Deutsches Afrikakorps
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Das Deutsche Afrikakorps (DAK) war ein Expeditions-Korps der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Das Operationsgebiet befand sich von 1941 bis 1943 in Nordafrika und erstreckte sich im Verlaufe des Krieges von Tunesien über Libyen bis Ägypten. Sein Wahlspruch war: Ritterlich im Kriege, wachsam für den Frieden. Wichtigster Widersacher wurde der britische General Bernard Montgomery als Befehlshaber der 8. Britischen Armee.
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[Bearbeiten] Operationen
Der Afrikafeldzug selbst begann 1940 mit einem Angriff der zahlenmäßig weit überlegenen Italiener von Libyen auf die britische Armee in Ägypten. Die Briten konnten den Angriff nicht nur abwehren, sondern konnten in einem Gegenangriff nach Libyen eindringen.
Um die Niederlage Italiens abzuwenden, schickte das Deutsche Reich in dem „Unternehmen Sonnenblume“ ein Vorauskommando des späteren Afrikakorps zur Verstärkung der italienischen Truppen. Die ersten deutschen Verbände trafen am 11. Februar 1941 in Tripolis ein.[1] Aus der anfänglichen Unterstützungsrolle wurde bald die eines Hauptbeteiligten; die Deutschen trieben die Briten, die zu der Zeit ihre Hauptkräfte nach Griechenland verlegt hatten, überraschend nach Osten zurück.
In den deutschen Kriegsplänen hatte die Kriegsfront in Nordafrika dagegen nur eine untergeordnete Bedeutung, der deutsche Schwerpunkt lag bei den kräfteverschlingenden Feldzügen in der Sowjetunion.
Da für Großbritannien Afrika jedoch das einzige Kampfgebiet mit direktem Kontakt zu seinem Hauptgegner Deutschland war, unternahm Großbritannien große Anstrengungen auf diesem Kriegsschauplatz. Während Großbritannien durch seine Kolonien über sichere Versorgungswege verfügte – trotz weiter Entfernungen sowie stets latenter U-Bootgefahr –, litt das Afrikakorps ständig unter dem Problem, seinen Nachschub über das Mittelmeer sichern zu müssen, wo es den Angriffen der Royal Navy und Royal Air Force ausgesetzt war. Mit den Militärstützpunkten auf Gibraltar und der Insel Malta verfügten die Briten über wichtige Schlüsselstellungen gegen die deutschen Nachschublinien.
Wichtige Schlachten fanden bei Tobruk und El Alamein statt. Der Kommandierende General Erwin Rommel konnte bis zur Oase Siwa in Ägypten vordringen. Der Nil und der Suez-Kanal lagen in Reichweite. Die wichtigen Ölfelder Arabiens, des Irak, des Irans und sogar eine Verbindungsaufnahme mit der im Kaukasus vorrückenden deutschen Heeresgruppe stellten damit denkbare strategische Fernziele dar.
Für die Juden in Palästina stellte der deutsche Vorstoß eine immense Bedrohung dar. In Athen stand nämlich bereits eine Einsatzgruppe unter dem Kommando von SS-Obergruppenführer Walther Rauff bereit, die mit der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Ägypten und Palästina beginnen sollte und am 20. Juli 1942 von Rommels Stab die notwendigen Instruktionen für ihre Tätigkeit im rückwärtigen Heeresgebiet erhalten hatte. Die arabische Bevölkerung Palästinas sehnte einen Sieg der Deutschen herbei, weil man auf eine Vertreibung der Juden hoffte. Angesichts der näherrückenden Truppen des Afrikakorps hielten es die Briten daher trotz der angespannten militärischen Lage des Sommers 1942 für nötig, Teile ihrer 9. Armee in Palästina zu belassen, um die ansässigen Juden vor Pogromen durch die Araber zu schützen.[2]
Nach wechselvollen Kämpfen wurde der Vormarsch der Afrika-Armee schließlich in El Alamein kurz vor Alexandria in Ägypten gestoppt. Die deutschen Truppen waren aufgrund der vorangegangenen schweren Schlachten weitgehend erschöpft, die Nachschubverbindungen waren trotz der Einnahme der Hafenstadt Tobruk überdehnt. Später wurden die deutschen Einheiten unter schweren Verlusten zum Rückzug gezwungen. Kurz darauf erfolgte die Landung anglo-amerikanischer Truppen („Operation Torch“) in Marokko und Algerien, wodurch es Ende 1942 zu einem Zweifrontenkrieg in Afrika kam. Dadurch wurde ein Verbleib auf dem Kriegsschauplatz endgültig unmöglich.
