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Georges Bataille – Wikipedia

Georges Bataille

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Georges Bataille (* 10. September 1897 in Billom, Puy-de-Dôme; † 9. Juli 1962 in Paris) war ein französischer Schriftsteller und Soziologe, Anthropologe und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Geboren in Billom im Département Puy-de-Dôme in Frankreich, zog er mit seiner Familie 1900 nach Reims. Er besuchte ab 1917 die Ecole des Chartes in Paris und arbeitete nach seiner Ausbildung zum Bibliothekar in der Bibliothèque nationale de France. 1942 wurde er aufgrund einer Tuberkulose aus dem Bibliotheksdienst entlassen, 1949 nahm er die Arbeit als Bibliothekar zunächst in Carpentras und später in Orléans wieder auf. Er war eng mit dem französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan befreundet, der 1953 auch Batailles seit 1946 geschiedene Ehefrau Sylvia Bataille (geb. Maklès) heiratete. 1962 starb Bataille in Paris.

[Bearbeiten] Wirken

Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Wichtigste Schriften, Gründe für Kontroversen, politisches Engagement, Bruch mit den Surrealisten, etc., siehe auch en:Georges Bataille

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... 1920 begegnet Georges Bataille Henri Bergson in London - Problemstellung: Was ist das Lachen und welche Bedeutung gibt es dem Denken und vice versa. Schließt das Denken das Lachen aus? Ist Lächerliches kein Gedanke wert? usw... 1921 befreundet er sich mit Alfred Métraux ... 1922 Diplom zum Archivar-Paläographen, woraufhin er sich in Madrid zur Auffindung mittelalterlicher, französischer Schriften aufhält... Bataille ist Zeuge wie Manolo Granaro, Torero, in Madrid in der Arena von einem Stier getötet wird. Ein Ereignis von dem auch Hemingway in For whom the bells tolls berichtete. Im selben Jahr wird Bataille zum Bibliothekarsreferendar an der Bibliothèque national, Paris, ernannt... 1924 trifft Bataille Michel Leiris... 1926: unter dem Pseudonym Georges Troppmann (vgl. Jean-Baptiste Troppmann) versucht Bataille einen Roman zu schreiben W.-C., dessen Fragment 1935 als Dirty, Einleitung zu Das Blau des Himmels, wieder auftaucht. Und nach Bernd Mattheus (Eine Thanatographie Bd.I) eine Potenzierung der Aufzeichnungen aus dem Kellerloch von Dostojewski gewesen sein dürfte.

Bataille bewegte sich von 1923-28 in den Kreisen der Pariser Surrealisten, ohne jedoch Surrealist zu sein. Gespanntes Verhältnis zu Breton. Ab 1930 wird er Mitherausgeber der Zeitschrift Documents. Gemeinsam mit André Breton und Roger Caillois gründete er 1935 die antifaschistische Gruppe Contre-Attaque.

1936 gründete Bataille zusammen mit Caillois, Michel Leiris und Jules Monnerot das Collège de Sociologie, dessen Aufgabe es sein sollte, eine Soziologie des Heiligen bzw. Sakralsoziologie zu entwickeln. An diesem Projekt waren auch die deutschen Emigranten Walter Benjamin und Hans Mayer beteiligt. Er war außerdem Gründer und Leitfigur der 1936 ins Leben gerufenen Geheimgesellschaft Acéphale. 1946 gab er die einflussreiche Zeitschrift Critique heraus, in der er unter anderem die frühen Arbeiten von Roland Barthes, Maurice Blanchot, Jacques Derrida und Michel Foucault veröffentlichte.

[Bearbeiten] Werk

Bataille wurde stark von Hegel, Sigmund Freud, Karl Marx, Marcel Mauss, dem Marquis de Sade und Friedrich Nietzsche beeinflusst. Er ist Autor eines vielfältigen Werks: Vorlesungen, Gedichte, Essays über zahllose Themen wie die Mystik der Wirtschaft, über Poesie, Philosophie, Kunst, Erotismus und Tod. Bataille interessiert sich für das Opfer, die Transgression (Grenzüberschreitung, die eine innere Erfahrung evoziert) und die Verschwendung, den Rausch, die Tabu- und Grenzbereiche menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns.

[Bearbeiten] Konzept der Heterologie

Bataille interessiert sich durch sein gesamtes Werk hindurch für das Ausgeschlossene, das Heterogene, den „verfemten Teil“, der in einer gesellschaftlichen Homogenität negativ bestimmt ist und tendenziell der Vernichtung preisgegeben ist. So auch in einem marxistischen Diskurs oder bei Marx selbst, der das revolutionäre Subjekt, das Proletariat, vom Lumpenproletariat (das wäre in diesem Falle das Heterogene Batailles) abgrenzt.

