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Stefan Fadinger – Wikipedia

Stefan Fadinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Stefan Fadinger auf einem alten Gemälde
Stefan Fadinger auf einem alten Gemälde
Verwundung Stefan Fadingers - Zinnfigurendiorama aus dem Peuerbacher Bauernkriegsmuseum
Verwundung Stefan Fadingers - Zinnfigurendiorama aus dem Peuerbacher Bauernkriegsmuseum
Stefan-Fadinger-Grabmal im Seebacher Moos
Stefan-Fadinger-Grabmal im Seebacher Moos

Stephan Fadinger (* um 1585 in Parz, heute bei Sankt Agatha; † 5. Juli 1626 in Ebelsberg bei Linz) war Bauer, Hutmacher und Oberhauptmann der aufständischen Bauern des Traun- und Hausruckviertels im oberösterreichischen Bauernkrieg. Bereits in seiner Jugend sammelte er Erfahrung als Soldat, und im Jahre 1616 übernahm er den Landwirtschaftsbetrieb seines Vaters. Er hatte zwei Kinder.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Nachdem der bayerische Statthalter Adam Graf von Herberstorff eine Rebellion bewaffneter Untertanen gegen die gewaltsame Einsetzung eines katholischen Pfarrers im Frankenburger Würfelspiel vom Mai 1625 grausam hatte sanktionieren lassen, war die gesamte Bauernschaft Oberösterreichs in Aufruhr und genoss Solidarität auch unter den nichtbäuerlichen Schichten. Stefan Fadinger plante mit seinem Schwager Christoph Zeller einen landesweiten Aufstand, den er für Pfingsten 1626 ansetzte. Zwei Wochen vor dem geplanten Termin Pfingsten gab eine Wirtshausrauferei in Lembach im Mühlkreis, bei der einigen bayrische Soldaten zu Tode kamen, den Anlass zum losschlagen. Am 22. Mai wurde der charismatische Anführer, der seine Heerschar mit strenger Hand führte, und immer Leibwachen bei sich hatte, von den Bauern zum Oberhauptmann des Traun- und Hausruckviertels gewählt. Er sammelte die einzelnen Bauerngruppen und konnte in relativ kurzer Zeit Eferding, Wels, Kremsmünster und Steyr besetzen.

Bei der Belagerung von Linz wurde Fadinger am Sonntag, dem 28. Juni 1626 auf einem Erkundungsritt an der Stadtmauer, wo er - wie auch schon die Tage davor - eine günstige Angriffstelle auskundschaften wollte, von am Dach des Landhauses postierten Schützen angeschossen und schwer verwundet. Sein Pferd kam durch die Schüsse ums Leben, er flüchtete zu Fuß bis nach Ebelsberg. In seinem dortigen Hauptquartier am heutigen Fadingerplatz erlag er am 5. Juli in Folge seiner unzureichend behandelten Schussverletzung einer Blutvergiftung.

Nachfolger als Bauernführer wurde sein Schwager, der Gastwirt Christoph Zeller. Nach dessen Tod am 18. Juli konnten die Aufständischen keine wesentlichen Erfolge mehr erreichen.

Die sterblichen Überreste Fadingers ließ der bayerische Statthalter Herberstorff nach Siegen in den entscheidenden Schlachten bei Pinsdorf und Wolfsegg am Eferdinger Friedhof exhumieren, enthaupten und mit dem Leichnam von Fadingers Schwager und Kampfgefährten Christoph Zeller im Seebacher Moos bei Eferding verscharren. Über ihrem Grab wurde ein Galgen "zu ihrem ewigen schändlichen Nachgedenken" errichtet. Zudem wurde Fadingers Hof niedergebrannt und seine Familie "auf ewig" des Landes verwiesen. Seine Frau floh mit den Söhnen Michael und Paul nach Norddeutschland. Hier fanden sie bei einer adeligen Protestantenfamilie Unterschlupf. Spuren von Fadingers Familie gibt es nur noch durch Nachkommen seiner Geschwister in St. Agatha. Der Besitz Fadingers in Form von 70 Hektar Grund ging an die Herrschaft Stauff. Nachdem der Bauernhof niedergebrannt war, wurde 300 m oberhalb ein neuer Hof errichtet und 1628 an die Familie Ehrenprandtner veräußert. Dieser Hof blieb mit wechselnden Namen bis 1990 Erbhof. Seit 1990 ist er im Eigentum von Erich Kraft.[1]