Trotzdem verlegten Deutschland und Italien noch einmal starke Truppenverbände nach Tunesien, wohin sich die Panzerarmee Afrika zurückzog. Angesichts der aussichtslosen Lage mussten die deutschen und italienischen Truppen bis zum 13. Mai 1943 kapitulieren. Das Versäumnis, diese Streitkräfte rechtzeitig nach Italien zurückzunehmen, ließ nur wenige Monate nach der Niederlage von Stalingrad 120.000 Wehrmachtssoldaten und eine noch größere Zahl Italiener in Kriegsgefangenschaft geraten. Zwei Monate später (am 10. Juli 1943) landeten die Alliierten auf Sizilien. Dies bedeutete eine zweite Front auf dem europäischen Kontinent.
[Bearbeiten] Formationsentwicklung
Im Juli 1941 gehörten zwei deutsche Divisionen, die 21. Panzerdivision (umbenannt und umgegliedert aus der 5. leichten Division) und die 15. Panzerdivision, die Mitte Mai 1941 eingetroffen war, zum DAK unter Generalleutnant Crüwell. Das DAK war dem Kommando der Panzergruppe Afrika (später umbenannt in Panzerarmee) unterstellt, das seit dem 1. Juni 1941 von Rommel geführt wurde und unter italienischem Oberbefehl stand. Zur Panzergruppe Afrika gehörten auch italienische Kräfte, das italienische XXI. Armeekorps unter General Navarini mit den drei teilmotorisierten Divisionen Bologna, Pavia und Brescia sowie ein weiteres motorisiertes Korps, das Corpo ’d’armata di manovra unter General Bastico, gebildet aus der Panzerdivision Ariete und den motorisierten Divisionen Trento und Trieste.
Anfang 1943 schließlich wurden die aus Libyen zurückflutenden Einheiten mit den aus Italien nach Tunesien verlegten Kräften zur Heeresgruppe Afrika zusammengefasst.
[Bearbeiten] Gliederung der Divisionen im Afrikafeldzug
A. 21. Panzerdivision (vorher 5. leichte Division), Februar 1941
-
- Panzerregiment 5
- Stabsregiment 200 zbV (mot.), bestehend aus MG Bataillon 2 und MG Bataillon 8
- Panzeraufklärungsabteilung 3 (mot.)
- I. Abteilung Artillerieregiment 75 (mot.)
- Panzerjägerabteilung 39 (mot.)
- Panzerjägerabteilung 605 (sfl.)
- Flakbataillon 606 (mot.)
- I. Abteilung Flakregiment 33 (mot.)
B. 15. Panzerdivision, Mai 1941
-
- Panzeregiment 8
- 15. Schützenbrigade (mot.), bestehend aus 104. Schützenregiment, 115. Schützenregiment und Kradschützenbataillon 15
- Artillerieregiment 33 (mot.)
- Panzeraufklärungsabteilung 33 (mot.)
- Panzerjägerabteilung 33 (mot.)
- Panzerpionierbataillon 33 (mot.)
- Panzernachrichtenabteilung 78 (mot.)
- Divisions-Nachschubführer 33 (mot.)
