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Dietmar Schönherr – Wikipedia

Dietmar Schönherr

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dietmar Schönherr
Dietmar Schönherr

Dietmar Schönherr (* 17. Mai 1926 in Innsbruck) ist ein österreichischer Schauspieler, Moderator, Sprecher, Schriftsteller, Übersetzer und Regisseur. Schönherr engagiert sich seit 1985 [1] für soziale und kulturelle Projekte in Nicaragua, die für ihn die mit Abstand größte Bedeutung in seinem Lebenswerk einnehmen.[2] Schönherr erlangte durch seine Hauptrolle in der ersten deutschen Science Fiction-Fernsehserie Raumpatrouille eine bis heute anhaltende Popularität. 1973 moderierte er die erste Talkshow im deutschsprachigen Fernsehen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

Dietmar Schönherr wurde in eine Familie von Berufssoldaten geboren. Sein Großvater war General und sein Vater, Otto Schönherr Edler von Schönleiten († 1954), diente als Oberst im österreichischen Generalstab. Schönherr jr. wollte daher die gleiche Laufbahn einschlagen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 hatte man seinem Vater nahegelegt, in die deutsche Wehrmacht zu wechseln; andernfalls drohte die unehrenhafte Entlassung. Schönherr sr. willigte ein, obwohl er gegen den Anschluss als auch gegen den Nationalsozialismus war und später mit dem Widerstand sympathisierte. Er war auch mit Henning von Tresckow befreundet. Seine Einstellung belegen auch in seinem Nachlass gefundene Gedichte gegen den Krieg.[3] Die Familie zog nach Potsdam um, wohin sein Vater zum Infanterie-Regiment Nr. 9 ["Graf Neun"], hervorgegangen aus dem preußischen Ersten Garde-Regiment zu Fuß, mit einem rein adligen Offizierscorps versetzt wurde.[3] 1943 machte Schönherr das Abitur am Potsdamer Victoria- (heute Helmholtz-)Gymnasium. Der Filmregisseur Alfred Weidenmann sah ihn als Pimpfenführer auf dem Bornholmer Feld und wollte ihn für die Hauptrolle in dem Ufa-Film Junge Adler gewinnen. Schönherr wollte eigentlich zum Militär und nahm das Angebot erst nach längerem Zögern an. Die Höhe der Gage gab schließlich den Ausschlag, da sie über dem Jahressold seines Vaters lag.[4] Die Eltern waren erleichtert, ihren Sohn für ein paar Monate vor dem Krieg bewahrt zu sehen. Doch unmittelbar danach meldete er sich im Mai 1944 als Freiwilliger zum Kriegsdienst bei den Gebirgsjägern als Fahnenjunker. Im April 1945 desertierte er.

[Bearbeiten] Film und Theater

Schönherr begann 1946 ein Architekturstudium, kehrte aber bald zur Schauspielerei zurück, wenn auch auf Umwegen: von 1947 bis 1952 war er Sprecher, Schauspieler, Regisseur, Reporter und Autor beim Österreichischen Rundfunk. Danach wechselte er als Hörfunkdramaturg und Moderator zum WDR nach Köln.

1955 kam der Durchbruch mit dem Film „Rosenmontag“. Schönherr wurde als Film-, Theater- und Fernsehschauspieler populär. Er spielte in über 100 Kino-Filmen mit, machte Hunderte von Fernsehproduktionen, stand im gesamten deutschsprachigen Raum auf der Bühne und sorgte als Fernsehmoderator für intelligente Unterhaltung.

Er spielte zahlreiche Rollen auf folgenden Theaterbühnen: Exl-Bühne in Innsbruck, Contra-Kreis-Theater in Bonn, Theater in der Josefstadt, Theater an der Wien, Salzburger Landestheater, Tiroler Landestheater in Innsbruck, Komödie Berlin, Renaissance-Theater in Berlin, Ha-Bimah in Tel Aviv und schließlich 15 Jahre lang am Zürcher Schauspielhaus unter anderem als König Lear.

Neben diesen Auftritten als Theater- und Filmschauspieler wurde Schönherr einem weiten Publikum durch die Rolle des Commander Cliff Allister McLane in der Fernsehserie Raumpatrouille bekannt. Diese Science Fiction-Serie erlangte sofort einen bis heute anhaltenden Kultstatus bei den deutschsprachigen Fernsehzuschauern und kann als seine populärste Filmrolle gesehen werden. Mit zur Raumschiffbesatzung gehörten damals Eva Pflug, Claus Holm, Wolfgang Völz, Friedrich G. Beckhaus und Ursula Lillig.

