ist der Begrüßungskuss auf den Familienkreis beschränkt oder wird auch im engeren oder weiteren Bekanntenkreis gepflegt. In Spanien, Italien, Serbien, Portugal, Frankreich, Österreichs und der Schweiz sowie in Teilen Süddeutschlands ist es zum Beispiel üblich Familienmitglieder und Freunde mit einem beso (Küsschen) bzw. bacio, bisou zu begrüßen und zu verabschieden. Dabei wird typischerweise auf die Wange (Wangenkuss) „geküsst“. Eine Akkolade (französisch "accolade" - Umarmen) ist ein angedeuteter „Wangenkuss“ links und rechts.

In der Jugendszene verbreitet sich der Begrüßungskuss immer weiter, vor allem unter jungen Frauen. Es handelt sich hierbei um einen angedeuteten Kuss auf die Wange des Gegenübers und symbolisiert gute Freundschaft.

Beim Abschied wird der Abschiedskuss ausgetauscht. Dieser kann je nach sozialer Stellung, Enge der Beziehung, Länge der Trennung usw. unterschiedlich erfolgen (als Wangenkuss, als intimer Kuss oder als flüchtiger Kuss).

Symbolisch angedeutet überbrückt der Luftkuss von den Lippen über die Handfläche geblasen größere Distanzen.

Die alte christliche Kirche kannte den Friedenskuss; in der griechischen Kirche ist noch heute der Osterkuss üblich.

Gegenbeispiele für echte Mundküsse sind einerseits der sozialistische Bruderkuss, der vor allem bei Staatsbesuchen oder Parteiversammlungen des Ostblocks vor möglichst großer Medienpräsenz gepflegt wird. Andererseits der schwule „Schwesternkuss“ als demonstrative Geste in der Szene, dazuzugehören. Er gehört schon fast zum Ritual, wenn Clubmitglieder vom Türsteher empfangen oder wegen Dresscodeverstoß zurückgewiesen werden und soll sagen: „Du gehörst zu uns“. Weiterhin ist der Schwesternkuss das Symbol für „Auf Leben und Tod - wir halten zueinander“ auf sog. Kiss-Ins bei AIDS-Demonstrationen.

[Bearbeiten] Verehrung

Auch den Kuss aus Gründen der Ehrerbietung gibt es. Beispiele sind der Handkuss, wobei sich der Mann vor der Dame zum Handkuss respektvoll verneigt oder niederkniet. Noch ehrerbietigere Formen sind der Kuss des Ringes, des Kleidsaumes der Dame oder auch der Fußkuss als Zeichen der absoluten Ergebenheit eines Mannes gegenüber einer Dame, wobei der Mann das Knie vor ihr beugt. Zu nennen ist auch der Kuss eines repräsentativen Symbols (Ring oder Zepter des Herrschers bzw. kirchlichen Würdenträgers). Hier wird der Kuss zu einer symbolischen Handlung.

Den Kuss als Zeichen der Verehrung gibt es auch in der christlichen Liturgie; so küsst im katholischen eucharistischen Gottesdienst der Priester zu Beginn der Feier den Altar und nach der Verkündigung des Evangeliums das Evangelienbuch, beide sind Zeichen der Gegenwart Christi. In den orthodoxen Kirchen werden die Ikonen mit einem Kuss verehrt.

Auch bekannt "Fehkuss", abgeleitet von dem lateinischen Wort "faide". Ausgedrückt wird die exorbitante Zuneigung zu einem Menschen, die nicht auf Liebe basiert.

[Bearbeiten] Judaskuss

Judas küsst Jesus (Ausschnitt eines Freskos von Giotto di Bondone, Capella degli Scrovegni, Padua, 1304-1306)
Judas küsst Jesus (Ausschnitt eines Freskos von Giotto di Bondone, Capella degli Scrovegni, Padua, 1304-1306)
Der Judaskuss aus der Fassade der Abteikirche in Saint-Gilles (Gard) (12.Jh.)
Der Judaskuss aus der Fassade der Abteikirche in Saint-Gilles (Gard) (12.Jh.)

