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Purusha – Wikipedia

Purusha

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Purusha (Sanskrit, m., पुरुष, puruṣa, Mann, Mensch, Menschheit, Person, Urseele) ist ein wichtiger Begriff in der indischen Mythologie, in der Sankhya-Philosophie und im Shivaismus.

Der Begriff "Purusha" hat im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht:

  • Der älteste Beleg ist im Rigveda (RV.10.90), dem sog. Purusha-Sukta, das auch die Entstehung der Kasten beschreibt. Purusha ist hier eine Art Urriese, der geopfert wird und aus dem die Welt und die Varnas (Kasten) entstehen. Purusha wird mit tausend Köpfen und tausend Füßen beschrieben. Er bedeckte die Erde vollständig und ragte noch darüber hinaus. Er gilt als Herrscher der Unsterblichkeit. Er breitete sich aus und zwar durch Selbstzeugung. Er entließ die Viraj (weibliches Schöpfungsprinzip) aus sich und ließ dann aus ihr die Welt gebären. Den so geborenen Purusha bringen die Götter als Opfergabe dar. In diesem Opfer wurden die Verse und Gesänge geschaffen. Die Pferde und Kühe wurden geboren. Der Mund von Purusha wurde zu den Brahmanen, die Arme zu den Kshatriyas, die Schenkel zu den Vaishyas und die Füße zu den Shudras. Aus seinem Geist wurde der Mond geboren, aus seinen Augen die Sonne. Indra und Agni kamen aus seinem Mund. Aus seinem Kopf entstand der Himmel, aus seinem Nabel das Weltall.
  • In der vorklassischen, dualistischen Sankhya-Philosophie ist Purusha die Urseele, der ewige, metaphysische Weltgeist, der unveränderlich ist. Purusha befindet sich in Gegensatz zur weiblich gedachten Prakriti (Natur), der Welt der Phänomene. Man stellte die Urseele und die Urmaterie als Mann und Frau gegenüber und leitete ihre Verschiedenheit aus dieser Gegensätzlichkeit her. Prakriti ist die Frau und daher das schaffende und gebärende Prinzip. Purusha ist der Mann, sein Wesen ist es zu betrachten, zu schauen und zu erkennen. Purusha und Prakriti sind die zwei unterschiedlichen Prinzipien, auf die die Welt zurückgeführt wird.
  • In dem klassischen System des Sankhya wird die Welt auf zwei ewige Prinzipien zurückgeführt. Dies sind die unbewusste, aktive Urnatur (Prakriti) einerseits und die Vielzahl der geistig bewussten, individuellen Geistnomaden (Purusha) andererseits. Da in der empirischen Welt eine Vielzahl von Individuen existieren, geht die Philosophie des Sankhya von einer unendlichen Zahl von Geistnomaden aus. Der Purusha ist seinem Wesen nach reines Bewusstsein, ein ewiges Subjekt, das nie Objekt werden kann. Es schaut dem Spiel der entfaltenden Prakriti unbeteiligt zu.
  • In der Bhagavadgita ist der Purusha sowohl Ursache für die Dinge in der Welt als auch Träger des Unwandelbaren, das außerhalb der Welt steht. Darüber hinaus wird von einem Purushottama gesprochen, der Himmel und Erde und die Welt dazwischen durchwaltet und umspannt. So heißt es in den Strophen 15,16 - 15,18:
    Zwei Purushas sind in der Welt: Der eine zu den Dingen ward,
    Der andere wie auf einem Fels stets unerschütterlich beharrt.
    Doch größer ist ein anderer noch, er wird das höchste Selbst genannt,
    Der diese ganze Dreiwelt trägt, als Herr durchwaltet und umspannt.
    Mehr als der wandelbare Geist bin ich. Darum in Wort und Schrift
    Man mich als Allerhöchsten preist.
  • In der monistischen Vedanta-Philosophie ist der Purusha identisch mit Atman (Weltseele) und somit auch mit Brahman.
  • In den shivaitischen Texten (z.B. Lingapurana) wird Shiva als höchstes Wesen über Purusha und Prakriti gestellt. Shivas männlicher Aspekt wird mit dem Purusha und dessen weiblicher Aspekt mit der Prakriti identifiziert. Prakriti wird als die Grundlage alles Materiellen und alles Dynamischem im Universum begriffen. Auch wird die Prakriti als seine Gattin, der Purusha als sein Lingam betrachtet. Ikonografisch wird Shiva als Purusha, als Uma-Maheshvara bezeichnet; die auf seinem linken Schenkel sitzende Uma wird als Prakriti aufgefasst, also Vater und Mutter der Schöpfung.
  • In der Neuzeit hat Sri Aurobindo in seinem Werk "Die Synthese des Yoga" geschrieben, dass es immer der beiden Kräfte Purusha (Seele) und Prakriti (Natur) bedarf, um die Manifestationen des Kosmos zu erstellen. Weiterhin führt er aus, dass der Suchende im Yoga feststellt, dass die Einwirkungen der Natur auf ihn nur durch eine Einwilligung oder Sanktionierung seiner Seele möglich sind.
  • Das Wort Purusha wird auch in den zusammengesetzten Begriffen Purushottama oder Para-Purusha verwendet. Es ist hier eine Bezeichnung für den Einen Geist, die höchste Seele, das Göttliche Selbst, die Göttliche Person. Sie steht über dem Wandelbaren (Kshara) und dem Unwandelbaren (Akshara). (siehe Abschnitt Bhagavadgita)


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