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Tlazolteotl – Wikipedia

Tlazolteotl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Darstellung Tlazoteotls im Codex Borgia
Darstellung Tlazoteotls im Codex Borgia
Darstellung Tlazolteotls im Codex Borbonicus
Darstellung Tlazolteotls im Codex Borbonicus
Darstellung Tlazolteotls im Codex Vaticanus B
Darstellung Tlazolteotls im Codex Vaticanus B

Tlazolteotl (Nahuatl: Schmutzfresserin, tlazolli, der Schmutz, die Krankheit) war in der aztekischen Mythologie die Göttin die Wollust und der verbotenen Liebe. Sie war auch unter dem Namen Tlaelquani (die, welche Unreines frisst) bekannt und galt als Göttin von Reue und Reinigung[1].

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zuordnungen

Tlazolteotl wurde als die dritte Phase der Mondgöttin Coyolxauhqui angesehen[2]. Vermutlich hatten die Azteken sie von den Huaxteken übernommen[3]. Tlazolteotl ist auch unter den Beinamen Tlazolmiquiztli (Tod in der Wollust) sowie Ixcuina (die mit den zwei Gesichtern) oder Ixcuinan bekannt. In der Historia general de las cosas de la Nueva España beschreibt Bernardino de Sahagun Ixcuinan als Numen im Plural, als Verkörperung von vier Schwestern, die jeweils auf unterschiedlicher Altersstufe stehen: Tiacapan (die Erstgeborene), Teicu (die jüngere Schwester), Tlaco (die mittlere Schwester) und Xocotzin (die jüngste Schwester). Tlazolteotl war auch als Mutter Cinteotls bekannt. Im 260-Tage-Zyklus des aztekischen Kalenders war ihr die 13. Trecena von Eins Erdbeben bis Dreizehn Wasser zugeordnet. Ein weiterer Beiname Tlazolteotl war Mutter der Götter[4]. Als solche wurde sie als Erdgöttin betrachtet.

[Bearbeiten] Rollen

Tlazolteotl war diejenige, die die Menschen zu Unzucht, Ehebruch und sexueller Ausschweifung verführte. In ihr sah man auch die Überträgerin der Geschlechtskrankheiten, die man oft als Strafe für sexuelle Ausschweifungen deutete. Gleichzeitig war sie es aber auch, die diese Sünden wieder vergab, die den Sünder durch ihr "Dreckfressen" reinigte[5][6]. Diese Doppelfunktion war durch des Beinamen Ixcuina zum Ausdruck gebracht. Aztekische Prostituierte umrahmten sich den Mund mit geschmolzenem schwarzem Gummi, um ihre Assoziation mit Tlazolteotl anzuzeigen. Sie verstanden sich als Priesterinnen der Schmutzgöttin, da sie die schlechten Leidenschaften ihrer Freier absorbierten[7].

[Bearbeiten] Beichte

Tlazolteotl war die weibliche Gottheit, die mit dem aztekischen Beichtritual befasst war. Ihr männliches Pendant bei dieser Aufgabe war Tezcatlipoca, der alles sieht, unsichtbar und allgegenwärtig ist[8]. Im Gegensatz zur christlichen Beichte war die aztekische jedoch nur ein Mal im Leben vorgesehen. Als geeigneter Zeitpunkt galt eine schwere Erkrankung, vor allem, wenn man sie mit moralischen Vergehen in Verbindung brachte. Dabei wandte sich der Sünder an einen tlapouhqui, der priesterliche Funktionen hatte, und der den geeigneten Tag für die Beichte festlegte. Zur Einleitung des Rituals rief er Tlazolteotl und Tezcatlipoca an:

Mutter der Götter, Vater der Götter, oh Alter Gott (Feuergott Huehueteotl),
ein armer Mann kommt zu dir.
Er kommt in Tränen, traurig und in Angst.
Vielleicht hat er Fehler begangen.
Vielleicht hat er gefehlt und in Unreinheit gelebt.
...sein Herz...ist mit Kummer beladen...
hilf in seiner Not und stille sein Herz[9].

Dann war der Büßer aufgerufen, alles offenzulegen, was er je an Unrecht getan hatte, worauf der Priester geeignete Bußübungen erließ. Dazu gehörte Fasten, Enthaltsamkeit oder das Schröpfen der Zunge, wobei diese mit dornigen Zweigen durchbohrt wurde. Über die Inhalte der Beichte hatte der Priester zu schweigen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Heike Owusu: Symbole der Inka, Maya und Azteken, Schirner Verlag Darmstadt (2000), ISBN 3-89767-073-9
  • Karl Taube: Aztekische und Maya-Mythen, Phillip Reclam jun. Stuttgart (1994), ISBN 3-15-010427-0
  • George C. Vaillant: Die Azteken, Verlag M. Dumont Schaumberg Köln (1957)
  • Mary Miller und Karl Taube: An Illustrated Dictionary of the Gods and Symbols of Ancient Mexico and the Maya, Thames and Hudson London (1997), ISBN 0-500-27928-4
  • Jacques Soustelle: So lebten die Azteken am Vorabend der spanischen Eroberung, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart (1956)

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Belege

  1. Karl Taube: Aztekische und Maya-Mythen, Seite 57
  2. Heike Owusu: Symbole der Inka, Maya und Azteken, Seite 211
  3. Jacques Soustelle: So lebten die Azteken am Vorabend der spanischen Eroberung, Seite 136
  4. George C. Vaillant: Die Azteken, Seite 181
  5. Mary Miller und Karl Taube: An Illustrated Dictionary of the Gods and Symbols of Ancient Mexico and the Maya, Seite 168
  6. George C. Vaillant: Die Azteken Seite 181
  7. George C. Vaillant: Die Azteken, Seite 132
  8. Jacques Soustelle: So lebten die Azteken am Vorabend der spanischen Eroberung, Seite 241
  9. ebenda, Seite 242


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