Neue Mitte Passau
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mit Neue Mitte Passau wird ein städtebauliches Projekt in der niederbayerischen Stadt Passau umschrieben, welches zu einer Neugestaltung großer Teile der Innenstadt führte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Voraussetzungen
Nach der Auflösung der Ritter-von-Scheuring-Kaserne im Stadtteil Kohlbruck durch die Bundeswehr im Jahre 1993, konnte dort mit der Dreiländerhalle, sowie zwei weiteren kleinen Hallen nebst Veranstaltungsplatz ein Ersatz für die im Zentrum gelegene Nibelungenhalle, sowie dem angrenzenden kleinen Exerzierplatz geschaffen werden. In einem Bürgerbegehren im Jahr 2000 wurde der Verlagerung zugestimmt, womit dieser Platz für eine Neugestaltung frei wurde.
Ein weiterer Faktor war der Rückbau der Gleisanlagen des Passauer Hauptbahnhofes, wodurch nördlich des Exerzierplatzes weiterer neu zu bebauender Platz frei wurde.
[Bearbeiten] Entstehung
Nachdem die Dreiländerhalle zum Jahreswechsel 2003/2004 in Betrieb genommen wurde, konnte die Nibelungenhalle im Frühjahr 2004 abgerissen werden, und mit dem Bau der neuen Mitte begonnen werden.
In einem weiteren Bürgerbegehren im Juli 2004 wurde über die Ausgestaltung des Bauprojektes entschieden. Hierbei setzte sich die Version des Stadtrates, welches eine bebaute Fläche von 23.000 m² vorsah gegenüber der Version einer Bürgerinitiative durch, die nur 15.000 m² bebaute Fläche vorsah.
Auf dem Platz der ehemaligen Nibelungenhalle entstand ein zentrales Gebäude, welches im Untergeschoss ein Multiplexkino beinhaltet, im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss verschiedene Einkaufsläden. Im nordwestlich gelegenen Turm des Gebäudes befinden sich Büros und Arztpraxen und im obersten Stockwerk ein Restaurant. Dieses Gebäude wurde Anfang 2007 fertiggestellt. Es ist mit dem östlich davon gelegenen und bereits 2006 fertiggestelltem Parkhaus verbunden. Auf dem Vorplatz des Gebäudes entstand der Zentrale Omnibusbahnhof für die Stadtbusse der Verkehrsbetriebe Passau. Auf den freiwerdenden Bahnflächen wurde mit dem Bau eines Einkaufscenters der sogenannten Stadtgalerie des Investors ECE begonnen, ebenso mit dem Westlich gelegenen Klostergarten einem kleinen Park auf dem ehemaligen Gelände des kleinen Exerzierplatz. Im Süd-Osten dieses Parks sollte mit dem Europäischen Haus, welches zwischen 2009 und 2011 gebaut werden sollte, ein Konzert- und Veranstaltungshaus entstehen. Dieser Bau wurde in einem Bürgerbegehren im Oktober 2007 von den Wähler abgelehnt. Wie diese freibleibende Fläche weiter gestaltet werden soll, ist in der aktuellen politischen Diskussion.
Neben diesen Gebäuden wurde auch der Straßenverkehr geändert. Die Bahnhofsstraße auf welcher sich der Verkehr in Richtung Inn bewegte, wurde verkehrsberuhigt und der Ludwigsplatz über welchem vorher nur der Verkehr in Richtung Donau lief, wurde in beide Richtungen befahrbar gemacht. Ebenso wurde eine direkte Durchfahrtsmöglichkeit um den ehemaligen Exerzierplatz herum gesperrt, um den Transitverkehr aus diesem Bereich der Stadt herauszuhalten.
[Bearbeiten] Bürgerentscheide
Im Zusammenhang mit dem Projekt Neue Mitte waren die Passauer Bürger bisher drei mal aufgerufen, abzustimmen.
Am 12. November 2000 wurde ein Bürgerbegehren gegen die Verlagerung der Volksfeste „Mai-“ und „Herbstdult“ vom kleinen Exerzierplatz in den Stadtteil Kohlbruck auf das Gelände vor der Dreiländerhalle eingebracht. Dieses wurde mit 65,75 % abgelehnt.
Vier Jahre später, am 18. Juli 2004 standen sich ein Ratsbegehren und ein Bürgerbegehren in einer Abstimmung gegenüber. Der Stadtrat schlug hierbei eine Neue Mitte in der heutigen Ausformung vor. Das Bürgerbegehren wollte die Größe begrenzen und deutlich mehr Grünflächen durchsetzen. Beide Begehren wurden in der ersten Runde angenommen, in der Stichentscheidung setzte sich das Ratsbegehren mit 51,45 % durch.
Zum bisher letzten Mal waren die Passauer Bürger am 21. Oktober 2007 aufgerufen, über ein Projekt der neuen Mitte abzustimmen. Hierbei handelte es sich um das sogenannte „Europäische Haus“, ein Konzert- und Veranstaltungshaus, in welchem unter anderem die Europäischen Wochen veranstaltet worden wären. Die Bürger der Stadt Passau lehnten den Bau jedoch mit 55,07 % ab.
[Bearbeiten] Kritiken
Aufgrund des großen Eingriffs in das Stadtbild blieben kritische Stimmen zu diesem Projekt nicht aus. Hierbei wurde unter anderem das Wegfallen der Parkplätze am Exerzierplatz, die Tarife der Ersatzplätze im Parkhaus und die zu geringe Anzahl der Parkplätze der Stadtgalerie krtisiert. Da die ca. 500 Angestellten Parkplätze benötigten, seien die 700 gebauten Parkplätze für Kunden und Angestellte zu wenig.
Ebenso wurde kritisiert, dass die Ringstraße, welche den westlichem und östlichen Teil der Neuen Mitte verbindet, für die Durchfahrt gesperrt wurde und somit größere Umwege in Kauf genommen werden müssen. Auch müssen Anlieferungen per LKW Umwege durch das Stadtgebiet fahren und so die ansonsten nur für Busse zugelassene Bustrasse über den ZOB in Richtung Bahnhofsstraße mitbenutzen.
Ein weiterer Kritikpunkt waren die Investoren ECE, Raiffeisenbank Oberösterreich und KVV, welchen angeblich von Seiten der Stadtverwaltung zuviel Freiraum gelassen wurde. In diesem Zusammenhang wurde von der Stadt Passau ein Prozess gegen eine Lokalzeitung geführt, die über finanzielle Verflechtungen zwischen einem Investor und der Stadt berichtet hatte, der in einem Vergleich endete.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 48° 34' N 13° 27' O