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Blumfeld – Wikipedia

Blumfeld

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Blumfeld
Gründung 1990
Auflösung 2007
Genre Independent
Website www.blumfeld.de
Letzte Besetzung vor der Auflösung
Gesang, Gitarre Jochen Distelmeyer (seit 1990)
Schlagzeug, Vibraphon André Rattay (seit 1990)
Bass Lars Precht (seit 2005)
Keyboard Vredeber Albrecht (seit 2003)
Ehemalige Mitglieder
Bass Eike Bohlken (1990–1996)
Bass Peter Thiessen (1996–2002)
Keyboard, Vibraphon, Bass Michael Mühlhaus (1998–2005)

Blumfeld war eine deutschsprachige Hamburger Popband. Sie zählten – neben Kolossale Jugend, Tocotronic und Die Sterne – zu den wichtigsten Vertretern der Popmusik-Stilrichtung Hamburger Schule und gelten als eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Combos der deutschen Indie-Szene.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Blumfeld wurde im Frühjahr 1990 von Mitgliedern der aufgelösten Bands und Projekte „Arm“, „Laut“, „Der Schwarze Kanal“ und „Bienenjäger“ gegründet. Die Band ist nach der Hauptfigur einer Kurzgeschichte von Franz Kafka benannt (Blumfeld, ein älterer Junggeselle). Ihr ursprünglich stark von Gitarrenfeedback geprägter Sound hat sich seit einer Umbesetzung der Band Mitte der 90er Jahre zu einem eher poporientierten Sound gewandelt. Wichtigstes Merkmal sind die verschachtelten, vom Sänger Jochen Distelmeyer teilweise im Sprechgesang vorgetragenen deutschen Texte, die in bildhafter Sprache eigene Gefühlswelten mit Gesellschaftskritik verknüpfen. Nicht zuletzt wegen ihrer ausgefeilten Texte wurde Blumfeld lange Zeit als Vorzeige-Intellektuellen-Band gesehen, die aber auf den letzten Veröffentlichungen ihre nun einfacheren Botschaften (auch via Radio-Airplay) einem breiteren Publikum zugänglich machte.

Die Musik Blumfelds ist geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Umwelt, besonders im Fokus der Texte stehen oft die (Un)möglichkeit von Paarbeziehung sowie der Mensch als Teil einer rigiden Konsumgesellschaft. Ängste, Depressionen, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, andererseits Widerstand und Protest gegen die Gesellschaft und immer wieder die Liebe als zentrales Motiv sind wichtige Begriffe, die in Distelmeyers Texten thematisiert und aufgearbeitet werden. Die teils düster-melancholische Färbung ihrer Musik lässt den Hörer zuweilen eine pessimistische Grundhaltung vermuten, kontrastiert aber mit optimistischen Stücken.

Zwar war es für Distelmeyer nie eine Frage, die expressiven Texte der Band in einer anderen Sprache als Deutsch zu schreiben. Einer Vereinnahmung für Projekte wie Quoten für deutschsprachige Musik im Radio oder die gezielte Stärkung eines „neuen deutschen Selbstbewusstseins“ durch deutschsprachige Musik hat sich Blumfeld aber dezidiert verweigert.[1]

[Bearbeiten] Auflösung

Im Januar 2007 gab Blumfeld bekannt, Sänger Jochen Distelmeyer habe in Absprache mit den anderen Mitgliedern beschlossen, die Band aufzulösen. Vor ihrer Auflösung ging die Band im April und Mai 2007 auf Abschiedstournee. Ihr letztes Konzert fand am 25. Mai 2007 in ihrer Heimatstadt Hamburg statt.[2]

