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Risikogesellschaft – Wikipedia

Risikogesellschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Risikogesellschaft ist ein vom deutschen Soziologen Ulrich Beck geprägtes Schlagwort und Haupttitel eines seiner Bücher von 1986,[1] das auch auf dem allgemeinen Buchmarkt sehr erfolgreich war.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Grundthese

Die Grundthese lautet: Wir sind Zeugen eines Bruches innerhalb der Moderne, die sich aus den Konturen der klassischen Industriegesellschaft herauslöst und eine neue Gestalt, die so genannte (industriegesellschaftliche) Risikogesellschaft ausprägt. Ähnlich wie im 19. Jhdt. die Modernisierung die ständisch verknöcherte Agrargesellschaft aufgelöst und das Strukturbild einer Industriegesellschaft herausgeschält hat, löst die Modernisierung heute die Konturen der Industriegesellschaft auf und in der Kontinuität der Moderne entsteht eine andere gesellschaftliche Gestalt (13-14).

Um die zweite von der ersten, industriegesellschaftlichen Moderne abzugrenzen unterscheidet Beck vor allem zwischen der "Logik der Reichtums- produktion" und der sich immer mehr durchsetzenden "Logik der Risikoproduktion":

In der fortgeschrittenen Moderne geht die gesellschaftliche Produktion von Reichtum systematisch einher mit der gesellschaftlichen Produktion von Risiken. [Hervorhebungen im Original] [...] Die Verteilungsprobleme und -konflikte der Mangelgesellschaft [werden] überlagert durch die Probleme und Konflikte, die aus der [...] Verteilung wissenschaftlich-technisch produzierter Risiken entstehen“; es kommt zu einem „Wechsel von der Logik der Reichtumsverteilung [...] zur Logik der Risikoverteilung“ (S. 25).[1]

In dem Maße, wie die moderne Gesellschaft selbst produzierte Risiken thematisiert, wird sie reflexiv: „Es geht nicht mehr [nur] um die Nutzbarmachung der Natur, um die Herauslösung des Menschen aus traditionalen Zwängen, sondern [...] wesentlich um Folgeprobleme der technisch-ökonomischen Entwicklung selbst. Der Modernisierungsprozeß wird ‚reflexiv‘, sich selbst zum Thema und Problem.“ (S. 26).[1]

[Bearbeiten] Risiken

Unter den Begriff „Risiken“ fasst Beck einerseits „naturwissenschaftliche Schadstoffverteilungen“, andererseits „soziale Gefährdungslagen“ (Arbeitslosigkeit) (S. 31)[1]. Charakteristisch ist dabei, dass die entsprechenden Risiken meist nicht mehr nach Klassengrenzen verteilt sind, sondern tendenziell jeden betreffen können: So, wie Radioaktivität nicht zwischen arm und reich unterscheidet, steigt auch das Risiko von Arbeitslosigkeit in der Mittel- und Oberschicht: „Not ist hierarchisch, Smog ist demokratisch“ (S. 48).[1]

Beck weist darauf hin, dass Risiken immer auch Ergebnis eines gesellschaftlichen Konstruktionsprozesses sind. Als bedrohlich wahrgenommen werden nicht die abstrakten Risiken selbst, sondern deren konkrete Thematisierung in den Massenmedien. Dies führt dazu, dass „Wirklichkeit [...] nach einem Schematismus von Sicherheit und Gefahr kognitiv strukturiert und wahrgenommen wird“ (S. 48).[2]

Paradoxerweise führt die Inflation „gefühlter Risiken“ jedoch auch zu mehr Gleichgültigkeit: „Wo sich alles in Gefährdungen verwandelt, ist irgendwie auch nichts mehr gefährlich“ (S. 48).[1]

[Bearbeiten] Erfolg bei Wissenschaft und Öffentlichkeit

Dazu, dass sein Buch einen für soziologische Literatur ungewöhnlichen Verkaufserfolg erzielte und der Titel rasch zum „geflügelten Wort“ wurde, hat außer der den Zugang für Laien erleichternden Lesbarkeit zweifellos auch die Europa im Jahr des Erscheinens 1986 bedrohende Nuklearkatastrophe von Tschernobyl beigetragen. Beck hierzu in einem Vorwort zur Zweitauflage Mai 1986:

Die Rede von [...] Risikogesellschaft [...] hat einen bitteren Beigeschmack erhalten. Vieles, das im Schreiben noch argumentativ erkämpft wurde - die Nichtwahrnehmbarkeit der Gefahren, ihre Wissensabhängigkeit, ihre Übernationalität [...] − liest sich nach der Katastrophe von Tschernobyl wie eine platte Beschreibung der Gegenwart. Ach, wäre es die Beschwörung einer Zukunft geblieben, die es zu verhindern gilt!

Der Soziologe Armin Nassehi bescheinigt Beck daher auch, „den Nerv der Zeit eindeutig getroffen“ zu haben. Beck sei es „mit einer ungeheuren [...] diagnostischen Sensibilität“ gelungen, „die Verunsicherung des Projekts der Moderne zu benennen“ (S. 253f.).[3]

Nassehi führt diese erste allgemeine Verunsicherung der Moderne (die dadurch zu einer reflexiven Moderne wird) letztlich auf ein „gemeinsames Bezugsproblem“ zurück: „Die Unsicherheit darüber, welche Folgen gegenwärtiges Handeln für unmittelbare oder auch weitreichende Zukünfte hat“ (S. 252).[3] Folge ist die „paradoxe Situation, daß gehandelt werden muß, obwohl es dafür letztlich nicht die entsprechenden Grundlagen gibt“ (S. 254).[3]

[Bearbeiten] Kritik

Die relative Bedeutungsabnahme sozialer Schichtung, die Beck behauptet, wird von vielen Soziologen skeptisch gesehen und beispielsweise in der Katastrophensoziologie bestritten.