Bataille begründet damit einen Diskurs, der die gesamte französische Philosophie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Postmoderne sowie den Poststrukturalismus bestimmen wird, sich aber beispielsweise auch in Adornos Negativer Dialektik wiederfindet und die Ablösung und Kritik des modernen als eines vereinheitlichenden Denkens markiert.

[Bearbeiten] Souveränität und Überschreitung

Souveränität ist für Bataille weniger die Ausübung von Herrschaft (wie z. B. nach der Definition von Carl Schmitt: „Derjenige ist souverän, der über den Ausnahmezustand gebietet“). Bei Bataille handelt es sich vielmehr um eine machtlose Souveränität, die damit gleichzeitig subversiv zu allen Mächten wird. Bataille unterscheidet dabei drei historische Stadien von Souveränität:

  1. Das archaische Stadium, in dem der Priester oder die Priesterin eine sakrale Souveränität ausüben, die von aller Macht ausgeschlossen ist.
  2. Die Souveränität im klassischen Sinne eines absolutistischen Herrschers.
  3. Die Souveränität des Künstlers, die in actu subversiv wirkt und sich von aller Herrschaft unterscheidet.[1]

Dabei handelt es sich bei der Überschreitung (Transgression), die von Foucault in Bezugnahme auf Bataille als ‚nicht-affirmative Bejahung‘[2] definiert wird, allein um das movens der Souveränität, um das dynamische Element, das nach Bataille in der Souveränität verborgen liegt.

[Bearbeiten] Philosophie des Verbrechens

In seinem Werk Gilles de Rais, Leben und Prozeß eines Kindermörders schildert Bataille die wahre Geschichte des Gilles de Rais, der ein Waffengefährte der Jeanne d'Arc war, Marschall von Frankreich und zugleich ein monströser Massenmörder. Unzählige Kinder wurden von seinen Vertrauensleuten unter verlockenden Versprechungen in seine Schlösser gebracht, wo sie als Opfer schwarzer Magie im Verlauf orgiastischer Gelage auf grauenhafte Weise geschändet und verstümmelt wurden. Bataille schildert in seinem Buch das entsetzliche Geschehen anhand der Protokolle des weltlichen und des kirchlichen Prozesses. Darüber hinaus bemüht er sich um eine psychologisch fundierte Philosophie des Verbrechens.

[Bearbeiten] Werke in deutschen Ausgaben

  • Die vorgeschichtliche Malerei: Lascaux oder die Geburt der Kunst. dt. von Karl Georg Hemmerich. Skira, Genf 1955, Klett Cotta, Stuttgart 1983.
  • Manet. Biographisch-kritische Studie. dt. von Karl Georg Hemmerich. Skira, Genf/Paris/New York 1955.
  • Der heilige Eros. dt. von Max Hölzer. Luchterhand, Neuwied-Berlin 1963.
  • Die Tränen des Eros. dt. von Karin Reese, Martin Schulte u. Marta Berger. in: Lo Duco: Die Erotik in der Kunst. Kurt Desch, München/Wien/Basel 1965.
  • Abbé C., hrsg. u. übers. von Max Hölzer, Luchterhand, Neuwied-Berlin 1966.
  • Das Blau des Himmels, übers. von Sigrid Massenbach u. Hans Naumann, Luchterhand, Neuwied-Berlin 1967.
  • Gilles de Rais. Leben und Prozeß eines Kindermörders. übers. von Ute Erb, Merlin, Hamburg 1967.
  • Das obszöne Werk. (Die Geschichte des Auges, Madame Edwarda, Meine Mutter, Der Kleine, Der Tote). Mit einem Nachwort von Francois Bondy. Ins Deutsche übertragen und mit einem Nachwort versehen von Marion Luckow. Rowohlt, Reinbek 1972.
  • Die psychologische Struktur des Faschismus- Die Souveränität aus dem Französischen von Rita Bischof, Elisabeth Lenk, Xenia Rajewski. Hrsg. von E. Lenk. Nachwort Rita Bischof. Batterien. Bd 8. Matthes&Seitz, München 1978.
  • Das theoretische Werk I: Die Aufhebung der Ökonomie (Der Begriff der Verausgabung - Der verfemte Teil - Kommunismus und Stalinismus.) Aus dem Französischen von Traugott König und Heinz Abosch. Mit einer Studie von Gerd Bergfleth. Rogner&Bernhard, München 1975, 2. erw. Auflage: Matthes&Seitz (Batterien 22), München 1985
  • Wiedergutmachung an Nietzsche. Das Nietzsche-Memorandum und andere Texte
  • Die Literatur und das Böse. Emily Bronte - Baudelaire - Michelet - Blake - Sade - Proust - Kafka - Genet, dt. von Cornelia Langendorf. Mit einem Nachwort von Gert Bergfleth und einem Essay Daniel Leuwers, Matthes & Seitz (Batterien 28), München 1987
  • Die Erotik ebd. 1994
  • Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953. Atheologische Summe I Gallimard, Paris 1943/1954; Matthes & Seitz, München 1999
  • Verdorbene Sonne Übers. v. Wroblewsky, in: Carlo Ginzburg: Das Schwert und die Glühbirne. Eine neue Lektüre von Picassos ›Guernica‹ edition suhrkamp 2103, 1999 ISBN 9783518121030. [3]
  • Die Freundschaft. Das Halleluja. Atheologische Summe II Gallimard, Paris 1944/1961; Matthes & Seitz, München 2002
  • Nietzsche und der Wille zur Chance. Atheologische Summe III ebd. 1945; Matthes & Seitz München 2005

