Makroprozessor
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Als Makroprozessoren werden Computerprogramme bezeichnet, die Zeichenfolgen innerhalb eines Textes durch andere Zeichenfolgen ersetzen. Ein bekannter Makroprozessor ist z.B. Teil des Textsatzprogramms TeX. Auch der C-Präprozessor der Sprache C ist ein Makroprozessor.
Eine Zeichenfolge mit ihrem Ersatztext nennt man Makro. Makros sind normalerweise parametrisierbar. Ein spezieller Makro, in der Regel define, ist vordefiniert und erlaubt die Erzeugung weiterer Makros. Andere vordefinierte Makros erlauben oft Zeichenkettenverarbeitung, bedingten Textersatz, Schreiben und Lesen von Hilfsdateien und Ähnliches.
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[Bearbeiten] Der m4 Makroprozessor als Beispiel
Das Betriebssystem Unix enthält standardmäßig den Makroprozessor m4. Dieser erlaubt über den Makro define die Definition eigener Makros.
define(`H',`Hans')define(`U',`und')define(`I',`Inge')dnl H U I, I U H. H liebt I.
ergibt
Hans und Inge, Inge und Hans. Hans liebt Inge.
Die Zeichen ` (auf einer deutschen Tastatur rechts neben dem Fragezeichen) und ' (rechts neben dem Ä) sorgen dafür, dass Makros nicht ersetzt werden, wenn sie innerhalb eines Teils sind, der mit ` beginnt und mit ' endet.
Über viele weitere eingebaute Makros wie eval, ifelse lassen sich Ausdrücke und Bedingungen implementieren. Wiederholungen und Schleifen können durch Rekursion erreicht werden.
Makro | Beschreibung |
---|---|
define(`name',def) | Definition des neuen Makros name, Ersatz mit def |
eval | Auswertung eines arithmetischen Ausdrucks |
incr | Erhöhen des Arguments um eins |
ifdef | Bedingte Ausführung |
divert(-1) | Unterdrückung der Ausgabe |
dnl | Unterdrückung des Rests der Zeile (einschließlich Zeilentrenner) |
include(`Datei') | Text aus Datei einlesen und interpretieren. |
$1, $2, ... | Parameter, die innerhalb von def in einer Makrodefinition verwendet werden können und die dann durch den Text des aktuellen Parameters bei Aufruf ersetzt werden. |
Vordefinierte Makros im Makroprozessor m4 (Auswahl)
Mit einem Makroprozessor lassen sich zum Beispiel automatische Zähler implementieren:
define(`Zaehler',`define(`$1',incr($1))Kapitel $1.')dnl define(`kapitelnr',0)dnl Zaehler(`kapitelnr') Zaehler(`kapitelnr') Zaehler(`kapitelnr') Zaehler(`kapitelnr')
Wird dieses Beispiel mit m4 bearbeitet, so erhält man die folgende Ausgabe:
Kapitel 1. Kapitel 2. Kapitel 3. Kapitel 4.
Damit lassen sich z. B. Kapitel- und Abschnittsnummern in einem Text automatisch hochzählen:
divert(-1)dnl define(`Zaehler',`define(`$1',incr($1))$1') define(`kapitelnr',0) define(`abschnittnr',0) define(`Kapitel',`<h1>Zaehler(`kapitelnr'). $1</h1>define(`abschnittnr',0)') define(`Abschnitt',`<h2>kapitelnr.Zaehler(`abschnittnr') $1</h2>') divert(0)dnl Kapitel(Einführung) Dieser Text handelt von ... Abschnitt(Geschichte) Geschichtlich ist folgendes zu sagen ... Abschnitt(Neuere Entwicklungen) Doch in neuerer Zeit ergeben sich ... Kapitel(Definitionen) Abschnitt(Zahlenwerte) ... Abschnitt(Konstanten) ... Abschnitt(Variablen) ...
Die Ausgabe von m4 ist dann
<h1>1. Einführung</h1> Dieser Text handelt von ... <h2>1.1 Geschichte</h2> Geschichtlich ist folgendes zu sagen ... <h2>1.2 Neuere Entwicklungen</h2> Doch in neuerer Zeit ergeben sich ... <h1>2. Definitionen</h1> <h2>2.1 Zahlenwerte</h2> ... <h2>2.2 Konstanten</h2> ... <h2>2.3 Variablen</h2> ...
[Bearbeiten] Der Makroprozessor als Präprozessor
Makroprozessoren stellen eine Form von Präprozessoren (Vor-Prozessoren) dar. Diese verändern einen Eingabetext bevor das eigentliche Verarbeitungsprogramm diesen zu Gesicht bekommt.
