Alfred de Zayas
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Alfred-Maurice de Zayas (* 31. Mai 1947 in Havanna, Kuba) ist US-amerikanischer Völkerrechtler, Historiker und Schriftsteller.
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Biografie
Alfred-Maurice de Zayas wurde in Kuba geboren und wuchs in Chicago auf. Er ist ein Urenkel von Alfredo Zayas Alfonso.[1] Nach dem Studium der Geschichte und Rechtswissenschaft in Harvard wurde er 1970 an der Harvard Law School promoviert. Von 1970 bis 1973 arbeitete er als Anwalt in der New Yorker Anwaltskanzlei des späteren US-Außenministers Cyrus Vance, Simpson, Thacher und Bartlett. 1974 ging er als Fulbright-Stipendiat nach Tübingen. Dort wurde er Mitglied des studentischen Corps Rhenania Tübingen. Bis 1979 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Völkerrecht der Georg-August-Universität Göttingen, wo er u.a. eine Arbeitsgruppe für Kriegsvölkerrecht leitete. Dort immatrikulierte er sich gleichzeitig in der Philosophischen Fakultät, studierte Mittelalterliche und Neuere Geschichte und wurde 1977 zum Dr. phil. promoviert.
Ab 1980 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg und im Stab der Encyclopedia of Public International Law.
1981 arbeitete er als Jurist am Zentrum für Menschenrechte der Vereinten Nationen in Genf, später bis 2003 im Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte. Er diente u.a. als Sekretär der UN-Menschenrechtskommission und Chef der Beschwerde-Abteilung im Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte und wirkte an der Jurisprudenz des Menschenrechtsausschusses, im UN-Ausschuss gegen Folter und UN-Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung mit. Im Jahr 2003 trat er in den frühzeitigen Ruhestand der Vereinten Nationen.
Seit 1989 ist er Mitglied im P.E.N-Club International, seit 1991 Präsident des UN-Schriftstellervereins in Genf und Herausgeber der UN-Literaturzeitschrift Ex Tempore. 2002 übernahm er das Amt des Generalsekretär des P.E.N.-Clubs der französisch sprechenden Schweiz. Seit 2006 ist er auch dessen Präsident. Neben eigenen Gedichten und Kurzgeschichten betätigte sich de Zayas als Übersetzer und veröffentlichte die erste englische Übersetzung von Rainer Maria Rilkes Larenopfer (Red Hen Press, Los Angeles 2005, 90 Gedichte über Rilkes Heimat Böhmen und Prag ) mit historischem Kommentar, sowie Übersetzungen anderer Gedichte von Rilke, Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff ins Englische, Französische und Spanische.
Seit seinem frühzeitigen Ruhestand von der UN im Jahr 2003 hatte er Gastprofessuren an der University of British Columbia, Vancouver; an der DePaul University, Chicago; am Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien; an der Geneva School of Diplomacy; der Schiller International University, Leysin; am American College of Switzerland, an der Universidad de Alcalá de Henares, Madrid; der Académie internationale de Droit Constitutionnel, Tunis und der Universität Trier inne. Weiter war er an der Santa Clara University School of Law Santa Clara und am Institut des Droits de l'Homme, Straßburg, und als Gutachter und Berater für Menschenrechtsfragen tätig. Er veröffentlichte wissenschaftliche Studien über die ethnischen Säuberungen im ehemaligen Jugoslawien, Guantanamo, CIA-Gefängnisse, den Genozid an den Armeniern und die türkische Invasion Zyperns. De Zayas ist Mitglied und im Kuratorium der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte.
In seinen zahlreichen Veröffentlichungen zum Zweiten Weltkrieg kritisiert er Handlungen der Alliierten und wirft vor allem der sowjetischen Seite (siehe dazu: Verbrechen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg), aber auch den Streitkräften der USA sowie denen des Vereinigten Königreiches Kriegsverbrechen vor. Seinem Buch über die Wehrmacht-Untersuchungsstelle wird vorgeworfen, es stütze sich weitgehend auf NS-Quellen. Außerdem wurde seine Behauptung, „daß die Wehrmachtsrichter auch unter den Bedingungen einer totalen Diktatur eine solche unabhängige Rechtsprechung wahren konnten“, von einer Reihe von Historikern widerlegt.[2]
De Zayas unterstützt gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten das Vorhaben des BdV, in Berlin ein Zentrum gegen Vertreibungen zu gründen und ist dort Beiratsmitglied[3].
