Biafra
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Republik Biafra war ein Staat, der 1967 unter Federführung der Volksgruppe der Ibo (Igbo) die Unabhängigkeit von Nigeria erklärte. Der Staat umfasste den südöstlichen Teil Nigerias einschließlich großer Erdölvorräte im Nigerdelta und wurde von wenigen afrikanischen Staaten sowie von Haiti anerkannt. Im Zuge des Biafra-Krieges von 1967–1970 wurde Biafra wieder in Nigeria eingegliedert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] „Ibo-Putsch“ und Gegenputsch 1966
Bei einem Putsch junger Offiziere, von denen die meisten dem katholisch missionierten Volk der Ibo (Igbo) angehörten, wurde am 15. Januar 1966 der nigerianische Premierminister Abubakar Tafawa Balewa getötet. Im Mai 1966 erließen die Putschisten eine Verfassungsänderung. Schon kurz darauf kam es jedoch zum Gegenputsch: Am 29. Juli 1966 wurde der Anführer der Militärregierung, Johnson Aguiyi-Ironsi, abgesetzt und hingerichtet.
Die Ibo waren hauptsächlich in der damaligen Ostregion (Eastern Region, Ostprovinz) Nigerias beheimatet, die zu jener Zeit 14 Millionen Einwohner zählte (bei einer damaligen Gesamtbevölkerung Nigerias von 55 bis 60 Millionen). Etwa 2,5 Millionen Igbo lebten in anderen Teilen des Landes. Im Zuge des Gegenputsches kam es im Norden von Nigeria durch die dort ansässigen muslimischen Volksgruppen der Hausa und Fulani zu Pogromen gegen die Ibo, bei denen bis Oktober 1966 rund 30.000 getötet wurden. 2 Millionen Ibo flohen in die Ostregion.
[Bearbeiten] Unabhängigkeitserklärung und Krieg 1967–1970
Vor diesem Hintergrund erklärte Chukwuemeka Odumegwu, der Militärgouverneur der Ostregion Nigerias und selbst Ibo, am 30. Mai 1967 diesen Landesteil für unabhängig. Den Landesnamen der neuen Republik leitete er von der Bucht von Biafra ab, einem Teil des Golfs von Guinea. Hauptstadt Biafras wurde Enugu, wobei nach dessen Eroberung der Sitz von Verwaltung und Regierung nach Umuahia und schließlich nach Owerri verlegt wurde. Als Nationalhymne wählte man die „Finlandia“ von Jean Sibelius mit dem auf die Flagge bezogenen Titel Land of the Rising Sun. Das Land hatte eine eigene Währung, das Biafra-Pfund.
Während die Ibo die Unabhängigkeitserklärung im Allgemeinen begrüßten, wurde sie von kleineren Volksgruppen in der Ostregion, insbesondere im Nigerdelta, eher abgelehnt, da diese befürchteten, in einem Ibo-dominierten Staat marginalisiert und unterdrückt zu werden.
Nur Tansania, Gabun, Zaire, die Elfenbeinküste und - als einziges nichtafrikanisches Land - Haiti erkannten Biafra als unabhängigen Staat an.
Am 6. Juli 1967 erfolgte der erste Angriff der nigerianischen Truppen, als diese den Fluss Niger bei der Stadt Asaba überschritten und in Biafra einfielen. Damit begann der Biafra-Krieg. Die Auseinandersetzungen hielten rund 30 Monate an und endeten im Dezember 1969 mit der Kapitulation Biafras. Mindestens eine Million Menschen – manchen Schätzungen zufolge zwei Millionen oder mehr – kamen in dem Krieg um. Maßnahmen der nigerianischen Seite wie die Verhängung einer Blockade über Biafra, die zu verbreitetem Hunger unter der Zivilbevölkerung führte, sowie diverse Übergriffe gegen Ibo-Zivilisten werden zusammen mit den Massakern von 1966 teilweise als Völkermord an den Ibo eingestuft. Die Republik Biafra bestand bis zum 15. Januar 1970 und wurde nach dem Krieg schließlich wieder in Nigeria eingegliedert.
[Bearbeiten] Rolf Steiner
Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Die Gründe stehen auf der Diskussionsseite. Entferne diesen Baustein bitte erst, wenn er nicht mehr nötig ist. |
Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne zuletzt diese Warnmarkierung. |
Federführender Militär auf Seiten Biafras war der deutsche Söldner Rolf Steiner. Mit seinem Söldnerkommando soll er laut Militärexperten eine Herauszögerung der Kapitulation des viel schwächeren Biafras um ein Jahr erreicht haben. Schließlich ließen biafrische Militärs ihn entfernen und er wurde in Handschellen außer Landes geflogen. Als Motivation gab er an, einen Völkermord an den Biafrern, der 1966 begann, verhindern zu wollen. Nach eigener Darstellung verzichtete er zum Schluß ganz auf seinen für einen Oberkommandierenden sehr bescheidenen Sold und kämpfte nur noch aus aus seiner Sicht idealistischen Motiven. Die Medienberichterstattung bezweifelt allerdings diese Selbstdarstellung. [1]
[Bearbeiten] Biafra heute
Das von Biafra beanspruchte Gebiet, die ehemalige Ostregion, ist heute auf die Bundesstaaten Abia, Akwa Ibom, Anambra, Bayelsa, Cross River, Ebonyi, Enugu, Imo und Rivers aufgeteilt.
Die MASSOB unter Ralph Uwazuruike setzt sich für die Wiederbelebung des Staates ein.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Literatur
- Frederick Forsyth: Biafra Story, Bericht über eine afrikanische Tragödie, Verlag Piper 1976, ISBN 3-492-02244-8
- Tilman Zülch: Biafra. Todesurteil für ein Volk? Lettner-Verlag, Berlin 1969