Kinderzirkus

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Unter Kinderzirkus, auch Mitmachzirkus, werden Zirkusprojekte verstanden, bei denen Kinder und Jugendliche Erfahrungen als Artisten und Zirkuskünstler in einer echten Zirkusumgebung sammeln können. Kinderzirkus wird meist von Zirkusunternehmen angeboten, die sich in ihrem Winterquartier befinden oder generell ortsfest sind. Sehr eng mit dem Kinderzirkus verwandt sind Kinder-Zauberschulen, die auch als Sonderform des Kinderzirkus verstanden werden können. Der inzwischen flächendeckend an Schulen angebotene Wahlkursbereich Artistik (z.B. Jonglieren) zählt dabei nicht zum Oberbegriff Kinderzirkus.

[Bearbeiten] Pädagogisches Konzept

Die Idee des Kinderzirkus entstand in Europa in den 1970er Jahren als pädagogische Angebotsform, die sich die Faszination und Anziehungskraft des Zirkus zunutze macht. Er soll Kindern und Jugendlichen eine Plattform bieten, nicht nur die Zirkuswelt, sondern auch ihre eigenen Fähigkeiten und Grenzen kennenzulernen. Sportlich-akrobatische Aktivitäten stehen im Vordergrund. In der ungezwungenen, sehr stark die Phantasie und Kreativität der Kinder ansprechenden Zirkusumgebung werden Fähigkeiten und Talente entdeckt und gefördert, die im alltäglichen Leben nur schwer zum Vorschein kämen.

Der Kinderzirkus wird nicht als Rekrutierungsveranstaltung für Zirkusnachwuchs verstanden. Zu diesem Zweck existieren Zirkusschulen, die den meist bereits aus Artistenfamilien stammenden Zirkusnachwuchs ausbilden. Im Gegensatz zum Kinderzirkus herrscht in Zirkusschulen ein straffes Ausbildungsprogramm und harter Drill, der die Auszubildenden auf den anstrengenden und schweren Zirkusalltag vorbereitet. Der Begriff Zirkusschule wird allerdings auch synonym für Kinderzirkus verwendet, bzw. bieten Zirkusschulen auch Kinderzirkus an.

[Bearbeiten] Formen des Kinderzirkus

Kinderzirkusprojekte gibt es in verschiedenen Erscheinungsformen. Neben Angeboten im Rahmen von Ferien- oder Wochenendprogrammen steigt die Zahl der in Zusammenarbeit mit Schulen oder Jugendvereinen durchgeführten Veranstaltungen. Inzwischen gibt es allein in Deutschland über 200 verschiedene Projekte mit verschiedenen Schwerpunkten. Sowohl Jugendämter als auch Vereine, Schulen, Verbände und Initiativen haben die Kinderzirkusarbeit im Rahmen ihrer pädagogisch ausgerichteten Kinderarbeit verankert.

Meistens wird auf die Aufführung einer vollständigen Zirkusvorführung hingearbeitet. So üben sich die Kinder und Jugendlichen nebenbei bei der Bewältigung organisatorischer und die Zusammenarbeit fördernder Aufgaben, die rund um eine Zirkusveranstaltung anfallen. Üblich sind auch mehrstündige Workshops, die auch als Rahmenprogramm für Geburtstagsfeiern angeboten werden. In zunehmendem Maße gibt es Kinderzirkusprojekte, die ähnlich den Sportvereinen funktionieren und den Kindern und Jugendlichen ganzjährig als Freizeitbeschäftigung zur Verfügung stehen. Jedes Unternehmen, das Kinderzirkus anbietet, hat seine eigenen Schwerpunkte. In permanent stationären Kinderzirkussen kann auch die Arbeit mit Tieren angeboten werden.

Die Förderung der artistischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen hat in mehreren Projekten Einzug in den Schulalltag gehalten.

[Bearbeiten] Beispielprojekte

[Bearbeiten] Lernen unter Sternen

Im Projekt "Lernen unter Sternen" kommen beispielsweise die Kinder der 5. Volksschulklassen der Berliner Grundschule am Mohnweg regelmäßig an zwei Vormittagen für mehrere Schulstunden in den Zirkus, der in der Nähe der Schule liegt. Im Zirkuszelt erarbeiten sie im Laufe eines halben Jahres ihre eigene Zirkusvorstellung mit allem, was dazu gehört. Die Mädchen und Jungen werden selbst aktiv beim artistischen Training, sie entwickeln eine Geschichte für die Show und führen Regie, entwerfen die Kostüme und das Bühnenbild, dokumentieren filmisch den Fortschritt des Projektes und entwerfen das Werbematerial.

Die Kinder, die vornehmlich aus bildungsfernen Schichten kommen, haben im Zirkus die Chance, ihre Stärken kennenzulernen - ohne Konkurrenz und ohne Bewertung. Gerade Schüler, die im Unterricht schwächer sind und in der Schule wenig Erfolge haben, profitieren davon. Sie erfahren im Zirkusprojekt, dass sie durchaus etwas vollbringen können. Dadurch bekommen die Kinder Anerkennung und ein neues Selbstwertgefühl. Eine wichtige Erfahrung für die Kinder ist, dass jeder Fähigkeiten hat, die in diesem Projekt zum Tragen kommen. Die Kinder sehen, dass sie gemeinsam etwas Besonderes gestalten können und dass es dabei auf gegenseitiges Vertrauen, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit ankommt.

[Bearbeiten] LILALU - Zirkus der Phantasie

LILALU richtet sich an alle Kinder und Jugendliche aus München und Umgebung und basiert auf kulturpädagogischer Grundlage. Die Zirkusschule der Phantasie enthält Elemente des emanzipatorischen Kindertheaters und wird von Kindern als Protagonisten inszeniert und realisiert. Mehr als 2.000 Kinder werden jährlich von professionellen Artisten und Künstlern in fast allen zirzensischen Disziplinen ausgebildet LILALU tritt seit 2000 regelmäßig im Rahmen des Winterprogramms beim Circus Krone auf und beim Circus Roncalli im Rahmen seine Münchentourneen.

[Bearbeiten] Zirkus Zack

Beim berliner Kinder- und Jugendzirkus Zack beginnen die Kurse ab einem Alter von vier Jahren. In einem spielerischen Umfeld üben sich die Kinder in Körperwahrnehmung und Gleichgewichtssinn. Die älteren Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahren erarbeiten aus eigenen Ideen Zirkus-Vorstellungen und organisieren sich mit Unterstützung der Kursleiter selbst ihre Auftrittsmöglichkeiten. In Berlin ist auch der größte Kinderzirkus Europas angesiedelt. Dies ist der Zirkus Cabuwazi, der in Berlin mehrere Standorte hat.