Nesseltuch
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Der Begriff Nesseltuch, kurz Nessel, bezeichnet ursprünglich einen aus Brennnesselfasern gewebten Stoff. Heutzutage wird unter Nessel bzw. Nesseltuch oft ein grobes, ungebleichtes und ungefärbtes Tuch in Leinwandbindung aus Baumwolle verstanden.
Eine Wiederbelebung der Nesseltuchproduktion (als Mischgewebe von Fasernessel und Baumwolle) in Deutschland wurde von der Firma Stoffkontor Kranz Aktiengesellschaft forciert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Nesseltuch aus Brennnesselfasern
[Bearbeiten] Geschichte
Der Stängel vor allem der alten Pflanzen der Großen Brennnessel hat sehr lange und feste Bastfasern. Aus diesen wurde schon vor Jahrtausenden Nesselgarn, auch Nesselfaden genannt, hergestellt. Damit wurden z. B. (zusammen mit Birkenpech) Pfeilspitzen und Federn an Pfeilschäften befestigt (siehe Funde aus dem 3. und 4. Jh. n. Chr. aus Nydam und Thorsberg im Archäologischen Landesmuseum in Schleswig). Die Fasern eignen sich ferner zur Herstellung von Stoffen wie zum Beispiel dem Nesseltuch, das fester als Leinen ist, ebenso wie für Fischernetze und Stricke.
[Bearbeiten] Eigenschaften
Die außerordentlichen Eigenschaften der Brennnesselfaser sind unter anderem hohe Reißfestigkeit, extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme, Bauschfähigkeit ähnlich der Baumwolle und ein edler Glanz.
[Bearbeiten] Wiedererwachen des Interesses
Durch die Zunahme unzähliger Allergien auf chemisch behandelte Textilien, durch den Wunsch der Verbraucher nach Naturwaren, ist es erst wieder zu einer Wiederbelebung unserer heimischen Faserpflanzen gekommen. Nach dem ersten Leinen-Boom wurde auch Hanf wieder in Deutschland angebaut. In den letzten Jahren ist dann auch die Fasernessel wieder in den Fokus der Forschung gerückt.
[Bearbeiten] Heutige Verwendung und Hersteller
Der - nach eigenen Aussagen - einzige Hersteller für echtes Nesseltuch ist die Stoffkontor Kranz AG mit Weberei in Schönau im Schwarzwald. 2007 wurden für die Firma über 200 t reines Nesselstroh auf einer Anbaufläche von 225 Hektar gewonnen, das sind etwa 1.000 Großballen oder 2.000 m³ gepresstes Nesselstroh. Allerdings besteht der mit großem Werbeaufwand vertriebene Stoff, Nettle genannt, lediglich zu 5 bzw. 10 % aus Brennnesselfasern, der Rest ist Baumwolle (lt. Preisliste 2003 von "Nettle World").
[Bearbeiten] Quellen
- Einstieg zum Eintrag im Krünitz: http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/n/kn02178.htm
- Eintrag „Nessel“ im Stofflexikon.
- Anonymus: Auf die Nesseln gesetzt. In: dlz Agrarmagazin, 4/2008, S. 170-173, PDF Online