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Sanfermines – Wikipedia

Sanfermines

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Sanfermines werden seit 1591 alljährlich in Pamplona vom 6. bis zum 14. Juli gefeiert. Im Mittelpunkt steht hier der Encierro, der weltweit bekannte Stierlauf.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Sanfermines haben drei geschichtliche Hintergründe. In erster Linie werden sie zu Ehren des Hl. Firmin d. Ä. gefeiert, einem Sohn der Stadt, der ca. im dritten Jahrhundert n. Chr. die Gegend um Amiens (Frankreich) missionierte. Kurioserweise ist San Fermín weder der Schutzheilige Pamplona (das ist San Saturnino) noch der der Region Navarra (diese Ehre kommt San Francisco Javier zu). Nicht einmal das Datum der Festlichkeiten fällt auf den ursprünglichen Gedenktag des Heiligen am 10. Oktober; im Jahr 1591 entschied man in Pamplona, das Fest, das schon seit 1324 gefeiert wurde, wegen des schlechten Wetters im Oktober auf den 7. Juli zu verlegen.

Die Art der Festlichkeiten wurzelt in den mittelalterlichen Jahrmärkten (ferias) sowie in den Stierkämpfen (corrida de toros). Damals wurden die Stiere von Hirten (pastores) zur Plaza de Toros in die Stadt getrieben. Der spanische Stierkampf ist das letzte Relikt jenes vorzeitlichen Rituals, das in aller Regel die Tötung eines Stieres in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

[Bearbeiten] Chupinazo

Der chupinazo (baskisch: txupinazo) ist der offizielle Beginn der Sanfermines. Am 6. Juli versammeln sich abertausende Festgäste vor dem Rathaus in dichtem Gedränge, um dort den Startschuss der kleinen Rakete (cohetes) um Schlag 12 Uhr zu erwarten und zu feiern. Eine örtliche Persönlichkeit wird auserkoren, um diese Rakete zu zünden und danach mit dem Spruch "Viva San Fermín, Gora San Fermin" ("Lang lebe San Fermín" auf Spanisch und Baskisch) die Festwoche offiziell auszurufen. Das Tragen der roten Halstücher, Teil der typischen Kleidung, ist vor Beginn der Fiesta eher unüblich.

[Bearbeiten] Prozession

Am 7. Juli um 10 Uhr wird im Rahmen einer Prozession eine große Figur des Schutzheiligen San Fermín durch die Altstadt Pamplonas getragen. Während kurzer Pausen singen die Teilnehmer zu Ehren ihres Patrons. Diese Prozedur dauert etwa 1 1/2 Stunden, bis der Zug an der Kirche San Lorenzo ankommt. Dort wird anschließend in der Kapelle des San Fermín Messe gehalten. Für einige Bürger ist dieser religiöse Aspekt einer der wichtigsten des Festes.

[Bearbeiten] Encierro

Der encierro ist das Eintreiben der sechs Kampfstiere in die Stierkampfarena. Hierbei handelt es sich um eine Strecke von 825 m, die hauptsächlich durch die Altstadt Casco Viejo von Pamplona führt. Ein Stier kann zwischen 550 und 700 kg wiegen und erreicht während des Eintreibens eine Geschwindigkeit von ca. 25 km/h. Begleitet werden die Kampfstiere von einigen Ochsen, die beruhigend auf die Stiere wirken und eine Leitfunktion während des Eintreibens ausführen.

Encierro in Pamplona
Encierro in Pamplona

Der encierro (Einschluss, weil die Straßen mit Holzbarrieren abgeriegelt wurden) findet täglich zwischen dem 6. und 14. Juli um 08:00 Uhr statt und dauert bei komplikationsfreiem Ablauf ca. drei Minuten. Sobald der Startböller Punkt acht Uhr ertönt, begeben sich die sechs Stiere mit einigen Ochsen (mit Kuhglocken) auf die Strecke und rennen in Richtung Plaza de Toros, die Stierkampfarena von Pamplona. Der Kick der Teilnehmer ist es, darunter auch regelmäßig ausländische Touristen, eine kurze Wegstrecke möglichst neben einem Stier herzulaufen. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit ist dies jedoch nur für einige Meter möglich.

