Bacardi
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Firmenlogo | |
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Konzerninformation | |
Name | Bacardi Limited |
Unternehmensform | Aktiengesellschaft |
Gründungsdatum | 1992 |
Gründungsort | Hamilton (Bermuda) |
Firmensitz | Hamilton (Bermuda) |
Vorstandsvorsitzender | Andreas Gembler |
Mitarbeiter | über 6.000 |
Umsatz | 4,553 Mrd. US-Dollar (2006) |
Gewinn | 0,873 Mrd. US-Dollar (2006) |
Website | www.bacardilimited.com |
Tochterfirmen |
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Bacardi Deutschland | |
Name | Bacardi GmbH |
Unternehmensform | GmbH |
Gründungsdatum | 1993 |
Gründungsort | Hamburg |
Firmensitz | Hamburg |
Geschäftsführer | Kjeld Thomsen, Joerg Hansch |
Mitarbeiter | 285 |
Umsatz | ? |
Gewinn | ? |
Website | www.bacardi-deutschland.de |
Bacardi [bəˈkɑɹdi] Limited ist ein Unternehmen mit Sitz auf den Bermudas, welches in über 100 Ländern Spirituosen und alkoholische Mischgetränke herstellt und vertreibt. Die gleichnamige Rummarke gehört zu den meistverkauften Spirituosenmarken der Welt. Zu den über 200 weiteren Marken des Konzerns gehören Martini Wermut, Grey Goose Wodka, Bombay Sapphire Gin, Dewar's Scotch Whisky sowie die Tequilamarke Cazadores. In Deutschland ist der Konzern durch die Bacardi GmbH mit Sitz in Hamburg vertreten, eine Abfüllanlage steht in Buxtehude.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Am 4. Februar 1862 wird die Destillerie Bacardi & Ca. in Santiago de Cuba von dem aus Spanien stammenden „Don“ Facundo Bacardi Massó (1814–1887) gegründet. Im Jahr 1877 erhält die Firma die erste Goldmedaille für Qualität auf der Weltausstellung in Spanien.
1910 wird die erste Abfüllanlage im Ausland in Barcelona errichtet. Damit wird Bacardi zum ersten international arbeitenden Unternehmen Kubas. 1916 kommt eine Abfüllanlage in New York hinzu, 1934 eine Destillerie in Mexiko. 1934 wird ein Werk in Puerto Rico aufgebaut, um die drastischen Einfuhrzölle in die USA zu umgehen. Nach der kubanischen Revolution im Jahr 1959 emigriert die Familie Bacardi in die USA, es gelingt ihr, die internationalen Markenrechte sowie ihre Original-Hefekulturen zu behalten. Trotzdem unterscheidet sich der von der Firma Bacardi hergestellte weiße Rum sehr von dem seinerzeit von derselben Firma auf Kuba hergestellten Rum, der heute in der traditionellen Form noch auf Kuba und in Nicaragua produziert wird. Die in Kuba angeblich weiter nach dem alten Verfahren produzierende originale Destillerie vermarktet ihren Rum unter dem Markennamen „Ron Caney“.
Bis Ende der 70er Jahre war Bacardi Rum zu einer der weltweit größten Spirituosenmarken geworden. Bacardi gliederte sich allerdings noch in fünf getrennte Unternehmen (Mexiko: Bacardi y Comañía S.A. de C.V., Puerto Rico: Bacardi Corporation, Bahamas: Bacardi & Company Limited, Bermuda: Bacardi International Limited). Diese wurden 1992 zur neuen Bacardi Limited mit Sitz in Hamilton (Bermuda) zusammengefasst. Kurz darauf erwarb Bacardi die Unternehmensgruppe Martini & Rossi und zahlreiche weitere Marken. Aus dem Rumhersteller wurde ein internationaler Spirituosenkonzern.
Bacardi betreibt heute (2007) weltweit 38 Produktionsstandorte, darunter 14 für Rum und Rummixgetränke, zehn für Martini Vermouth und sieben für Whisky. Das Unternehmen ist der größte Spirituosenhersteller, der sich noch in Privatbesitz befindet.