Schönherr machte sich mit der Moderation von neuartigen Fernsehformaten einen Namen, die seinen Kollegen damals noch zu riskant waren. Von 1969 bis 1973 moderierte er mit seiner Frau Vivi Bach die innovative und viel gesehene FernsehshowWünsch Dir was“.[5]

Mit „Je später der Abend“ moderierte er ab 1973 die erste Talkshow des deutschen Fernsehens. Im Gegensatz zu manch anderen Sendungen dieses Fernsehformats von heute versuchte er, seine Gäste auf spannende Weise, aber stets respektvoll zu befragen.[6]

Als Synchronsprecher war Dietmar Schönherr die deutsche Stimme von James Dean in den Filmen „Jenseits von Eden“, „...denn sie wissen nicht, was sie tun“ und in „Giganten“. Daneben sprach er u. a. Sidney Poitier sowie Audie Murphy in „Denen man nicht vergibt“ und Steve McQueen in „Thomas Crown ist nicht zu fassen“.

Schönherr ist einer der Mitbegründer der Tiroler Volksschauspiele, zunächst in Hall und ab 1982 in Telfs. Er leitete die Volksschauspiele fünf Jahre lang, 1983 inszenierte er dort das Drama „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr (mit dem er nicht verwandt ist). Dietmar Schönherr ist der am häufigsten engagierte deutschsprachige Schauspieler in seiner Altersklasse.

[Bearbeiten] Literatur

Schönherr ist auch als Schriftsteller tätig, er ist der Autor von Romanen, Erzählungen sowie von Kinder- und Jugendbüchern, die er zum Teil selbst als Sprecher für Hörbücher veröffentlichte. Die Mehrzahl seiner Sujets spielen in Mittelamerika. Darüber hinaus übersetzte er einige Werke von André Gide und Jean-Paul Sartre aus dem Französischem.

[Bearbeiten] Privatleben

1963 lernte er die dänische Produzentin, Sängerin und Schauspielerin Vivi Bach kennen, die ihn für ihren Film engagieren wollte. Seit 1965 ist er mit ihr verheiratet. Von 1978 bis 1990 wohnte er zusammen mit seiner Frau im aargauischen Städtchen Kaiserstuhl, heute leben sie auf Ibiza in der Nähe der Ortschaft Santa Agnes.

[Bearbeiten] Politisches und soziales Engagement

Schönherr engagiert sich auch in politischer wie sozialer Hinsicht. So trat er 1969 im Wahlkampf für die SPÖ auf, um den späteren Bundeskanzler Bruno Kreisky zu unterstützen.

Anfang der 1980er Jahre wurde Schönherr ein aktiver Unterstützer der deutschen Friedensbewegung, wo er als Redner bei Friedensdemonstrationen gegen den Nato-Doppelbeschluss auftrat. Ab 1982 setzte er sich als Wahlhelfer für die deutschen Grünen ein. Er beteiligte sich 1983 an der berühmten "Prominentenblockade" des Raketenstationierungsgeländes in Mutlangen. Zusammen mit Tausenden von Demonstranten blockierten sie vom 1. bis 3. September 1983 die Zufahrtswege zur Raketenstellung auf der Mutlanger Heide.[7] 25 Fernsehteams und 150 Journalisten aus der ganzen Welt verfolgten das Geschehen. Für seine Teilnahme an der Blockade wurde er zu einer Geldstrafe in Höhe von 8.000 DM verurteilt. Da ihm jedoch die Wahl der Empfänger offengelassen wurde, wenn es denn sich um eine gemeinnützige Einrichtung handelte, gründete er umgehend eine solche und überwies dieser das Geld.

Danach drängte es Schönherr, „etwas mit Hand und Fuß“ zu unternehmen. Seit 1984 engagiert sich Schönherr in Nicaragua. Politisches Aufsehen erregte er bereits im November 1981 mit seiner Beschimpfung des damaligen US-Präsidenten Reagan als „Arschloch“ in der Schweizer Talkshow „Rendez-vous“, da dieser die Massaker der „Contras“ an der nicaraguanischen Zivilbevölkerung finanzierte und sie als „Freiheitskämpfer“ bezeichnete. Schönherr wurde daraufhin vom Sender entlassen.