[Bearbeiten] Bewertung

Stefan Fadinger gilt als zentrale Erscheinung der oberösterreichischen Landesgeschichte, seine Biographie machte ihn zu einer legendenumwobenen Figur. Durch sein Rednertalent, sein Charisma und seinen unerschütterlichen Eifer für den Protestantismus erlangte er binnen kürzester Zeit große Popularität. Der Tod für seine Überzeugung und der Hass der Sieger über diesen hinaus, mögen Gründe für den Mythos sein, der ihn umgibt. Es sollte allerdings nicht übersehen werden, dass Fadinger eine eher führungsschwache Persönlichkeit war - er war zunächst selbst nicht begeistert als man ihm den Oberbefehl übertrug - und es seiner militärischen Inkompetenz und seinem fehlenden Weitblick zuzuschreiben ist, dass die Bauern, durch ihr zögerliches Verhalten, Herberstorff die Möglichkeit gaben, Linz zu befestigen und somit den Peuerbacher Sieg verschenkten.

Fadinger und die meisten Bauernführer waren Analphabeten, weshalb einer Schicht von ländlichen Intellektuellen mit dem Verfassen von Beschwerdeschriften und der Führung der Kanzlei eine bedeutende Rolle zukam. Nicht zuletzt deshalb vermuteten schon zeitgenössische Quellen die Steyrer Bürger Wolf Madlseder und Lazarus Holzmüller als die eigentlichen Drahtzieher des tragischen Geschehens.

[Bearbeiten] Gedenkstätten und -objekte zu Ehren Stefan Fadingers

Stefan-Fadinger-Straße in Eferding
Stefan-Fadinger-Straße in Eferding
Gemeindewappen von St. Agatha mit Motiv aus dem Siegel von Stefan Fadinger
Gemeindewappen von St. Agatha mit Motiv aus dem Siegel von Stefan Fadinger

Da Stefan Fadinger als aufständischer Bauer gegen die bayerische Besatzung hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss, wurden im Laufe der Jahre mehrere Gedenkstätten zu seinen Ehren errichtet und Objekte nach ihm benannt.

  • Stefan-Fadinger-Straße in Linz, Wels, Eferding, Salzburg, Laakirchen und Amstetten
  • Stefan-Fadinger-Platz in Wien Favoriten
  • Fadingerplatz in Ebelsberg
  • BRG Fadingerstraße ("Fadingerschule") in Linz
  • Gedenktafel am Haus Nr. 5 in Ebelsberg
  • Gedenkstein in Parz (Gemeinde St. Agatha) am vermuteten Standort des "Fattingerhofes"
  • Gedenktafel im Amtsgebäude von St. Agatha
  • Stefan-Fadinger-Grabmal im Seebacher Moos in Seebach in der Gemeinde Hinzenbach
  • Originalsiegel Fadingers im Gemeindewappen von St. Agatha

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans Fattinger: Stefan Fadinger und Christoph Zeller. Ihre Familie und ihre Heimat. In: Oberösterreichische Heimatblätter 19 (1965), 49-60.
  • Der oberösterreichische Bauernkrieg 1626, Ausstellungskatalog, Linz 1976.
  • Georg Heilingsetzer: Der oberösterreichische Bauernkrieg 1626. Wien 1976.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. OÖN vom 17. März 2008, Wir Oberösterreicher - Land der Bauern

[Bearbeiten] Weblinks


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