(siehe Artikel Rum)
[Bearbeiten] Politische Aktivitäten
Nach Aussage des früheren Firmenchefs und Familienmitglieds Manuel Cutillas begrüßte die Familie Bacardi zunächst den Kampf und Sieg der Revolutionäre gegen Fulgencio Batista. Nach ihrer entschädigungslosen Enteignung am 14. Oktober 1960 auf Kuba emigrierte die große Familie Bacardi überwiegend und engagierte sich nach Aussagen von Manuel Cutillas und anderen Familienmitgliedern aktiv gegen das herrschende kubanische Regime. Kritiker werfen der Familie daher vor, das mit der Spirituosenfirma verdiente Geld massiv zu antikommunistischer Einflussnahme genutzt zu haben. Akten aus der Kennedy-Ära belegen, dass José Manuel „Pepin“ Bosch, einer der in den 1960er Jahren in der Geschäftsleitung von Bacardi tätigen Familienmitglieder aktiv in der von Exilkubanern in Miami, Florida gegründeten Exilregierung tätig war. Aus einem geheimen Dokument der CIA vom 15. Juni 1964 soll hervorgehen, dass Pepin Bosch einen Plan zur Ermordung Fidel Castros unterstützt habe. Von Pepin Bosch wird behauptet, er habe einem anderen mit ihm nicht verwandten Exilkubaner, Orlando Bosch, mit Geld geholfen. Am 6. Oktober 1970 wurde ein Anschlag auf Flug 455 der zivilen, kubanischen Fluglinie Cubana unternommen, bei dem 73 Opfer zu beklagen waren. Dafür wurde Orlando Bosch wegen terroristischer Aktivitäten gegen Kuba in Venezuela zu 10 Jahren Haft verurteilt. An dem Anschlag soll auch Luís Posada mit beteiligt gewesen sein.
Ein früherer Beschäftigter eines für Bacardi tätigen Marketingunternehmens, Otto Reich, wurde für Bacardi später als Lobbyist tätig, wofür er 2 Mio. US$ kassiert haben soll. Dabei soll er maßgeblich den von der Familie Bacardi inspirierten Helms-Burton Act gefördert haben. Der Helms-Burton Act, zeitweilig auch als „Bacardi-Gesetz“ verspottet, ist ein 1996 von Senator Jesse Helms zur Verschärfung des US-Handelsembargos gegen Kuba eingebrachtes Gesetz, das Schiffen internationaler Reedereien, die Kuba anlaufen, für lange Zeit das Einlaufen in US-amerikanische Häfen verbietet und US-Amerikanern die Reise nach Kuba nur über Drittländer (Kanada, Mexico, Europa etc.) ermöglicht. Otto Reich war 1988 Botschafter der USA in Venezuela und ermöglichte Orlando Bosch nach dessen Verhaftung in Venezuela die Flucht in die USA. Heute ist Reich für George W. Bush als Berater in Fragen Lateinamerikas tätig.
Gegen Anfang der 1980er Jahre gründete ein anderes geschäftlich erfolgreiches Mitglied der Exilregierung, Jorge Más Canosa, gegen den in verschiedenen Ländern Korruptionsvorwürfe erhoben worden sein sollen, mit Unterstützung von US-Präsident Ronald Reagan in Florida die Cuban-American National Foundation mit ungefähr 650 Mitgliedern. Nach Aussage des Journalisten Hernando Calvo Ospina sollen darunter allein 25 Aktionäre der Familie Bacardi sein, unter ihnen Clara Maria del Valle, einem gegenwärtig in der Geschäftsleitung von Bacardi tätigen Mitglied der Familie. Als es der Regierung Fidel Castros gelang, insbesondere durch europäische Investititionen in den Tourismus die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ausgebliebene wirtschaftliche Unterstützung zu überleben, rekrutierte der erwähnte Posada einen Italiener namens Salvatori, der ab April 1997 eine Reihe von Bombenanschlägen in Hotelanlagen verübte, die die Touristen von Kuba vertreiben sollten. Dabei wurden 13 Menschen verletzt, eine Person starb. Salvatori wurde verhaftet und gestand, die Anschläge begangen zu haben. Während dessen erklärte Posada der amerikanischen Journalistin Anne Louise Bardach von der New York Times, die Anschläge würden von der Cuban American National Foundation unterstützt. Die Stiftung hatte zuvor hinter den Anschlägen öffentlich einen Aufstand unzufriedener kubanischer Militärs vermutet. Verleumdungsanzeigen der Stiftung gegen die New York Times verliefen später ergebnislos.
