Wissenschaftliches Bild
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zu den wissenschaftlichen Bildern gehören Bilder, die in der Wissenschaft Verwendung finden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Funktionen (Auswahl)
[Bearbeiten] Heuristische, epistemische Funktionen
Bilder dienen in der Wissenschaft dazu, Erkenntnisse zu gewinnen. Auf Diagrammen werden etwa Korrelationen sicht- und ablesbar. Erst mit Hilfe einer Karte entdeckte zum Beispiel Dr. John Snow eine Wasserpumpe als Ursache einer Choleraepidemie in London. Er markierte die Todesfälle der Cholera mit Punkten und die Wasserpumpen mit Kreuzen und visualisierte eine deutliche Häufung von Todesfällen in der Nähe der Wasserpumpe an der Broad Street (vgl. Abbildung).
[Bearbeiten] Visualisierungsfunktion
Viele wissenschaftliche Sachverhalte sind abstrakt, schwer vorstellbar oder undenkbar. Die Wissenschaft verwendet verschiedene Ansätze, um Unsichtbares sichtbar zu machen und als wissenschaftliches Bild zu verbildlichen. Etwas Unbekanntes beschreibt sie gerne mit sprachlichen Bildern, d.h. mit einer Metapher, einer Analogie oder einem Vergleich. Dabei wird dem Unsichtbaren das Gewand des Alltäglichen und Bekannten übergestreift.
Modelle beschreiben Phänomene vereinfacht und abstrakt und erlauben es, Aussagen und Vorhersagen aus ihnen abzuleiten. Wissenschaftliche Instrumente schließlich sind visuelle Hilfen, Verlängerungen der Sinnesorgane, mit denen Daten von kleinsten bis zu den größten Strukturen gewonnen und ausgewertet werden können.
[Bearbeiten] Das Bild als Stellvertreter
Wissenschaftliche instrumentelle Bilder haben in der wissenschaftlichen Forschung die Funktion des visuellen Beweises. Sie werden als Stellvertreter benötigt, um wissenschaftliche Resultate den Publikationen (Fachzeitschriften, Lehrbüchern, Internet-Zeitschriften) beizufügen, sie zu vervielfältigen und der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich zu machen. Die Leser der Fachzeitschriften vertrauen dabei der Entsprechung von Bild und Beobachtung. Eine hohe Glaubwürdigkeit hat traditionell die Fotografie.
[Bearbeiten] Erklärungsfunktion
Während in wissenschaftlichen Fachzeitschriften eher wenig Bilder verwendet werden, zeigt sich eine hohe Verwendung von Bildern in der Lehre und in der Populärwissenschaft.
[Bearbeiten] Überzeugungsfunktion
Bilder dienen in wissenschaftlichen Veröffentlichungen, auf Postern oder in Vorträgen auch zur Überzeugung des Betrachters.
[Bearbeiten] Kanonische wissenschaftliche Bilder
Wissenschaftliche Bilder geben denselben Sachverhalt immer wieder auf eine sehr ähnliche Art und Weise wieder. Einige der bekanntesten solcher Bilder in der Molekularbiologie sind die Darstellung der DNA von Watson und Crick, die Darstellung der Zellmembran nach dem Modell von Singer und Nicolson oder das HI-Virus). Stephen J. Gould hat für diese Bilder den Begriff „Canonical Icon” (kanonische Bilder) eingeführt. Vögtli (2007) konnte zeigen, dass kanonische Bilder durch den Prozess des Kopierens entstehen. In der wissenschaftlichen Fachliteratur können Originale der Kopien identifiziert werden.
So ist zum Beispiel das Bild des HI-Virus, das in der Wikipedia verwendet wird, eine Kopie eines Bildes aus dem Scientific American aus dem Jahr 1987 (Gallo R.C. & Montagnier L.: HI in 1988. In: Scientific American, 1988, 259(4), 41-48). Es handelt sich nicht um eine direkte Kopie des Originals, sondern um eine Kopie aus einem Lehrbuch, die auf dem Original basiert. Das Kopieren wissenschaftliche Bilder ist nicht unproblematisch, weil dabei veraltete Modelle tradiert werden. Auch werden eventuelle Fehler weiterkopiert und die Bildqualität kann sich vermindern.
[Bearbeiten] Typen wissenschaftlicher Bilder
- Sprachliche Bilder (Metaphern, Analogien, Vergleiche)
- Modelle
- Instrumentelle Bilder
- Manuelle Bilder
- Schematische Bilder
- Naturalistische Bilder
[Bearbeiten] Literatur
- Vögtli, A., Ernst, B.: Wissenschaftliche Bilder. Basel: Schwabe 2007, ISBN 978-3-7965-2313-7 (Verlagsinfo)