In Nicaragua unterstützt er seit 1985 fünf Solidaritätsprojekte mit den Einnahmen aus seinen Filmengagements und mit den Spenden vieler Freunde und Gönner, darunter das Kulturzentrum Casa de los tres mundos in Granada, eine integrierte Kunst- und Musikschule, die er mit seinem Freund Ernesto Cardenal und Peter Reichelt ins Leben rief. Er förderte den Aufbau des vom Hurrican „Mitch“ zerstörten Dorfes Los Angeles und gründete im Nordosten Nicaraguas die Siedlung La Posolera. Ende 1985 gründete Schönherr zusammen mit dem Mannheimer Filmemacher und Ausstellungsproduzenten Peter Reichelt die Hilfsorganisationen "Stiftung „Hilfe zur Selbsthilfe“ Pronica e.V." und die "Stiftung Casa de los tres Mundos", beide mit Sitz in Mannheim. Schönherr ist Präsident der Organisationen, Reichelt der Geschäftsführer. Schönherr errichtete 1994 als Nachfolgeorganisation den Verein Pan y Arte. Im Mai 2006 übernahm Henning Scherf den Vereinsvorsitz. Einmal im Jahr besucht Schönherr mit seiner Frau Vivi Mittelamerika und leistet dort Hilfe vor Ort.

[Bearbeiten] Zitate

  • »Ich bin ein Träumer, der die Welt verbessern will.« [8]
  • »Brot und Kunst sind die wichtigsten Lebensmittel des Menschen. Wir kümmern uns um beides.« Dietmar Schönherr über den Verein Pan y Arte [9]

[Bearbeiten] Filmographie (Auswahl)

Film

Eigene Filme

  • Sechs Dokumentarfilme über Afrika
  • 1969: Lachotsky (Spielfilm, Buch und Regie)
  • 1972: Kain (Spielfilm, Buch und Regie, Produktion, Verleih)
  • 1978: Elefantenmenschen (Indien)
  • 2001: Tiefkühlkost + Wasserwerfer. Eine Reise in die 60er mit Elke Heidenreich + Dietmar Schönherr, Filmdokumentation, Deutschland 2001, Autoren: Hildegard Kriwet, Florian Opitz, Peter Sommer, Produktion: WDR, 45 Min., teilweise s/w

Fernsehserien

Moderationen


Stefan Walz (links), Dietmar Schönherr (rechts),in: Der Tod zu Basel von Urs Odermatt, 1990
Stefan Walz (links), Dietmar Schönherr (rechts),
in: Der Tod zu Basel von Urs Odermatt, 1990

