Lehnübersetzung
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Lehnübersetzung ist ein 1974 von Werner Betz in seinem Aufsatz „Lehnwörter und Lehnprägungen im Vor- und Frühdeutschen“ gebildeter Begriff zur Bezeichnung eines zusammengesetzten Begriffes, der nach einem Fremdwort gebildet wurde, indem beide bzw. alle Bestandteile des Fremdwortes einzeln ins Deutsche übersetzt wurden. So entstanden die Wörter „Großmutter“ und „Großvater“ als wörtliche Übersetzung von französisch „grande-mère“ und „grand-père“. Andere Beispiele sind „Flutlicht“ (engl. floodlight) und „Datenverarbeitung“ (engl. data processing). Wird nur ein Bestandteil des Ausgangswortes wörtlich übersetzt, spricht man von Lehnübertragung. Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen gelten als gute Möglichkeiten, eine Sprache zu bereichern, ohne als Fremdwort erkennbare oder meist beim ersten Hören unverständliche Fremdwörter einzuführen.
Der Begriff und die sonstige Betz'sche Lehnwortterminologie wird vor allem in der Germanistik, der deutschsprachigen Romanistik und der Slawistik verwendet.
Verdeckte Anglizismen gibt es mittlerweile auch aus anderen Gründen: So ist der heute gebräuchliche Ausdruck „nicht wirklich“ die wortwörtliche Übersetzung von „not really“ und bedeutet demzufolge in richtiger Übersetzung soviel wie „eigentlich nicht“.
[Bearbeiten] Literatur
- Deutsche Wortgeschichte. Hrsg. von Friedrich Maurer und Heinz Rupp., 3. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1974, S. 135–163,