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Katalogehe – Wikipedia

Katalogehe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Als Katalogehe oder Katalogheirat werden Ehen zwischen Partnern aus unterschiedlichen Ländern genannt, die durch Anbahnung durch eine Agentur zustande gekommen sind. Hauptsächlich Männer aus reichen Ländern suchen auf diesem Wege Frauen aus meist armen Ländern. Das Wort "Katalog" bezieht sich auf die Praxis vieler "Eheanbahnungsinstitute" dem Interessenten Kataloge mit den Fotos der Frauen zur Vorauswahl zuzusenden. Die so geheirateten Frauen werden oft auch Katalogfrauen genannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beweggründe der Männer

Männer aus westlichen Staaten, die sich für eine arrangierte Heirat mit Frauen aus anderen, meist ärmeren Ländern entscheiden, haben verschiedene Beweggründe für ihr Vorgehen.

Häufig ist es die individuell erfahrene Schwierigkeit, im eigenen Land eine Partnerin zu finden. Aus der Perspektive einiger Männer werden deutsche Frauen als zu egoistisch, emanzipiert und nicht mehr familienorientiert wahrgenommen.

Ältere Männer suchen auf diese Weise häufig eine deutlich jüngere Frau.


[Bearbeiten] Beweggründe der Frauen

Die Frauen entschließen sich aus mangelnder beruflicher, finanzieller und partnerschaftlicher Perspektive zu diesem für sie riskanten Schritt. Dabei wird die Heirat mit dem reichen Europäer oder Amerikaner als Lösung vieler Probleme gesehen. Außerdem ist eine Ehe eine Möglichkeit, die in der Regel restriktiven Migrationsgesetze der Industrieländer zu umgehen.

Sogenannte "Mail Order Brides" (= per Post bestellte Bräute) stammen aus allen Gesellschaftsschichten. In Russland und anderen Staaten des ehemaligen Ostblocks etwa bemühen sich auch viele Akademikerinnen um einen Ehepartner aus dem Westen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass in einigen osteuropäischen Ländern Frauenüberschuss herrscht.

In der Regel ist den heiratswilligen Frauen bekannt, dass nach einer gewissen Dauer der Ehe ein Bleiberecht eingeräumt wird und dass auch im Falle einer Scheidung Versorgungsansprüche gegenüber dem Ehemann oder dem Staat bestehen.

[Bearbeiten] Herkunft der Frauen

Frauen, die einen Ehemann in reichen Industrieländern (meist Westeuropa, Nordamerika, Taiwan, Singapur oder Australien) suchen, kommen aus allen Teilen der Welt, besonders häufig sind Ehen von Männern aus den Industriestaaten mit Frauen von den Philippinen oder aus Thailand sowie aus Mittel- und Südamerika. Seit der Öffnung des Ostblocks werden auch zunehmend Frauen aus osteuropäischen Ländern im Heiratstourismus aktiv.

[Bearbeiten] Kritik, negative Folgen

Quellenangaben
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Kritik an dieser Praxis kommt vor allem von Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, welche die Katalogehen als moderne Form des Sklavenhandels anprangern. Es komme vor, dass die Frauen von den Männern misshandelt oder entgegen den Versprechungen in die Zwangsprostitution verkauft würden. Die Beweggründe einiger Männer werden als moralisch verwerflich angesehen, gerade das Argument der Emanzipation und die Suche einiger Männer nach viel jüngeren Frauen stoßen auf Kritik.

Es wird in diesem Zusammenhang immer wieder von einer modernen Form der Sklaverei und von Frauenhandel gesprochen, da die Frauen wie Ware angepriesen, bestellt und bezahlt würden.

Viele Frauen sind auch mit dem Leben im Land des Ehemannes gänzlich unglücklich. Sie sprechen meist nicht die Sprache, kommen mit der Kultur und dem Klima nicht zurecht und erleben jeden Tag die Ablehnung oder gar Anfeindung der Mitmenschen, welche sie häufig als minderwertig betrachten.

