Lerch von Dirmstein
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Die Herren Lerch von Dirmstein, in manchen Urkunden auch – vermutlich wegen ihres kleinen Wuchses – Lerckell („Lerchlein“) genannt, sind als begüterte Familie in Südwestdeutschland seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen. Sie gehörten dem niederen Adel an. Ihr Ursprung lag in Dirmstein in der nordöstlichen Pfalz, sie hatten jedoch auch Besitztümer in Rheinhessen, Unterfranken und Württemberg.
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[Bearbeiten] Ursprung
Der einflussreichste Vertreter der Familie, der vierte Caspar Lerch (1575–1642), führte in seinen genealogischen Aufzeichnungen den Ursprung seines Geschlechtes auf eine Adelsfamilie Frambalcken von Dirmstein zurück, über die es sonst keine Zeugnisse gibt[1]. Erstmals wurde ein Jacob Lerch von Dirmstein in einer Urkunde von 1281 erwähnt; er soll 1298 gestorben sein. Die Linie setzte sich ununterbrochen fort über Jacob II. Lerch († um 1356), Jacob III. Lerch († 1400), Caspar I. Lerch († 1480), Caspar II. Lerch († 1548) und Caspar III. Lerch (1540–1590) bis zu dem genannten Chronisten[2].
[Bearbeiten] Hospitalstiftung
Der Großvater dieses vierten Caspar Lerch, der zweite Caspar Lerch, errichtete am 14. August 1543 für das bereits vorhandene Hospiz Dirmstein eine Stiftung, die bis heute als öffentlich-rechtliche Katholische Hospitalstiftung Dirmstein fortbesteht[3] und über beträchtliches Vermögen verfügt. Als Grundstock verwendete er das Sühnegeld von 350 Gulden, das acht Jahre nach dem Tod seines Sohnes Christoph vertraglich abgesichert wurde, der 1531 im Alter von 21 Jahren bei einem Duell mit Hans Sigmund von Plenningen zu Tode gekommen war. Durch den Schuldner bezahlt wurde das Sühnegeld, das samt aufgelaufenen Zinsen schließlich 464 Gulden betrug, erst am 22. März 1563[4]. Zu diesem Zeitpunkt war der Stifter bereits 15 Jahre tot, sein Vermächtnis wurde durch seinen Sohn, den dritten Caspar Lerch, fortgeführt.
[Bearbeiten] Bauwerke
Insbesondere der vierte Caspar Lerch ab etwa dem Jahre 1600 und seine Erben aus dem Geschlecht Sturmfeder von Oppenweiler während des 18. Jahrhunderts entfalteten eine rege Bautätigkeit in Dirmstein. Weil der gesamte Ort 1689 durch französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg eingeäschert wurde, ist wenig aus der Zeit davor erhalten. Von der „Burg“ des vierten Caspar Lerch existiert ein Nachfolgebau aus dem 19. Jahrhundert, die „Fechtschule“. Dort und am Sturmfederschen Schloss, das in der heutigen Form etwa von 1780 stammt, wurde in der Bauphase jeweils ein alter Stein aus der Zeit des Übergangs vom 16. zum 17. Jahrhundert eingemauert. Die identische Inschrift weist auf die Verflechtung der Familie mit der Historie beider Herrenhäuser hin:
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Am Tor des Spitalhofs finden sich zwei weitere Inschriften[5], links CASP. LERCH 1602 und rechts CASPAR LERCH VÕ DVRMSTEIN.
[Bearbeiten] Erlöschen
1699 starb die Familie Lerch im Mannesstamm aus, weil alle Enkel des vierten Caspar Lerch ohne weitere männliche Nachkommen blieben. Das beträchtliche Vermögen fiel deshalb schließlich an die Familie der zweitältesten Tochter, Maria Magdalena Dorothea (* 26. August 1612 in Tauberbischofsheim), die 1640 Philipp Friedrich Sturmfeder von Oppenweiler geehelicht hatte.
Caspar Lerchs Urenkel Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler (1674–1744) wurde legendär durch seinen Hader mit der Obrigkeit, den er 1738 auf dem Michelstor des nach ihm benannten Sturmfederschen Schlosses in Form einer Skulptur als seinen siegreichen Kampf mit dem Drachen verewigen ließ. Der letzte Namensträger des Geschlechtes Sturmfeder starb 1901.
[Bearbeiten] Literatur
- Caspar Lerch von Dirmstein: Annales. Familienchronik, etwa 1602–1610, mehr als 300 S.
- Michael Martin: Die Familie Lerch von Dirmstein. In: Michael Martin (Hrsg.): Dirmstein – Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein. Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2005, S. 63–76. ISBN 3-9808304-6-2
- Hans-Helmut Görtz: Stammtafel der Lerch von Dirmstein. In: Michael Martin (Hrsg.): Dirmstein – Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein. Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2005, S. 77–81. ISBN 3-9808304-6-2
- Andrea Storminger: Die „Katholische Hospitalstiftung Dirmstein“. In: Michael Martin (Hrsg.): Dirmstein – Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein. Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2005, S. 403–414. ISBN 3-9808304-6-2
- Georg Peter Karn, Ulrike Weber: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 13.2: Kreis Bad Dürkheim. Stadt Grünstadt, Verbandsgemeinden Freinsheim, Grünstadt-Land, Hettenleidelheim. Worms 2006
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Michael Martin, a. a. O., S. 63
- ↑ Michael Martin, a. a. O., S. 77–81
- ↑ Andrea Storminger, a. a. O., S. 403 ff.
- ↑ Andrea Storminger, a. a. O., S. 407
- ↑ Karn/Weber, s. u. Literatur