Chinon
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Chinon | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Centre | |
Département | Indre-et-Loire | |
Arrondissement | Chinon | |
Kanton | Chinon | |
Geographische Lage | 47° 10′ N, 0° 14′ OKoordinaten: 47° 10′ N, 0° 14′ O | |
Höhe | 37 m (27 m–112 m) |
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Fläche | 39,02 km² | |
Einwohner – mit Hauptwohnsitz – Bevölkerungsdichte |
(1999) 8169 Einwohner 209 Einw./km² |
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Postleitzahl | 37500 | |
INSEE-Code | 37072 | |
Website | www.ville-chinon.com |
Chinon ist eine französische Stadt im Département Indre-et-Loire (Region Centre) und Unterpräfektur des Arrondissements Chinon. Der Ort erstreckt sich über beide Ufer der Vienne, unweit des Zuflusses in die Loire.
Die Stadt ist bekannt für die imposante Ruine der Burg Chinon und das Kernkraftwerk Chinon mit vier aktiven Druckwasserreaktoren und drei stillgelegten Magnoxreaktoren.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die strategisch interessante Stätte war bereits im Neolithikum besiedelt. Auf ein gallisches Oppidum folgte ein gallo-römisches Castrum. Zu den ersten bedeutenden Christen, die in Chinon wirkten, gehören Brictius von Tours (frz. Brice, um 370–444), ein Anhänger des Martin von Tours, der die Kirche St. Martin stiftete und Mexme, Gründer einer Kirche und eines Klosters. Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Ort als Caino im 6. Jahrhundert von Gregor von Tours (538–529).
Von 964 bis 1044 kam Chinon an die Grafen von Blois. Der Erbauer der ersten Burg war Theobald I. von Blois († 975). Sein Nachfahre Theobald III. überließ das Lehen 1044 dem Grafen von Anjou Gottfried II. (frz. Geoffroi oder Geoffroy Martel).
Als Heinrich Plantagenet, Herzog von Anjou (1151), der 1152 Eleonore von Aquitanien geheiratet hatte, 1154 den englischen Thron bestieg, fiel Chinon unter die Herrschaft der Engländer. Heinrich wählte Chinon als Residenz und verschied dort auch, nachdem er große Teile der Burg errichtet hatte. Diese ertreckt sich über 430 Meter in die Länge und 85 Meter in die Breite, deren Turm erreicht eine Höhe von knapp 40 Metern. Nach ihm wurde die Burg Chinon zeitweilig von Richard Löwenherz sowie seinem Bruder Johann Ohneland und dessen Gemahlin Isabella von Angoulême bewohnt.
Im Jahr 1205 eroberte der König von Frankreich Philippe-Auguste Chinon und brachte die Touraine in die königliche Domäne ein.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Gebäude
Unter den sehenswerten Gebäuden sind hervorzuheben:
- die gallo-römischen Ruinen in Bessé, östlich der Stadt
- die Ruine des Château de Chinon, von der sich eine schöne Aussicht über die gut erhaltene Stadt bietet
- die Stiftskirche (10./11. Jh.) und das ehemalige Kloster St. Mexme (heute eine Schule)
- die Altstadt, mit Häusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert
- die Kirche Notre-Dame de Parilly (12. Jahrhundert)
[Bearbeiten] Museen
Chinon beherbergt folgende Museen:
- das Musée du Vieux Chinon
- das Musée Jeanne-d'Arc in der „Tour de l'Horloge“
- das Musée animé du vin (Weinmuseum)
- das Musée des arts et traditions populaires (Museum der Volkskunst und Traditionen)
- die Maison de la Rivière, Quai Pasteur, zur Geschichte der Flussschiffahrt auf der Loire
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die früher bedeutenden Steinbrüche sind heute nicht mehr in Betrieb. Haupteinnahmequellen sind Ackerbau (Getreide), Viehzucht, Anbau von Wein und Obstbäumen, die Herstellung von Ziegenkäse und der Fremdenverkehr. Des weiteren ist eine Sägerei in Chinon ansässig. Am Stadtrand wurde eine Industriezone eingerichtet.
[Bearbeiten] Weinbaugebiet Chinon
Die hier produzierten Weine zählen derzeit zu den Besten in ganz Frankreich. Oberhalb der Ufer der Vienne und für Besichtigungen offen, liegen die Weinkeller, in denen Chinons berühmte Cabernet Franc-Rotweine gelagert werden. Diese „Keller“ sind eigentlich Höhlen, die in den porösen Kalkstein gehauen wurden, um daraus die Steine für den Bau der Burg zu gewinnen. Vor allem die höher gelegenen Höhlen, deren Vorderfront viel Sonnenlicht erhielt, wurden vielfach auch als Wohnungen genutzt, indem man den Eingang mit einer Wand, Türen und Fenstern versah. In einer dieser Wohnhöhlen wurde das „Musée Ste. Ragegonde“ eingerichtet.
Die AOC Chinon verfügt über 2200 Hektar Rebfläche und liegt in der Region Touraine, gegenüber dem Weinbaugebiet Bourgueil (siehe auch den Artikel Loire (Weinbaugebiet)). Das Rebland verteilt sich auf:
- Sand- und Kiesböden in der Region Véron, dem ehemaligen Überschwemmungsland zwischen Loire und Vienne. Hier wachsen leichte Weine.
- Kalkstein- und Tuffsteinhänge sowie angrenzende Plateaus um Cravant-les Côteaux, Sazilly und Beaumont-en-Véron. Hier entstehen mittelschwere Rotweine der Spitzenklasse mit einem hervorragenden Alterungsvermögen. In guten Jahrgängen kann ein hervorragender Chinon einige Jahrzehnte lagern.
Im Jahr 2002 wurden 108.609 hl Rotwein (bzw. kleine Mengen Roséwein) und 1.100 hl Weißwein aus der Rebsorte Chenin Blanc gekeltert.
[Bearbeiten] Chinon im Film
Chinon ist Schauplatz in zwei englischen Spielfilmen, deren Drehort freilich nicht die Burgruine war:
- "Becket" (1963) nach dem Theaterstück "Becket oder die Ehre Gottes" von Jean Anouilh, Drehbuch Edward Anhalt (Oscar 1964), Regie Peter Glenville, mit Peter O'Toole (Heinrich II. von England), Richard Burton (Thomas Becket) und John Gielgud (Ludwig VII. von Frankreich). Drehorte waren die Shepperton Studios (England), Alnwick Castle und Bamburgh Castle.
- "Der Löwe im Winter" (1968), Drehbuch James Goldman, Regie Anthony Harvey, mit Peter O'Toole (Heinrich II. von England), Katharine Hepburn (Eleonore von Aquitanien), Anthony Hopkins (Richard Löwenherz), Nigel Terry (Johann Ohneland). Drehorte waren die Ardmore Studios (Irland), die Abtei Montmajour bei Arles und die Burg Tarascon.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Chinon, Hofheim und Tiverton bilden ein „Städtedreieck“, das heißt, sie sind auch untereinander durch Partnerschaften verbunden.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter von Chinon
In Chinon wurden geboren:
- um 1493: François Rabelais († 1553), Schriftsteller der Renaissance