Nach Mt 26,48f EU verriet der von Jesus von Nazaret berufene Apostel Judas Ischariot diesen an die von den Hohenpriestern ausgesandte Truppe mit einem Kuss, der als vereinbartes Erkennungszeichen vorher verabredet worden sei. Daher bezeichnet man heute einen geheuchelten Kuss oder eine andere derartige Geste, in der sich statt Freundschaft, Feindschaft und böse Absicht verbergen, als „Judaskuss“.

Siehe auch

Commons
 Commons: Judaskuss – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Todeskuss

Der Todeskuss hat zwei Bedeutungen: Entweder wird ein sterbender Mensch unmittelbar vor seinem Tod geküsst, oder der Kuss löst ohne weitere Gründe den Tod des Menschen aus. Als Todeskuss bezeichnet man auch einen Kuss, der dem Geküssten zeigt, dass der Küssende ihn töten (lassen) wird. Dieser Kuss ist angeblich in der kriminellen Unterwelt verbreitet und wird in mehreren Filmen gezeigt, z. B. Der Todeskuß/Kiss of Death, Der Pate.

[Bearbeiten] Trivia

  • Der 6. Juli ist der jährliche Tag des Kusses.
  • Der laut Guinness-Buch der Rekorde (online-Version) längste Kuss der Welt fand am 5. Dezember 2001 in New York City, USA zwischen Louisa Almedovar und Rich Langley statt und dauerte 30 Stunden, 59 Minuten und 27 Sekunden.[2]
  • Zwei Drittel aller Menschen drehen beim Küssen ihren Kopf nach rechts.[3]

[Bearbeiten] Zitate

  • Ingrid Bergman: „Ein Kuss ist ein reizender Trick der Natur, den Redefluss zu beenden, wenn Worte überflüssig werden.“
  • Joachim Fuchsberger: „Ein Kuss ist Mund-zu-Mund-Beatmung ohne medizinischen Anlass.“
  • Mark Twain: „Ein Kuß ist eine Sache, für die man beide Hände braucht.“
  • Jerry Lewis: „Mit Humor kann man Frauen am leichtesten verführen, denn die meisten Frauen lachen gerne, bevor sie anfangen zu küssen.“
  • Hans Werner Olm: „Küssen ist, wenn oben einer klingelt und unten einer aufmacht.“
  • Ähnlich Robert Lembke: „Ein Kuss ist eine Anfrage im ersten Stock, ob das Parterre frei ist.“

[Bearbeiten] Quellenangaben

  1. NZZ FOLIO 7/2004: Küssen Eskimo mit der Nase?
  2. Eintrag Longest Kiss auf www.guinnessworldrecords.com (englisch)
  3. Nature 421, 711 (13 February 2003)

[Bearbeiten] Literatur

  • Otto F. Best: Vom Küssen. Ein sinnliches Lexikon. Reclam, Leipzig 2003, ISBN 3-379-20056-5 (Reclam-Bibliothek Leipzig; Bd. 20056).
  • Julie Enfield: Kiss and tell. An intimate history of kissing. Harper Collins, Toronto 2004, ISBN 0-002-00634-0.
  • Sylva Harst: Der Kuß in den Religionen der Alten Welt. Ca 3000 v. Chr. - 381 n. Chr. LIT-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-825-87600-4.
  • Alain Montandon: Der Kuss. Eine kleine Kulturgeschichte („Le baiser“). Wagenbach Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-803-12549-9 (Wagenbachs andere Taschenbücher, WAT; Bd. 549).
  • Kiril Petkov: The kiss of peace. Ritual, self and society in the high and medieval west. Brill, Leiden 2003, ISBN 9-004-13038-1.
  • Hans-Wolfgang Strätz: Der Verlobungskuß und seine Folgen, rechtsgeschichtlich gesehen. Universitätsverlag, Konstanz 1979, ISBN 3-879-40138-1.

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Kuss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik
Commons
 Commons: Kuss – Bilder, Videos und Audiodateien
Wikiquote
 Wikiquote: Kuss – Zitate


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