über Schönherr

  • „»Gefällt Euch, was Ihr wollt?« Dietmar Schönherr - ein Leben ohne Fassade“, Dokumentation, 46 Min., Buch und Regie: Michael Bukowsky, Produktion: ORF 2, Erstausstrahlung: 14. Mai 2006; 3sat, 18. Mai 2006 [15]
  • »höchstpersönlich« - Dietmar Schönherr. Dokumentation, 30 Min., ein Film von Broka Herrmann, Produktion: hr, Sendedatum: 13. Mai 2006, Inhaltsangabe
  • Nachtcafé. 20 Jahre Nachtcafé. "Markante Männer". Ein Blick zurück mit Wieland Backes und Dietmar Schönherr, Talkshow, 90 Min., Produktion: SWR, Ausstrahlung: 29. Dezember 2006, Inhaltsangabe des SWR
  • „Ich habe drei Leben“, Dokumentation, 43 Min., Deutschland 2006, Regie: Broka Hermann, Produktion: hr, Erstsendung: 30. Dezember 2006, Inhaltsangabe von arte, Filmausschnitt
    Der Film dokumentiert die von heftigen Brüchen geprägte Lebensgeschichte des Schauspielers Dietmar Schönherr. Reichhaltiges Archivmaterial und das Vertrauen zum Filmteam ermöglichten es darüber hinaus, die Arbeit von Dietmar Schönherr über einen großen Zeitraum zu dokumentieren. Eine Biografie, die auch ein Spiegel der politischen und sozialen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts ist.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Achtung Aufnahme, Loewes Verlag, 1943 (technische Informationen über den Film „Junge Adler“ für Jugendliche)
  • Kuckuck und der Feuerwehrmann. Spectrum-Verlag, Stuttgart/Salzburg/Zürich 1977, ISBN 3-7976-1297-4
  • Ruzzitu. Bilder von Gottfried Kumpf. AT-Verlag, Aarau/Stuttgart 1978, ISBN 3-85502-035-3 (erhielt eine Auszeichnung der Kinderbuchmesse in Bologna)
  • Dietmar Schönherr, die Präsidentenbeschimpfung: eine Fernsehdiskussion und ihre Folgen. Mit einem Vorwort von Hans A. Pestalozzi und einem Epilog von Regina Bohne über die Ideologien des Ronald Reagan. ibf-Verlag, München 1983, ISBN 3-924011-03-6
  • Reagan's Freiheitskämpfer. Terroristen im US-Sold; Dokumente, Bilder, Berichte. Edition Nuevo Hombre, Wuppertal 1985, ISBN 3-88943-100-3
  • Liberté und die Wölfe. Hammer, Wuppertal 1985, ISBN 3-87294-274-3
  • Nicaragua, mi amor. Tagebuch eine Reise und das Projekt Posolera. Hammer, Wuppertal 1985, ISBN 3-87294-275-1
  • Casa de los Tres Mundos / Das "Haus der drei Welten". Eine Kulturinnovation - Granada / Nicaragua. Reichelt, Mannheim 1987, ISBN 3-923801-03-3
  • Die blutroten Tomaten der Rosalía Morales. Zweite erweiterte Liebeserklärung an eine unwirsche Geliebte. Eichborn, Frankfurt 2000, ISBN 3-8218-0844-6
  • Sternloser Himmel. Ein autobiographischer Roman. Eichborn, Frankfurt 2006, ISBN 3-8218-0922-1
  • Guapito und der barmherzige Mann von Samara. Mit Bildern von Katja Jäger. Kreuz, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7831-2676-1 (Kinderbuch)

Übersetzungen einiger Werke von André Gide und Jean-Paul Sartre

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. „Nicaragua ist ein Liebesthema“, Salzburger Nachrichten, 13. Mai 2006
  2. Jan Feddersen: „Das, nur das“, taz, 15. März 2006 „Herr Schönherr, mögen Sie sagen, was das Wichtigste in Ihrem Leben war? [...] ‚Nicaragua‘, einige Zigarettenzüge später noch ‚Mutlangen‘. Schließlich: ‚Das, nur das.‘“
  3. a b Dietmar Schönherr 2006: Sternloser Himmel. Ein autobiographischer Roman. Frankfurt a.M.: Eichborn
  4. Gespräch mit Beckmann (ARD), 8. Mai 2006
  5. Bettina Cosack: „Er stört gern“, Berliner Zeitung, 17. Mai 2001
  6. „30 Jahre Talkshow im deutschen Fernsehen. Dietmar Schönherr ist der Pionier der Quasselei“, WDR, 18. März 2003
  7. Demonstrationen gegen die "Nachrüstung", Mutlangen 1. September 1983 ("Prominentenblockade")
  8. „Dietmar Schönherr – Der Albert Schweitzer von Nicaragua“, offizielle Webseite des Honorarkonsulats der Republik Nicaragua
  9. »Pan y Arte«
  10. Reise der Hoffnung, Bundesverband Jugend und Film (BJF)
  11. Los Abandonados
  12. Christine Diller: „Ich bin ein Tiroler“, Münchner Merkur, 13. Juni 2006
  13. „Giganten: Sigmund Freud - Aufbruch in die Seele“, ZDF-Reihe „Giganten“, 11. Juli 2007, Schönherr als Sigmund Freud
  14. Hans-Christian Huf: „Giganten. Große Wegbereiter der Moderne“, List Verlag, 2007
  15. „Gefällt Euch, was Ihr wollt?“, Phoenix
  16. Irmgard Schmidmaier: Dietmar Schönherr: "Ich finde es wichtig, die Welt verbessern zu wollen", Wiesbadener Kurier, 12. Mai 2006
  17. Dietmar Schönherr: Biographie, Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung, November 2005

[Bearbeiten] Weblinks

Projekte in Nicaragua
Interviews
Videos


Andere Sprachen


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