Kardinaltugend
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Als Kardinaltugenden (von lat. cardo, cardinis, „Türangel, Dreh- und Angelpunkt“) – auch Primärtugenden – bezeichnet man die Grund-Tugenden des menschlichen Handelns.
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[Bearbeiten] Europa
Im europäischen Kulturkreis leiteten die Philosophen die Kardinaltugenden von Sokrates, Platon und den Stoikern ab, die zunächst vier aufzählten. Sokrates nannte dazu
Platon bezeichnete als die vier Haupttugenden:
- Klugheit (Weisheit) (lat. prudentia, sapientia) (gr. σοφία)
- Gerechtigkeit (lat. iustitia) (gr. δικαιοσύνη)
- Tapferkeit (lat. fortitudo) (gr. ανδρεία)
- Mäßigung (lat. temperantia) (gr. σωφροσύνη)
Die Stoiker zählten zu den vier Kardinaltugenden
Die vier römischen Kardinaltugenden waren
- Tapferkeit (virtus),
- Milde (clementia),
- Gerechtigkeit (iustitia),
- Achtung gegenüber der Familie/ Frömmigkeit (pietas).
Der deutsche Philosoph Johann Friedrich Herbart wiederum stellte als die Kardinaltugenden dar [1]:
- Tapferkeit,
- Freiheit,
- Güte und
- Gerechtigkeit.
[Bearbeiten] Allegorische Darstellung Platons Kardinaltugenden
Darstellung der Kardinaltugenden am Papstgrab des Papstes Clemens II. im Bamberger Dom
[Bearbeiten] Paulinische Tugenden
Seit Platon wurden von diesen Kardinaltugenden alle weiteren Tugenden abgeleitet. Paulus ergänzte sie um die drei theologischen Tugenden (auch als Grundtugenden bezeichnet)
Giottos Darstellung der drei theologischen Tugenden in der Cappella degli Scrovegni in Padua
Zusammen ergibt das die Siebenzahl, sie wurden auch den sieben Todsünden (Hauptlaster) gegenübergestellt.
[Bearbeiten] Andere Kulturkreise
[Bearbeiten] China
Die fünf konfuzianischen Kardinaltugenden (chin. 五常 wŭcháng) sind:
- Menschlichkeit (仁 rén)
- Gerechtigkeit oder Rechtes Handeln (義 yì)
- Sitte (禮 lĭ)
- Wissen (智 zhì)
- Wahrhaftigkeit (信 xìn)
beziehungsweise nach Mengzi entsprechend
- Innigkeit (親 qīn) zwischen Vater und Sohn
- Rechtes Handeln (義 yì) zwischen Fürst und Untertan
- Trennung (別 bié) zwischen Gatte und Gemahlin
- Reihenfolge (序 xù) zwischen Alt und Jung
- Wahrhaftigkeit (信 xìn) zwischen Freund und Freund
[Bearbeiten] Yoga und Hinduismus
5 Yamas:
- Ahimsa (Gewaltlosigkeit)
- Satya (Wahrhaftigkeit)
- Asteya (Nicht-Stehlen)
- Brahmacharya (Enthaltsamkeit)
- Aparigraha (Nicht-Zugreifen)
5 Niyamas:
- Shauca (Reinheit)
- Samtosha (Genügsamkeit)
- Tapas (Opfer und Buße)
- Svadhyaya (Studium und Reflexion)
- Ishvara Pranidhana (Hingabe an Gott)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Tugendethik
- Dharma
- Katechismus der katholischen Kirche, Todsünde, Sünde wider den Heiligen Geist
- Preußische Tugenden
- Sekundärtugend
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Josef Pieper: Das Viergespann – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß. München 1998. ISBN 3466401712.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Kardinaltugenden. Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888–1890, Bd. 9, S. 507 f.