Om mani padme hum
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Om mani padme hum (Sanskrit: ॐ मणिपद्मे हूँ, oṃ maṇi-padme hūṃ, Tibetische Aussprache: om mani peme hung) ist ein Mantra in Sanskrit, das dem buddhistischen Bodhisattva des Mitgefühls Avalokiteshvara zugeordnet wird. Es soll schon im 5. Jahrhundert durch das Karandavyuha-Sutra nach Tibet gelangt sein, als dort der König Lha Thothori Nyantsen herrschte. Es ist das älteste und bis heute populärste Mantra des tibetischen Buddhismus. Mantren sind Silben- bzw. Lautformeln, die während der Rezitation eine psychisch-energetische Wirkung auf den Praktizierenden ausüben sollen. Mantrarezitation ist im tibetischen Buddhismus ein Mittel zur geistigen Entwicklung.
Die ursprüngliche Bedeutung von manipadme ist nicht, wie oft fälschlich angegeben wird, "Juwel im Lotus", sondern "Juwelen-Lotus", denn es handelt sich nicht um einen Lokativ, sondern um ein zusammengesetztes feminines Substantiv im Vokativ.[1] Manipadma ist ein weiblicher Personenname, der noch heute in Indien vorkommt, zusammengesetzt aus mani (Juwel) und padma (Lotus). Der Sinn ist also, dass eine Person namens Manipadma direkt angesprochen wird ("O Manipadma"). Dieser Name bezog sich ursprünglich auf den Bodhisattva bzw. eine weibliche Erscheinungsform von ihm.
Für den tibetischen Buddhismus sind die sechs Silben om mani peme hung Ausdruck der grundlegenden Haltung des Mitgefühls. In ihrem Rezitieren formuliert sich der Wunsch nach Befreiung aller Lebewesen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (siehe Nirvana). Aus diesem Grund werden die sechs Silben in der tibetischen Tradition auf die sechs angestrebten Vollkommenheiten und auch auf die sechs Daseinsbereiche des Lebensrades (siehe Bhava-Chakra) bezogen.
[Bearbeiten] Literatur
- Alexander Studholme: The Origins of Om Manipadme Hum. Albany NY: State University of New York Press, 2002 ISBN 0-7914-5389-8
- Lama Anagarika Govinda: Grundlagen tibetischer Mystik, Om Mani Padme Hum. Fischer Taschenbuch 1975, ISBN 3-436-02129-6
[Bearbeiten] Anmerkung
- ↑ Studholme, The Origins of Om Manipadme Hum S. 110f.