Nach der Auflösung erschien eine Reihe von Würdigungen.[3] So stellte Christof Meueler in der Jungen Welt Blumfeld in eine Reihe der „großen bundesdeutschen Protestbands“ mit Ton Steine Scherben und den Fehlfarben.[4] Die Welt würdigt Blumfeld als „eine der einflussreichsten deutschen Popbands der vergangenen Jahre“, die mit „ihrer kantigen, energischen Musik und den eigensinnigen und politischen Texten“ schnell erfolgreich wurde, sich aber auch nicht in „Schubladen […] pressen lassen“ wollte. Distelmeyer „habe mit Titeln wie „Graue Wolken“, „Diktatur der Angepassten“ oder „Krankheit als Weg“ nach Ansicht vieler Kritiker Kunstwerke [geschaffen], die weit über schnell konsumierte Popsongs hinausgehen.“[5] Ingar Solty bezeichnet Blumfeld im Freitag als die „Linksintellektuellen der Rockmusik in Deutschland“ und bescheinigt Distelmeyer „eine expressionistisch-dichterische Sprache, die in der Popkultur auf Dauer unerreicht bleiben wird“. Die „seichteren Klänge“ auf den Alben Old Nobody und Testament der Angst und die Hinwendung zu einem breiteren Publikum interpretiert Solty so, dass Blumfeld damit „die Verantwortung öffentlichen Denkens“ übernahm und „sich der dialogischen Pädagogik organischer Intellektueller im Sinne Gramscis“ stellten.[6] Betrand Klimmek meint dazu in der Jungle World, dass Blumfeld eine Ausnahmestellung inne hat, weil keine andere Band noch „ernst genommen worden“ wäre, wenn sie „sich auf einmal erlaub[t hätte], Schlager zu spielen“.[7]

[Bearbeiten] Diskografie

Cover des Albums Verbotene Früchte (2006)
Cover des Albums Verbotene Früchte (2006)

[Bearbeiten] Alben

  • Ich-Maschine (1992)
  • L’état et moi (1994)
  • Old Nobody (1999)
  • Testament der Angst (2001)
  • Die Welt ist schön (2002, Wiederveröffentlichung der Singles aus den Jahren 1991 und 1992)
  • Jenseits von Jedem (2003)
  • Verbotene Früchte (2006)
  • Ein Lied mehr - The Anthology Archives (2007 - 5cd-Box)

[Bearbeiten] Singles

  • Ghettowelt (1991)
  • Zeitlupe (1992)
  • Traum:2 (1992)
  • Draußen auf Kaution (1994)
  • Verstärker (1995)
  • Tausend Tränen tief (1999)
  • Status: Quo Vadis (1999)
  • Graue Wolken (2001)
  • Die Diktatur der Angepassten (2001)
  • Wellen der Liebe (2001)
  • Wir sind frei (2003)
  • Neuer Morgen (2003)
  • Tics (2006)

[Bearbeiten] DVD

  • Nackter als Nackt/Live in Berlin (2007) - Konzertfilm, aufgenommen bei einem der Abschiedskonzerte im Berliner Postbahnhof

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Stellungnahme der Band von 2004, dokumentiert auf einer Fanpage.
  2. (bir): Tausend Tränen Tschüs. Die Hamburger Band Blumfeld verabschiedete sich mit zwei Konzerten. In: Hamburger Abendblatt, 26. Mai 2007 (abgerufen am 1. Juli 2007)
  3. z. B. folgende drei Würdigungen:
    Edo Reents: Glosse zur Auflösung von Blumfeld. In: FAZ, 25. Januar 2007
    Joachim Frisch: blumfeld löst sich auf und wird zum neuroelektrischen impuls. In: taz, 31. Januar 2007, Seite 20
    Ingar Solty: Pasolini-Rolle rückwärts. Ein Nachruf auf Blumfeld. In: Sozialismus, 34. Jahrgang, Heft 3/2007, Seite 58f.
  4. Christof Meueler: Sterbefall des Tages: Blumfeld. In: junge Welt, 24. Januar 2007 (abgerufen am 12. April 2007)
  5. Frank Schmiechen, Klaus-Peter Thiemann: Tausend Tränen tief. Blumfeld löst sich auf. In: Die Welt, 24. Januar 2007 (abgerufen am 12. April 2007)
  6. Ingar Solty: Gegen das Behagen in der Unkultur. Blumfeld, die Linksintellektuellen der Rockmusik in Deutschland, haben sich aufgelöst. Ein Nachruf. In: Freitag, 5/2007, 2. Februar 2007 (abgerufen am 12. April 2007)
  7. Bertrand W. Klimmek: Ich-Maschine, Büffel, Gnu. Blumfeld gibt es nicht mehr. In: Jungle World, 9/2007, 28. Februar 2007 (abgerufen am 12. April 2007)
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