[Bearbeiten] Quellenangaben

  1. Rita Bischof: Souveränität und Subversion. Batailles Theorie der Moderne. Einleitung. Matthes & Seitz, München 1984.
  2. Michel Foucault: Vorrede zur Überschreitung. In: Michel Foucault: Dits et Ecrits. Schriften. Bd 1. Surhrkamp, Frankfurt/Main 2001, S.320-342.
  3. Rezensionsnotiz in Süddeutsche Zeitung, 09.12.1999: Picassos "Guernica" nicht als politisch motivierte Anklage lesen zu wollen und es dann doch zu tun, so beschreibt Antje Weber Ginzburgs Untersuchung. Kern der Ginzburgschen These vom Nicht-Antifaschismus ist der Einfluss, den George Batailles in genau jener Zeit (1937) auf Picasso ausübte. Aufgrund von dessen ambivalenter Kritik am Faschismus habe der Maler bestimmte Veränderungen am Bild vorgenommen (das zur Pariser Weltausstellung für den Pavillon der Spanischen Republik in Auftrag gegeben war). Besonders die Glühbirne in der Sonne von "Guernica" entspreche, so meint Ginzburg, der Batailleschen Auffassung von der modernen Kunst als "verdorbene Sonne", die Entsetzen auslöse.

[Bearbeiten] Literatur

  • Elisabeth Bange: An den Grenzen der Sprache. Studien zu Bataille. Lang, Frankfurt a.M. 1982. ISBN 3-8204-5718-6
  • Gerd Bergfleth: Theorie der Verschwendung. Einführung in Georges Batailles Antiökonomie. Matthes & Seitz, München 1985. ISBN 3-88221-359-0
  • Rita Bischof: Souveränität und Subversion. Batailles Theorie der Moderne. Matthes & Seitz, München 1984. ISBn 3-88221-223-3
  • Jacques Derrida: Von der beschränkten zur rückhaltlosen Ökonomie. Ein rückhaltloser Hegelianismus. In: Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1972, S.380-421. ISBN 3-518-27777-4
  • Rodolphe Gasché: System und Metaphorik in der Philosophie von Bataille. Lang, Frankfurt a.M. 1978. ISBN 3-261-04612-0
  • Gregor Häfliger: Autonomie oder Souveränität. Zur Gegenwartskritik von Georges Bataille. Mäander, Mittenwald 1981.
  • Hans-Jürgen Heinrichs: Der Wunsch nach einer souveränen Existenz. Georges Bataille. Droschl, Graz 1999. ISBN 3-85420-510-4
  • Andreas Hetzel/Peter Wiechens (Hg.): Georges Bataille. Vorreden zur Überschreitung, Würzburg 1999. ISBN 3-8260-1355-7
  • Michel Foucault: Vorrede zur Überschreitung. In: Michel Foucault: Dits et Ecrits. Schriften. Bd 1. Frankfurt/Main, Suhrkamp 2001, S.320-342. ISBN 2-07-073844-2
  • Bernd Mattheus: Georges Bataille. Eine Thanatographie. 3 Bde. Matthes & Seitz, München 1984, 1992, 1995. ISBN 3-88222-225-5
  • Stephan Moebius: Die Zauberlehrlinge. Soziologiegeschichte des Collège de Sociologie 1937-1939. UVK, Konstanz 2006. ISBN 3-89669-532-0
  • Stephan Moebius: Contre-Attaque – eine politische Initiative französischer Intellektueller in den 30er Jahren. In: Sozial. Geschichte. Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts. hrsg. von der Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Bern 18.2003,2 (Juni), S.85-100. ISSN 1660-2870
  • Lars Steinmann: Rezension zu Artur R. Boelderl: „Georges Bataille. Über GottesVerschwendung und andere Kopflosigkeiten“. In: Marburger Forum. Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart. Lohra Jg 6.2005.
  • Lars Steinmann: Eine Buchsprechung zu „Die Tränen des Eros“ - In: Marburger Forum. Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart. Lohra Jg 7.2006,3.
  • Peter Wiechens: Bataille zur Einführung. Junius, Hamburg 1995. ISBN 3-88506-907-5

[Bearbeiten] Weblinks


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