Vergleichende Politikwissenschaft
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Die Vergleichende Politikwissenschaft (engl: Comparative Politics; früher: Vergleichende Regierungslehre, auch: Vergleichende Analyse politischer Systeme, Vergleichende Systemlehre, Komparatistik) ist eines der primären Forschungsfelder in der Politikwissenschaft. Der Inhaltsbereich des Faches definiert sich im Wesentlichen über die Methode, die zur Anwendung kommt. Es handelt sich hierbei um den Systemvergleich, welcher selten implizit und meist explizit durchgeführt wird. Die zu vergleichenden Gegenstände sind meist Staaten und ihr politisches System, es kann sich hierbei aber auch um sonstige Kollektivgebilde, wie Parteien, Verbände etc. handeln.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Abgrenzung von Vergleichender Politikwissenschaft und Vergleichender Regierungslehre
Ziele und Herangehensweisen von Comparative Government and Comparative Politics
Die Ansätze der Vergleichenden Regierungslehre und der Vergleichenden Politikwissenschaft bewegen sich zwischen einer „harten“ und „weichen“ Auffassung von Wissenschaft.
a. Harte Auffassung: „comparative government“
• Klassisch/formal-juristisch:
i. Verfassungsvergleiche bei Aristoteles und Machiavelli
ii. „Sie interessieren sich für die verfassungsmäßige Ordnung der westlichen Demokratien sowie für das Spannungsverhältnis zwischen Verfassung und Verfassungswirklichkeit“
iii. qualitativ, monographische, komparative, deskriptive Analyse von staatlichen Institutionen.
• Neoinstitutionalismus:
Vergl. Reg. Lehre wird um empirische Methoden erweitert. Es wird nicht mehr nur noch auf formale Kompetenzen geschaut. Es findet eine Weiterentwicklung der Institutionenvergleiche von einer historisch-deskriptiven Perspektive zu einer empirisch-systematischen Betrachtungsweise statt.
b. Weiche Auffassung: „comparative politics"
• Entstehung 50er Jahre Chicago School als Reaktion auf Kritik an Einseitigkeit von comp gov., erst ab 60er in D, da Neugründung der Disziplin
• Neuer Interessensschwerpunkt ist eine interdisziplinärere Erfassung („Area Studies“) in der vor allem das menschliche Verhalten (Behavioralismus) im Gesamtkontext eines komplexen Wirkungsgefüges in den Mittelpunkt rückt.
• Laut Allmond & Powell haben alle politischen Systeme eine politische Struktur, üben die gleichen Funktionen aus, sind multifunktional und sind durch einen kulturellen Mischcharakter gekennzeichnet.
• Mit Einbeziehung der Systemtheorie – diese beschreibt, soziologisch verankert die Einstellung des Individuums zum System
• Unterscheidung zwischen In- und Output Funktionen mit denen das pol System mit gesellsch. oder pol Subsystemen verbunden ist:
• Input:
i. Demands (Forderung und Erwartung)
ii. Support der Subsysteme an das pol System.
iii. Des Weiteren gibt es vier Funktionen: politische Sozialisation, Interessensartikulation, Interessensaggregation, und politische Kommunikation
• Output (PLUS Regel -setzung, -auslegung, -anwendung) => Outcomes
i. Kritik: Konzentration auf Input-Faktoren bei Vernachlässigung der Output-Faktoren als abhängige Variable lässt außer Acht, dass somit eine nicht zu unterschätzende Rückkopplung auf die Inputs klar die Outputs dominiert, also ein reines Produkt dieser darstellt.
ii. Reaktion auf Kritik durch ausdifferenzierteres Modell der Outputkomponenten
iii. Unterscheidung zwischen Outputs/ Outcomes (Auswirkung nach Implementierung der Outputs(Verordnungen/Gesetze)
Comparative Politics, der neue Ansatz, wird durch allgemeine Systemfunktionen (Birle/Wagner S.112) ergänzt. Dazu gehören beispielsweise:
• polit. Sozialisation Rekrutierung und Kommunikation.
• Eine Arbeitsteilung zwischen Sub- und pol System welche miteinander Rückgekoppelt sind.
Als Ziele der Vergleichenden Politikwissenschaft und der Vergleichenden Regierungslehre können Folgende genannt werden:
- die Beschreibung und Systematisierung von Beobachtungen (Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede finden, Zusammenhänge verstehen)
- die Reduzierung von Komplexität und Generalisierung (Bildung von Klassifikationen und Typologien)
- die Entwicklung und Überprüfung von Hypothesen (Theorie bilden und testen)
- das Voraussagen von (am Modell prognostizierten) Entwicklungen (Vgl.: Lauth, Hans Joachim; Wagner, Christoph: Gegenstand, Kategorien und Forschungsfragen. In: Lauth, Hans-Joachim (Hrsg.): Vergleichende Regierungslehre, Wiesbaden 2002, S. 17.).
[Bearbeiten] Methoden der Vergleichenden Politikwissenschaft und der Vergleichenden Regierungslehre
Die Methode der Vergleichenden Politikwissenschaft ist schon vom Namen her die Methode des Vergleichs. Hierbei werden jedoch verschiedene Kategorien unterschieden:
- Fallstudienvergleich
- Vergleichende Methode
- Statistische Methode
- Einzelfallstudien
Siehe auch: Vergleichende Methode.
Beispiel: Institutionenvergleich (Methode - Comparative Government)
• Entwurf eines Vergleichs:
i. Forschungsfrage
ii. Vergleichkategorien
iii. Vergleichsfälle
Alle 3 müssen aufeinander abgestimmt sein!
• Konkordanz / Differenzansatz:
Bei der Konkordanzmethode sollen die betrachteten Variablen möglichst ähnlich sein, die verbleibenden Rahmenbedingungen jedoch völlig unterschiedlich. Gesucht wird also die Ursache für ein bestimmtes, unter völlig verschiedenen Rahmenbedingungen auftretendes Phänomen. Bei der Differenzmethode hingegen sind die operativen Variablen verschieden, der Kontext jedoch ähnlich =>
„most similar“ oder „most different“ cases
[Bearbeiten] Literatur
- Detlef Jahn: Einführung in die vergleichende Politikwissenschaft, 2006. ISBN 3-8100-3894-6
- Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Westeuropas, 3. Aufl., 2003. ISBN 3825280993
- Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas, 2. Aufl., 2004. ISBN 3825281868
- Lehner/Widmaier: Vergleichende Regierungslehre. Wiesbaden, 2005. ISBN 3810031992