Traditionell trägt jeder Läufer (mozo) ein weißes Hemd und eine weiße, enganliegende Hose sowie ein rotes Halstuch (pañuelo rojo) und eine roten Schärpe (faja).

Einige Minuten vor Beginn des Laufes singen einige Läufer der so genannten "Peñas" je dreimal vor der Statue des Patrons San Fermín in der Cuesta de Santo Domingo den Text A San Fermín pedimos, por ser nuestro patrón, nos guíe en el encierro, dándonos su bendición. ¡Viva San Fermín! Gora San Fermin! ("Wir kommen zu San Fermín, denn er ist unser Schutzheiliger, möge er uns während des Laufes leiten und uns seinen Segen geben. Es lebe San Fermín!").

Der gefährlichste Teil ist die Cuesta de Santo Domingo. In dieser Enge passieren für gewöhnlich die meisten Unfälle. Mit jährlich steigender Teilnehmerzahl steigt auch die Verletzungsgefahr, da sich immer mehr Menschen auf der Strecke und den Fluchtwegen tummeln. Seit 1900 starben ungefähr ein Dutzend Personen, die an der Mutprobe "Encierro" teilnahmen.

Die Tiere müssen beim Encierro große Angst, Panik und Schmerzen durch Schläge und Stürze erleiden. Nach dem Eintreiben haben die sechs Stiere genau zehn Stunden Zeit, um sich am selben Abend in der Stierkampfarena der Mannschaft der Matadoren nach altem Ritual in einem Todeskampf zu stellen. Der Kampf endet für den Stier meistens tödlich. Die Einnahmen aus den Eintrittskarten der Arena und dem Verkauf des Stierfleisches kommt karitativen Zwecken zu Gute.

Die Sanfermínes bieten beinahe rund um die Uhr ein reichhaltig kulturelles Angebot für die ganze Familie. Nach dem Encierro gibt es Umzüge mit "Cabezudos" (Großköpfe) und "Reyes y Reinas", das sind ca. vier Meter große Riesenfiguren, die dem alten Leitbild des Mittelalters, den Königen von Europa, Afrika, Amerika und Asien entsprechen sollen. Am 7. Juli, dem Namenstag des Stadtpatrons San Fermín, der Bischof von Amiens war, gibt es am Vormittag einen farbenprächtigen Umzug durch die Altstadt. Hierbei tragen Geistliche und Mitglieder von religiösen Gruppierung u.a. das Votivbild des Hl. Fermín durch die Straßen, das von Musikgruppen und der weltlichen Prominenz begleitet wird. Abends finden vielerlei Veranstaltungen, Konzerte und jeden Abend ein illustres, pittoreskes Feuerwerk statt, das in der Zitadelle von Pamplona gezündet wird.

[Bearbeiten] Die Entstehung des Encierro

Die Stiere kommen aus dem Süden Spaniens und werden vor den Stierkämpfen in den corrales außerhalb der Stadt gehalten. Da es in früheren Zeiten keine Lastwagen gab bzw. diese zu sperrig für die kleinen Gassen waren, mussten die Stiere durch die Straßen zu der Arena getrieben werden. Dies erfolgte mit Hilfe von Kuhhirten zu Pferd und zu Fuß, welche die Stiere mit Rufen und Stöcken leiteten. Diese gibt es auch heute noch; mit langen Weidenstöcken sorgen sie dafür, dass der Encierro reibungslos verläuft. Mit der Zeit halfen immer mehr Leute mit und fingen an, vor den Stieren zu laufen. Es war und ist für die lokale Jugend und die jungen Erwachsenen schon immer eine große Mutprobe gewesen, vor und neben den Stieren eine kurze Wegstrecke herzulaufen. Mit der Zeit wurde eine Tradition daraus und diese wurde letztendlich weltbekannt durch den Besuch und die Werke des Schriftstellers Ernest Hemingway, der selbst an den Stierläufen teilnahm (siehe Kapitel Literatur).