In Frankreich offeriert Bacardi seit ein paar Jahren ein Mixgetränk unter dem Namen „la bomba“, das aktiv mit Assoziationen zu Bomben und Explosionen beworben wird. Es ist jedoch fraglich, ob dies als gewalt- bzw. terrorismusverherrlichend angesehen werden sollte.
1996 brachte eine von Bacardi betriebene Tochterfirma auf den Bahamas einen Rum unter dem Markennamen Havana Club mit einem zum Original veränderten Label in den USA auf den Markt. Daraus entwickelte sich vor dem US-Amt für Patente und Handelsmarken ein Rechtsstreit um den Rum und Markennamen Havana Club, der weltweit außerhalb Kubas seit 1993 von der französischen Gesellschaft Pernod Ricard vertrieben wird. Im Verlaufe dieses Rechtsstreits bat die Familie Bacardi 2002 den Bruder des heutigen US-Präsidenten, den Gouverneur von Florida Jeb Bush, zugunsten von Bacardi gegen Pernod Ricard beim US-Patentamt zu intervenieren, was Jeb Bush auch prompt tat. Seit dem 8. August 2006, nachdem der langjährige Rechtsstreit zugunsten des Bacardi Konzerns entschieden worden war – das U.S. Patent and Trademark Office (PTO) hatte die reklamierten Markenrechte seitens der kubanischen Regierung für ausgelaufen erklärt – wird von Bacardi ein Rum unter dem Markennamen „Havana Club“, angeblich nach Originalrezept, wieder in den USA verkauft. Die originale Havana-Club-Rezeptur aus den 1930er Jahren wurde von der Familie Arechabala, den ursprünglichen Besitzern, welche 1960 entschädigungslos auf Kuba enteignet worden war, dem Bacardi Konzern in den 1990er Jahren neben den verbleibenden Rechten verkauft.
[Bearbeiten] Bacardi Deutschland
Die Bacardi GmbH mit Sitz in Hamburg ist eine Tochter der Bacardi Ltd. und gehört zu den führenden Anbietern von Markenspirituosen in Deutschland. Ihre Geschichte reicht bis in das Jahr 1919 zurück, als das Handelshaus Charles Hosie gegründet wurde. 1983 wurde Bacardi dessen 100%iger Gesellschafter. Kurz nach Gründung der internationalen Bacardi Ltd. (1992) wurde die Firma Bacardi Deutschland GmbH gegründet, Charles Hosie ist heute wieder im Besitz der Familie Hosie. 1994 wurden die zunächst sehr erfolgreichen Bacardi Breezer eingeführt, deren Vertrieb 2008 aufgrund stark rückläufiger Absätze durch die Alkopop-Besteuerung eingestellt werden soll. Neben den "global brands" des internationalen Konzerns (siehe unter Produkte) besitzt die Bacardi GmbH die deutschen Vertriebsrechte für einige weitere internationale Marken, darunter:
- Finlandia Vodka (Wodka)
- Jack Daniel's (Whiskey)
- Woodford Reserve (Bourbon Whiskey)
- Southern Comfort (Likör)
- Osborne (Brandy)
- Molinari (Sambuca)
[Bearbeiten] Produkte
[Bearbeiten] Produkte der Marke Bacardi
Unter der Marke Bacardi werden verschiedene Rumsorten und rumhaltige Mixgetränke angeboten:
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[Bearbeiten] Weitere Marken der Bacardi Ltd.
Darüber hinaus gehören zahlreiche weitere Marken zum Konzern:
Gin:
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Rum:
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[Bearbeiten] Literatur
- Ursula L. Voss: Die Bacardis. Der Kuba-Clan zwischen Rum und Revolution. Campus Verlag Frankfurt 2005 ISBN 978-3593373188
- Hernando Calvo Ospina: Im Zeichen der Fledermaus. Die Rum-Dynastie Bacardi und der geheime Krieg gegen Cuba. Neue Kleine Bibliothek Bd. 82, PapyRossa Verlagsges. Köln 2006 ISBN 978-3894382438