Weißensee (Thüringen)
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Sömmerda | |
Höhe: | 143 m ü. NN | |
Fläche: | 46,55 km² | |
Einwohner: | 3614 (31. Dez. 2006)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 78 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 99631 | |
Vorwahl: | 036374 | |
Kfz-Kennzeichen: | SÖM | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 68 058 | |
Adresse der Stadtverwaltung: | Marktplatz 26 99631 Weißensee |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Peter Albach (CDU) | |
Lage der Stadt Weißensee im Landkreis Sömmerda | ||
Weißensee ist eine Stadt im Landkreis Sömmerda im deutschen Bundesland Thüringen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Weißensee liegt im nördlichen Thüringer Becken, 35 km von Erfurt entfernt, und ist umgeben von fruchtbarem Ackerland.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Weißensee grenzt an folgende Gemeinden (im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend): Herrnschwende, Günstedt, Riethgen, Griefstedt, Sömmerda, Wundersleben, Straußfurt, Gangloffsömmern und Greußen.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Die Dörfer Ottenhausen, Scherndorf und Waltersdorf gehören zur Stadt Weißensee
[Bearbeiten] Geschichte
Von wirtschaftlicher Bedeutung für die Stadt war zum einen der nahegelegene See, zum anderen die fruchtbaren Ländereien. Im 6. Jahrhundert wurde im heutigen Weißensee eine Wallanlage als Grenzbefestigung erbaut. Um 1100 errichtete man erste Steinbauten auf der alten Wallburganlage. Ab 1168 ließ die Ländgräfin Jutta Claricia v. Thüringen, eine Halbschwester von Kaiser Friedrich Barbarossa, die Runneburg von Weißensee zu einer Residenz der Landgrafen von Thüringen ausbauen. Erstmalig wurde der Ort und die Burg als „Wyssense“ 1174 in einer Urkunde von Landgraf Ludwig III., dem Frommen v. Thüringen erwähnt. In den Blickpunkt deutscher Geschichte geriet Weißensee 1180, als Heinrich der Löwe in der Schlacht bei Weißensee den thüringischen Landgrafen Ludwig III. und seine Ritter besiegte. Nach dem hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg fielen die thüringischen Landesteile und somit auch Weißensee an Markgraf Heinrich III. v. Meißen. Die Wettiner Markgrafen weilten häufig und regelmäßig auf der Burg und in der Stadt. 1382 kam Weißensee wieder in den Besitz der Thüringer. Im Mai 1440 starb der letzte Landgraf von Thüringen, Friedrich IV., der Friedfertige auf der Runneburg zu Weißensee, die danach in den Besitz der Herzöge von Sachsen kam. Während des Bauernkrieges wurde 1525 den aufständischen Bauern der Einlass in die Stadt und die Burg verweigert. Von 1656 bis 1746 gehörten Weißensee und die Runneburg zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels. Nach dem Wiener Kongress kamen Stadt und Burg 1815 an das Königreich Preußen. Die Stadt wurde Verwaltungssitz für den preußischen Landkreis Weißensee.
1434 wurde in der damaligen Landgrafenstadt eine Statuta thaberna (Wirtshausgesetz) genannten Verordnung verfasst. Deren zwölfter Artikel legte unter anderem fest, dass zum Brauen lediglich Hopfen, Malz und Wasser zu verwenden sind. Für den Fall der Zuwiderhandlung werden zwei Mark Strafe und ein vierwöchiges Verbot, die Stadt zu betreten, angedroht. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zum späteren bayerischen Reinheitsgebot wird dieses Schriftstück auch als Weißenseer Reinheitsgebot bezeichnet. Es wurde 1998 bei den Vorbereitungen für den 800. Jahrestag des Weißenseer Marktrechts im historischen Teil des Stadtarchivs gefunden, das sich in der mittelalterlichen Runneburg befindet, nachdem es über Jahrzehnte am Standort Wernigerode des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt deponiert worden war.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zwischen 1937 und 1944 im damaligen Kreis Weißensee 181 Frauen und Männer Opfer von Zwangssterilisation. Die Opfer kamen aus Weißensee, Waltersdorf, Scherndorf, Gangloffsömmern, Großrudestedt, Günstedt und Riethnordhausen. Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 500 Kriegsgefangene aus Polen, Frankreich, Kroatien, Serbien und Russland sowie Frauen und Männer aus diesen Ländern sowie der Slowakei, den Niederlanden und der Ukraine Zwangsarbeit verrichten: bei der Rheinmetall Borsig AG, bei Meliorationsarbeiten, auf dem Stadtgut Luthersborn und auf dem Gut Weißenburg, bei der Gräflich von Werthern'schen Gutsverwaltung Schönstedt sowie auf dem Rittergut Ottenhausen. Drei Frauen wurden wegen verbotenen Umgangs mit Gefangenen öffentlich auf dem Marktplatz kahl geschoren und anschließend in das KZ Ravensbrück deportiert.[2]
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
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Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Bürgermeister
- seit 1990: Peter Albach, MdB (DA, ab Oktober 1990 CDU)
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bauwerke
- Runneburg
- Historisches Rathaus
- St. Peter & Paul Kirche
- Nikolai Kirche
[Bearbeiten] Sport
- Sportanlage Ulmenallee
- Sportplatz am Fischertor
- Zwei-Felder-Halle
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Eine ebenfalls überregionale Veranstaltung ist das alljährlich zu Pfingsten stattfindende Bierfest, welches zu Ehren der 'Statuta Taberna', dem ältesten Reinheitsgebot für Bier, stattfindet.