Unter Unix lassen sich Makroprozessoren in der Kommandozeile als eigene Prozesse aufrufen, die Weitergabe des verarbeiteten Texts geschieht über eine Pipe:
$ m4 diplomarbeit.txt | tbl | eqn | groff -mt -Tps | kprinter
Hier wird die Datei diplomarbeit.txt zunächst vom Makroprozessor m4 bearbeitet, danach vom Tabellenprozessor tbl und vom Formalsatz-Prozessor eqn (beides Makroprozessoren), um dann vom Textsatz-(Makro-)Prozessor groff in die Sprache Postscript gewandelt zu werden. kprinter kann danach das Ergebnis auf einem Postscript-fähigen Drucker ausgeben.
[Bearbeiten] Der C-Präprozessor
Die Programmiersprache C enthält einen einfachen Makroprozessor, den C-Präprozessor. Dieser kann für die folgenden Aufgaben eingesetzt werden:
- Definition von symbolischen Konstanten
- Bedingte Übersetzung
- Erweiterung der Sprache durch einfache Sprachkonstrukte
- Vereinfachung der Schreibarbeit
Makro | Beschreibung |
---|---|
#define name Ersatztext | Definition des neuen Makros name. Tritt name im Text auf, wird es durch den Ersatztext ersetzt. |
#define name(p1,p2) txt | Definition des neuen Makros name mit den Parametern p1 und p2. Innerhalb von txt werden die Zeichenfolgen p1 und p2 durch den jeweiligen Text der aktuellen Parameter ersetzt. |
#ifdef name #else #endif |
Bedingte Übersetzung. Die Zeilen zwischen den Makros werden nur übersetzt, wenn ein Makro name existiert oder nicht. |
__FILE__ __LINE__ |
Name und Zeilennummer der Datei, die den Programmtext enthält. |
__UNIX__ | Vordefiniert unter Unix-Betriebssystemen, undefiniert unter anderen Systemen. |
#include <datei> #include "datei" |
Datei einlesen und Text in die Ausgabe einfügen. |
[Bearbeiten] Vordefinierte Makros des C-Präprozessors (Auswahl)
Die Möglichkeiten des C-Präprozessors sind relativ eingeschränkt. Er gibt der Sprache jedoch eine zusätzliche Flexibilität, die von anderen Sprachen kaum erreicht wird.
Im Programmbeispiel
#define SIZE 100 int Feld[SIZE]; main() { int i; Feld[1]=0; Feld[1]=1; for (i=2; i<=SIZE; i=i+1) Feld[i]=Feld[i-1]+Feld[i-2]; }
wird SIZE einfach durch 100 ersetzt:
int Feld[100]; main() { int i; Feld[1]=0; Feld[1]=1; for (i=2; i<=100; i=i+1) Feld[i]=Feld[i-1]+Feld[i-2]; }
Erst dadurch entsteht ein Programmtext, den der eigentliche C-Compiler fehlerfrei übersetzen kann.
Das folgende Programm ermittelt, ob es unter Unix läuft. Andernfalls wird auf eine Eingabe gewartet:
#include <stdio.h> main() { printf("Das Programm läuft "); #ifdef __UNIX__ printf("unter Unix.\n"); #else printf("unter einem unbekannten Betriebssystem.\n"); printf("Bitte drücken Sie eine Taste!"); getchar(); #endif }
Ein Unix-Compiler würde hier den folgenden Text übersetzen:
main() { printf("Das Programm läuft "); printf("unter Unix.\n"); }
Ein Compiler eines unbekannten Betriebssystems würde dagegen das folgende Programm übersetzen:
main() { printf("Das Programm läuft "); printf("unter einem unbekannten Betriebssystem.\n"); printf("Bitte drücken Sie eine Taste!"); getchar(); }
Der C-Makroprozessor ist jedoch viel einfacher als der m4-Prozessor. Er erlaubt keine rekursiven Aufrufe, Schleifen oder Auswertung von Ausdrücken.
[Bearbeiten] TeX und LaTeX
Der Makroprozessor des Textsatzprogramms TeX kann für benutzerdefinierte Erweiterungen verwendet werden. Das Makropaket LaTeX von Leslie Lamport stellt eine verbreitete Erweiterung dar. Statt define werden neue Makros durch newcommand definiert.
Einen Teil eines CD-Covers zeigt das folgende Beispiel:
\documentclass[landscape,dvips]{article} \usepackage{cd-cover} \newcommand{\lied}[4]{ \small{\textsf{#1}} & \small{\textsf{#2}} & \small{\textsf{#3}} & \small{\textsf{#4}} \\} \begin{document} ... \begin{tabular}{l l l l} \lied{1} {Neneh Cherry} {Woman} {04:10} \lied{2} {Luz Casal} {Piensa en mi} {04:27} ... \lied{14}{Axelle Red} {Rester femme} {05:01} \end{tabular} \end{document}
[Bearbeiten] MediaWiki
Die Wiki-Engine MediaWiki enthält einen Makroprozessor. Hierzu werden Vorlagenseiten (engl. template) erstellt, die dann inklusive Parametern in eine Seite eingebunden werden können (siehe Hilfe:Vorlagen).