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1980 Ehrengabe zum Georg Dehio-Preis für Geschichte (Künstlergilde, Deutschland)
- 1985 Menschenrechts-Plakette der Danube Swabian Association of the USA and Canada
- 1997 Plakette zum Selbstbestimmungsrecht, Berlin
- 1998 Humanitas-Preis des Ost-West Kulturwerks Deutschland
- 2001 Dr. Walter-Eckhardt-Ehrengabe für Zeitgeschichtsforschung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt für das Buch Heimatrecht ist Menschenrecht [4]
- 2002 Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen für Wissenschaft
- 2003 Scholarly Achievement Award of the Armenian National Committee of America
- 2004 Aufgenommen im conseil scientifique de l'Académie internationale du droit constitutionnel
- 2004 Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Die Nemesis von Potsdam. Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen, 2005, 14. erweiterte Ausgabe, Herbig, München. Englisch: Nemesis at Potsdam, Picton Press, Rockland, Maine.
- Die Deutschen Vertriebenen, 2006, 5. erweiterte Ausgabe, Leopold Stocker Verlag (Ares), Graz. Englisch: A Terrible Revenge: The Ethnic Cleansing of the East European Germans, 1944-1950, St. Martin's Press, 1994, 179 Seiten, ISBN 0312121598. Neue überarbeitete Ausgabe, Palgrave/Macmillan, New York, April 2006.
- Larenopfer, 2005, zweisprachige kommentierte Ausgabe, erste Weltübersetzung von Rainer Maria Rilkes Gedichtszyklus "Larenopfer", Red Hen Press, Los Angeles.
- "Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle - Deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Weltkrieg", 4. erweiterte Ausgabe, 1984, Universitas Verlag, München, ISBN 3-8004-1051-6
- Heimatrecht ist Menschenrecht, 2001, Universitas Verlag, München
- Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert, als Co-Autor und Mit-Herausgeber, 2002, Mittler & Sohn, Hamburg
- International Human Rights Protection Mechanismus, als Co-Autor und Mit-Herausgeber mit Bertram Ramcharan und Gudmundur Alfredsson, 2001, Kluwer, Amsterdam
- Separate opinions in decisions of the Human Rights Committee under the Optional Protocol to the International Covenant on Civil and Political Rights, in: Renato Ribeiro Leão (ed.), Liber amicorum for Antonio Cançado Trindade, Brasilia, 2003
- Human Rights and Refugees, in: UN Treaty Based Mechanisms and Refugee Issues, UNHCR Seminar Series, IIIrd Volume, Chisinau 2002, pp. 106-124
- Das Zentrum für Menschenrechte der Vereinten Nationen/Amt des Hochkommissars für Menschenrechte, in: H. Volger (ed.), Lexikon der Vereinten Nationen, Oldenbourg Verlag, München, 2000, pp. 337-343
- Die Völkerrechtlichen Grundlagen des Zweiten Weltkrieges und des Partisanenkrieges, in: Stefan Karner (ed.) Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945, 1998, pp. 147-160
- Das Recht auf die Heimat, ethnische Säuberungen und das internationale Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien, Archiv des Völkerrechts, Bd. 35/1, S. 29-72, 1997
- The United Nations High Commissioner for Human Rights, in: The European Convention... Prague, 1997, pp. 48-54
- Eva Krutein, preface by Adela Amador, introduction by Alfred-Maurice de Zayas, Eva's War: A True Story of Survival, Amador Publishers, 1990, trade paperback, 253 pages, ISBN 0938513087. Story of a German refugee from Danzig at the end of World War II.
- „Der Nürnberger Prozess“ in Alexander Demandt (Hrsg.) Macht und Recht. Beck'sche Reihe, München 1996.
- Die amerikanische Besetzung Guantánamos Institut für Rechtspolitik an der Universität Trier, Rechtspolitisches Forum Nr. 28, 2005, ISSN 1616-8828.
- "The Istanbul Pogrom of 6-7 September 1955 in the Light of International Law", in Genocide Studies and Prevention ( Vol. 2, No. 2, 2007)University of Toronto, September 2007.
Weblinks
- Literatur von und über Alfred de Zayas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website
- Rezension eines Buches (Anmerkungen zur Vertreibung der Deutschen aus dem Osten) de Zayas in der FAZ durch Matthias Stickler
- Die alte Welt hat versagt Leserbrief von de Zayas in Die ZEIT
Quellen
- ↑ Los Expertos Internacionales en la Jurisprudencia de los Derechos Humanos, In: Zeitschrift SIGLO XXI vom Cuban Committee for Human Rights (CCPDH), 30. März 2000 (Online einsehbar)
- ↑ Günther Wieland: Justitielle Ahndung von Okkupationsverbrechen in: Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945). Achtbändige Dokumentenedition. Bd. 8, Analysen, Quellen, Register, Heidelberg 1996, ISBN 3-7785-2338-4, S.349
- ↑ BdV
- ↑ Junge Freiheit 49/01 30. November 2001
Personendaten | |
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NAME | Zayas, Alfred-Maurice de |
ALTERNATIVNAMEN | Nom de plume: Mauricio Gancefort |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Völkerrechtler und Historiker |
GEBURTSDATUM | 31. Mai 1947 |
GEBURTSORT | Havanna, Kuba |