Häufig halten Katalogehen nur so lange, bis sich die Frau ein dauerhaftes Bleiberecht in dem Industriestaat, in dem ihr Ehemann lebt, erworben hat. Viele Kritiker sehen diese Tatsache als Indiz, dass Katalogehen oft mit "Erschleichung von Aufenthaltsrechten" oder "Wirtschaftsflucht" gleichgesetzt werden kann.

[Bearbeiten] Kritik an voreiligen Stereotypen

Andrea Lauser zeigt in ihrer ethnografischen Untersuchung, dass das Bild der gekauften, mit der Post bestellten Braut zu eng ist. Die Philippinen haben eine regelrechte Migrationskultur entwickelt indem sie manchmal ihr Familiennetzwerk über die ganze Welt spinnen (eine Tante in Singapur, ein Neffe in den USA, ein Bruder in Italien, eine Schwägerin in Deutschland). In der Diaspora selbst bieten Migrantennetzwerke Unterstützung. Die Migration expandiert an bereits bestehenden Strukturen weiter.

Die Ethnographie zeigt, dass die Reduzierung der Frauen als nur passiv erlebende oder gehandelte Objekte der Verhältnisse eine Verkürzung darstellt und durch einen im Westen üblichen Diskurs nur allzu leicht auf einen Opferstatus festlegt. Tatsächlich sind die Migrantinnen wichtiger Teil des Unterstützungsnetzwerkes der zu Hause Gebliebenen. Auch darf die aktiv-emigratorische Beziehungsarbeit von Heiratsmigrantinnen nicht unterschätzt werden: Es gilt im interkulturellen Zusammenleben mit einem deutschen Ehemann eigene Mischformen und Kombinationen aus deutschen und philippinischen kulturellen und geschlechtsspezifischen Mustern zu schaffen und zu neuen Synthesen zusammenzuführen.

[Bearbeiten] Positive Beispiele

Natürlich sind nicht alle in einer internationalen Ehe Lebenden unglücklich, so können Ehen durchaus lange Bestand haben, wobei sich zwischen den Eheleuten echte Gefühle entwickelt haben. Häufig engagieren sich die Ehemänner nun für die Familien der Frauen und versuchen die Situation in den Heimatländern zu verbessern. Die Stadtverwaltung von Udon Thani hat die deutsch-thailändischen Ehen inzwischen als ein Instrument der kommunalen Wirtschaftsförderung erkannt.

Die Eheanbahnung zwischen den Herkunftsländern und den Heiratsländern verläuft inzwischen auf vielfältige Art und Weise. Durch multimediale Kommunikation, so beispielsweise durch Kontaktbörsen im Internet, oder Anknüpfung an bereits in Europa oder Nordamerika verheiratete Verwandte und Freundinnen fungieren kommerzielle Vermittler oft nur noch als Dienstleister, etwa bei der Reiseorganisation oder der wegen der misstrauischen Haltung der Einwanderungsbehörden oft langwierigen Visabeschaffung.

[Bearbeiten] Juristische Bewertung

Eine Ehe kann per Definition nicht die Grundlage eines gültigen Rechtsgeschäftes sein. Bei Inanspruchnahme eines Kontaktvermittlers wird also de facto keine "Ehefrau mittlerer Art und Güte" gekauft, sondern es werden der Service der Ermöglichung des Kontaktes mit der Frau, sowie die Reisekosten entlohnt.
Es ist daher nicht möglich, die Kosten bei Nichtzustandekommen oder bei Scheitern einer Ehe vom Vermittler zurückzufordern. Das Anbahnungsgeschäft ist nicht sittenwidrig und wurde vom Vermittler ja auch erfüllt. Für die Entscheidung der Frau ist der Vermittler nicht verantwortlich und kann daher auch nicht dafür haftbar gemacht werden. Eine Haftung der Frau für die entstandenen Kosten ist ebenfalls ausgeschlossen.
Das Kostenrisiko bei der Katalogehe liegt demnach vollständig beim potentiellen Ehemann.

[Bearbeiten] Siehe auch:

[Bearbeiten] Literatur


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