Becks These der Auflösung von Klassen und Schichten mit dem Schwinden ihrer lebenweltlichen Relevanz [...] mündet in der Forderung, von der Großgruppensoziologie Abstand zu nehmen. Das Denken in Großgruppen sei in Anbetracht der realen Verhältnisse mehr und mehr zur puren Klassifikation ohne lebensweltliche Bezüge geworden. In der Sozialstrukturanalyse steht er damit zwar insbesondere den neueren Milieu- und Lebensstilansätzen als Kronzeuge für den Bedeutungsverlust des sozio-ökonomischen Status für das Denken und Verhalten immer wieder gerne zur Verfügung. Doch lassen sich selbige ebenso als implizite Kritik an der von ihm ins radikale geweneten These der Enststrukturierung auffassen [...]. Andererseits fügen sich die Befunde zu Bildungschancen, Kriminalität und Teilhabe an Herrschaft [...] immer noch in das vertikale Modell sozialer Strukturen und sind mit Hinblick auf die ungleichen Entfaltungsöglichkeiten bzw. Handlungsspielräume der Individuen in der vereindlich individualisierten Gesellschaft durchaus ernst zu nehmende Einwände gegen eine Abkehr von den "Erkenntniskrücken" (Geißler 1996) des vertikalen Paradigmas. Auch hat sich das Verhalten möglicherweise nicht so von der materiellen Lage entkoppelt, wie Beck dies frei unterstellt. Die Befunde zum Heiratsvehalten, Wahlverhalten, Konsumverhalten, Freizeitverhalten u.v.m. sind zumindest zweideutig, wenn nicht gar wie im Falle des immer noch ausgeprägt klassenspezifischen Heiratsverhaltens u. U. sogar gegenläufig zu seiner These. M. E. nach ist vor allem auch anzumerken, dass der Nachweis von sowohl These als auch Gegenthese jeweils nur anhand von Daten mit beschränkter Gültigkeit geführt werden kann, wobei insbesonder augenfällig ist, dass die jeweilige Methode bzw. auch das Erkenntnisintersse erheblichen Einfluss auf das Ergebnis nehmen kann. Hierzu: Rössel 2005: Plurale Sozialstrukturanalyse; Wieland 2004: Die Grenzen der Individualisierung; Friedrichs (1998): Die Individualisierungsthese, Geißler (1996): Kein Abschied von Klasse und Schicht; vgl.: Bourdieu, Pierre 1982: die feinen Unterschiede

Auch die Bedeutung der Risiken, die Beck als historisch einmalig hoch darstellt, wird angesichts neuer Forschungsergebnisse über die ökologische Selbstgefährdung bereits alter Zivilisationen, die auch zum Kollaps dieser Gesellschaften führen konnten, teilweise relativiert.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weiterführende Literatur

  • Ulrich Beck (1988): Gegengifte. Die organisierte Unverantwortlichkeit. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. ISBN 3-518-11468-9
  • Ulrich Beck (1991): Politik in der Risikogesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. ISBN 3-518-38331-0
  • Marc Lothar Mewes: Öffentliches Recht und Haftungsrecht in der Risikogesellschaft. Die Defizite des öffentlichen Rechts und die Möglichkeiten und Grenzen der Risikosteuerung durch Haftungsrecht und Haftpflichtversicherung, Frankfurt am Main 2006
  • Ingo Mörth/Doris Baum (Hgg.) (2000): Gesellschaft und Lebensführung an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Gegenwart und Zukunft der Erlebnis-, Risiko-, Informations- und Weltgesellschaft [4]
  • Cornelius Prittwitz: Strafrecht und Risiko. Untersuchungen zur Krise von Strafrecht und Kriminalpolitik in der Risikogesellschaft, Frankfurt am Main 1993, ISBN 978-3-465-02587-0

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b c d e f Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1986. ISBN 3-518-13326-8.
  2. Christoph Lau: Risikodiskurse. Gesellschaftliche Auseinandersetzungen und die Definition von Risiken. In: Soziale Welt. Bd. 40, o.O. 1986, S. 417-436.
  3. a b c Armin Nassehi: Risikogesellschaft. In: Georg Kneer, Armin Nassehi, Markus Schroer (Hrsg.), Soziologische Gesellschaftsbegriffe. Konzepte moderner Zeitdiagnosen. W. Fink, München 1997. ISBN 3-8252-1961-5
  4. Ingo Mörth/Doris Baum (Hgg.); Gesellschaft und Lebensführung an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Gegenwart und Zukunft der Erlebnis-, Risiko-, Informations- und Weltgesellschaft, Referate und Arbeitsergebnisse aus dem Seminar „Soziologische Theorie“ WS 1999/2000, Linz 2000: Universität Linz, Institut für Soziologie: Kapitel 2.3 Die „Risikogesellschaft“ und ihre Merkmale und Kapitel 2.4 Die Zukunft der Risikogesellschaft
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