Die historischen Burgfestspiele auf der Runneburg, mit durchschittlich 12000 Besuchern, sind deutschlandweit bekannt. Sie werden jedes Jahr in der ersten Juliwoche ausgerichtet.
Jeweils am 3. Oktober findet der Volkslauf „Cross der Deutschen Einheit“ statt.
Am 3. Adventswochenende findet jährlich der traditionelle Weihnachtsmarkt statt, welcher vom örtlichen Handwerkerverein organisiert und ausgerichtet wird.
[Bearbeiten] Kulinarische Spezialitäten
Das Weißenseer Ratsbräu, welches nach der 'Statuta Taberna', dem Reinheitsgebot von 1434, gebraut wird.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Wirtschaft
Neben vielen Mittelständischen und Kleinbetrieben gibt es im Gewerbegebiet einige größere Firmen wie z. B. Muhr und Bender (MUBEA), König + Neurath (Büromöbelfabrikant), BBW Abwassertechnik Weißensee, RC-Umwelttechnik (GFK-Teile Lieferant), Phönix Stahlhandel, Glas Wiedemann und TOTAL Tanklager Weißensee.
[Bearbeiten] Verkehr
Weißensee liegt an der Bundesstraße 86 zwischen Straußfurt und Artern.
Die Entfernung zur Bundesautobahn 71 beträgt 11 km. Weißensee liegt an der Eisenbahnlinie Straußfurt - Sömmerda, der Pfefferminzbahn. Seit dem 9. Dezember 2007 verkehren jedoch keine Züge mehr auf der Strecke Staußfurt<->Weißensee<->Sömmerda. Die öffentlichen Busverbindungen sind sehr gut.
[Bearbeiten] Medien
Regelmäßig wird der Weißenseer Stadtanzeiger, das Amtsblatt für die Gemeinde, herausgegeben.
[Bearbeiten] Bildung
In Weißensee gibt es sowohl die staatl. Regelschule Geschwister Scholl als auch die neugebaute Grundschule „Traumzauberbaum“. Daneben befindet sich im historischen Rathaus die öffentliche Stadtbibliothek.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Christian von Schreber (* 17. Januar 1739; † 10. Dezember 1810 in Erlangen) deutscher Mediziner und Naturforscher
- Otto Posse (* 29. Juli 1847; † 13. November 1921 in Dresden) Archivar und Historiker
- Hans-Ludwig Grabowski (* 19. Januar 1961) deutscher Numismatiker und Fachautor
- Uwe Weidemann (* 14. Juni 1963) Fußballtrainer und ehemaliger Bundesliga-Fußballspieler
[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Ludwig II., der Eiserne (* 1128; † 14. Oktober 1172 in Neuenburg bei Freyburg/Unstrut) Landgraf von Thüringen von 1140 bis 1172
- Jutta Claricia von Thüringen (* ca.1133/1134; † 7. Juli 1191; auch Judith von Schwaben) Landgräfin
- Ludwig III., genannt der Fromme oder der Milde (* 1151 oder 1152; † 16. Oktober 1190) Landgraf von Thüringen von 1172 bis 1190
- Friedrich IV. der Friedfertige (*1385; † 4. Mai 1440 auf der Runneburg in Weißensee in Thüringen) Landgraf von Thüringen
- Johann Jakob Leitzmann (*1798; † 1877) Pfarrer und Numismatiker, Herausgeber der ersten deutschen numismatischen Zeitung 1834 bis 1873
- Oskar Brüsewitz (* 30. Mai 1929 in Willkischken, Memelland; † 22. August 1976 in Halle (Saale)) evangelischer Pfarrer
[Bearbeiten] Literatur
- Jörg Sauerbier: Ein Rundgang durch die Stadt Weissensee. ISBN 3861890283.
- Michael Kirchschlager u. a.: Die Geschichte der Stadt Weissensee von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hartmann, Günter, 2001, ISBN 3932875184.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Einwohnerzahlen
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 279f., ISBN 3-88864-343-0
[Bearbeiten] Weblinks
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