[Bearbeiten] Las peñas

Die peñas sind neben den Stieren der elementare Bestandteil der Sanfermines. Hierbei handelt es sich um Freundeskreise, die wie Vereine organisiert sind und während der ganzen Woche in allen Teilen des Zentrums für Stimmung sorgen. Sie machen Musik und ziehen so singend mit Transparenten und reichlich alkoholischen Getränken u.a. auch Sangría durch die Straßen. Im Durchschnitt hat eine Peña etwa 300 Mitglieder. Sie sind an der Planung der Sanfermines beteiligt und finanzieren diese auch mit. In Pamplona selbst gibt es 16 peñas, "La Única" ist hiervon die älteste (seit 1903). Außerdem gibt es noch einige ausländische peñas - z.B. aus den USA und auch aus Deutschland.

[Bearbeiten] Opfer [1]

Zwischen 1924 und heute (2006) gab es bei den encierros insgesamt 14 Tote, zuletzt wurde 1995 der Amerikaner Matthew Tassi von einem Stier durchbohrt und dabei getötet, 2003 kam ein 62-jähriger Spanier ums Leben. Zu den Verletztenstatistiken finden sich hingegen verschiedene Zahlen. Bei einem einzigen encierro kann es aber durchaus zu 50 oder gar mehr Verletzten kommen. Die meisten Unfälle gehen jedoch glimpflich aus. Im Jahre 2006 wurden allein am ersten Tag der Sanfermines 40 Männer verletzt, viele davon schwer, ein 31-Jähriger aus den USA erlitt eine Querschnittlähmung. Der Amerikaner wurde von den Hörnern eines Stiers schwer am Rückenmark verletzt. Der Lauf dauerte an diesem Tag dreieinhalb Minuten, da auf der Strecke großer Andrang herrschte und die Teilnehmer einander behinderten.

[Bearbeiten] El Pobre de mí [2]

Das Fest endet am 14. Juli dort wo der Trubel auch angefangen hatte, auf der Plaza Consistorial vor dem Rathaus. Die Menge versammelt sich mit Kerzen und singt das "Pobre de Mí":

Pobre de mí
pobre de mí
se han acabado
las fiestas de San Fermín

(Ach ich Armer,
ach ich Armer,
das Fest von San Fermin
ist vorbei!)

Damit beweinen sie das Ende des Festes und erwarten das nächste Jahr, welches erneut den Trubel in die Stadt bringen wird.

[Bearbeiten] Literatur

Mit den Sanfermines in Pamplona befassen sich einige Werke der Weltliteratur, allen voran der Roman Fiesta von Ernest Hemingway. Der unter dem Originaltitel The Sun Also Rises im Jahre 1926 erschienene Roman hatte zur Folge, dass bis heute jedes Jahr im Juli viele US-Amerikaner am Stierlauf in Pamplona teilnehmen. Von diesen berichtet auch das Kapitel Pamplona in dem Roman Die Kinder von Torremolinos von James A. Michener. Zur Erinnerung an Hemingway wurde vor der Stierkampfarena der Stadt Pamplona auf dem Paseo d´Hemingway eine Büste des Dichters aufgestellt. Hemingway kam in seinen Büchern Tod am Nachmittag und Gefährlicher Sommer auf seine Erlebnisse beim Stierkampf in Spanien zurück.

  • Ernest Hemingway: Fiesta. Originaltitel: The Sun Also Rises (1926). Rowohlt Taschenbuchverlag, 2003. ISBN 3499226030
  • James A. Michener: Die Kinder von Torremolinos. Originaltitel: The Drifters (1971). Übersetzerin: Renate Welsh. Goldmann Taschenbuchverlag, 1971. ISBN 3442411378

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. http://www.sanfermin.com/guia/in_enc_histtr.shtml
  2. http://www.sanfermin.com/guia/in_pobredemi.shtml

[Bearbeiten] Weblinks


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