C. 90. leichte Afrikadivision (vorher Afrikadivision zbV), November 1941
-
- Schützenregiment 155
- Afrikaregiment 361, inklusive Artillerieabteilung 361 und Flakkompanie I./613
- III./Infanterieregiment 255
- III./Infanterieregiment 347
- Panzerjägerabteilung 605 (sfl.) von 21. Panzerdivision
- Pionierbataillon 900 (mot.)
- Oasenbataillon 300 zbV
D. 164. leichte Afrikadivision (vorher Festungsdivision „Kreta“), September 1942
-
- Panzergrenadierregiment 125 (mit drei Bataillonen)
- Panzergrenadierregiment 382 (mit drei Bataillonen)
- Panzergrenadierregiment 433 (mit drei Bataillonen)
- Artillerieregiment 220 (mot.)
- Aufklärungsabteilung 220 (mot.), zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig
- Pionierbataillon 220 (mot.)
- Divisions-Nachschubführer 220 (mot.)
Der Monat und das Jahr geben den Zeitpunkt des ersten Einsatzes in Afrika an.
Abkürzungen:
- sfl. = Selbstfahrlafette
- mot. = motorisiert
- zbV = zur besonderen Verwendung
[Bearbeiten] Kommandierende Generale
- 14. Februar 1941 Generalleutnant Erwin Rommel
- 15. August 1941 Generalleutnant Ferdinand Schaal
- 1. September 1941 General der Panzertruppe Philipp Müller-Gebhard
- 15. September 1941 General der Panzertruppe Ludwig Crüwell
- 9. März 1942 General der Panzertruppe Walther Nehring
- 19. März 1942 General der Panzertruppe Ludwig Crüwell
- 29. Mai 1942 General der Panzertruppe Walther Nehring
- 31. August 1942 Oberst Fritz Bayerlein (mit der Führung beauftragt)
- 1. September 1942 General der Panzertruppe Gustav von Vaerst
- 2. September 1942 General der Panzertruppe Wilhelm Ritter von Thoma
- 13. November 1942 General der Panzertruppe Gustav Fehn
- 28. Februar 1943 General der Panzertruppe Hans Cramer
[Bearbeiten] Sonstiges
Der Name „Deutsches Afrikakorps“ könnte eine Anspielung auf das Deutsche Alpenkorps sein, das im Ersten Weltkrieg an der Seite der Österreicher gegen die Italiener kämpfte.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Heeresgruppe Afrika
- Soldatenfriedhof Bordj Cedria (Tunesien)
- Rommel-Schnaps
- Lili Marleen
- Afrikafeldzug
- Georg Gärtner
[Bearbeiten] Literatur
- Bernd Peitz: Das Afrikakorps – in Original-Farbfotografien. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-613-02794-7.
- Paul Carell: Die Wüstenfüchse. Mit Rommel in Afrika. Herbig, 2003. ISBN 3-776-62340-3.
- Battistelli, Pier Paolo: Rommel’s Afrika Korps – from Tobruk to El Alamein. Osprey Battle Orders 20. 2006. ISBN 978-1-841-76901-1.
- Wolf Heckmann: Rommels Krieg in Afrika. Tosa, 2006. ISBN 978-3-850-03040-3.
[Bearbeiten] Weblinks
- Gliederung des Afrika-Korps im Lexikon der Wehrmacht
- www.rommelkiste.de – Panzer III und Panzer IV des deutschen Afrikakorps im deutschen Panzermuseum in Munster
- www.Afrika-Korps.de – Webseite Verband Deutsches Afrikakorps e.V.
- www.scorpiontrophy.de/Rommel.htm – Informationen mit Bildern
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ DAK: Verlauf Februar 1941
- ↑ Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers, „Beseitigung der jüdisch-nationalen Heimstätte in Palästina“. Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika 1942, in: Jürgen Matthäus und Klaus-Michael Mallmann (Hg.), Deutsche, Juden, Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, S. 153–176