Laufvögel
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Laufvögel | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Struthioniformes | ||||||||||||
Latham, 1790 |
Die Laufvögel (Struthioniformes) sind eine zu den Urkiefervögeln gehörige Ordnung flugunfähiger Vögel. Sie stellen in der Gegenwart die größten Vögel der Erde. Obwohl sie Federn und rudimentäre Flügel besitzen, können sie aufgrund ihres Gewichts und ihrer nur schwach entwickelten Brustmuskulatur nicht fliegen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemeines
Zu den Laufvögeln zählen vor allem straußenartige, schwere und große Vögel. Allein die Kiwis sind nur wenig größer als ein Huhn. Manche Zoologen sehen auch die Steißhühner als Bestandteil der Laufvögel.
Die folgenden Taxa gehören zu den Laufvögeln:
- in Afrika der Strauß und auf Madagaskar die heute ausgestorbenen Elefantenvögel
- in Australien der Emu und die Kasuare
- auf Neuseeland die Kiwis und die ausgestorbenen Moas
- in Südamerika die Nandus und eventuell die Steißhühner
Die Steißhühner ähneln gestaltlich eher den Hühnervögeln. Ob sie tatsächlich in die Laufvögel einzugliedern sind, ist umstritten. Nach Ansicht mancher Fachleute wären die Laufvögel ein Paraphylum, wenn man die Steißhühner nicht berücksichtigt.
Nicht zu den Laufvögeln gehören die ausgestorbenen Donnervögel (Dromornithidae) Australiens. In der Gestalt durchaus straußenähnlich, stehen sie nach neueren Erkenntnissen in der verwandtschaftlichen Nähe der Gänsevögel.
[Bearbeiten] Merkmale
Den Laufvögeln fehlt der Brustbeinkamm. Wegen dieses Merkmals werden sie auch Flachbrustvögel oder Ratiten genannt. Letzterer Name leitet sich von dem lateinischen ratis, "Floß" ab. Steißhühner haben allerdings einen Brustbeinkamm.
Die Federn der Laufvögel und Steißhühner haben zwei Schäfte, einen Hauptschaft und einen Afterschaft, die beide gleich lang sind. Die Bogen- und Hakenstrahlen sind meistens nicht effektiv genug, um den Federästen (Barbae) die Festigkeit zu verleihen, die andere Vogelfedern auszeichnet. Dadurch macht das Gefieder einen lockeren und hängenden Eindruck.
Alle Laufvögel sind flugunfähig. Strauße und Nandus haben noch große Flügel, die vor allem rituelle Funktionen erfüllen; bei den anderen Gruppen sind die Flügel stark reduziert, bei den Moas fehlten sie sogar vollkommen. Während flugfähige Vögel eine bestimmte Größe nicht überschreiten dürfen, um sich weiter in die Luft erheben zu können, sind den Laufvögeln in Größe und Gewicht keine Beschränkungen auferlegt. Mit der Größenzunahme erlangt ein flugunfähiger Vogel besseren Schutz vor Räubern. Die Verlängerung der Beine erlaubt eine schnelle Flucht, der lange Hals ermöglicht es, von Bäumen und hohen Sträuchern zu fressen. Der Körper kann größere Mengen von Nahrung speichern, da es nicht mehr vonnöten ist, zum Zweck der Flugfähigkeit ein geringes Körpergewicht zu halten. Die Verdauung geht daher langsamer vonstatten und ist effektiver.
Im Gegensatz zu anderen Vogelgruppen, bei denen die Männchen entweder gar keinen oder nur einen einfach gebauten Penis besitzen, sind bei den Laufvögeln die Kopulationsorgane sehr gut entwickelt.
[Bearbeiten] Evolution
Viele Fragen in Zusammenhang mit den Laufvögeln sind ungeklärt. So wurde insbesondere diskutiert, ob diese Gruppe wegen ihrer Flugunfähigkeit besonders "primitiv" sei. Das Kleinhirn der Ratiten unterscheidet sich kaum von dem der flugfähigen Vögel. Auch das reduzierte Flügelskelett folgt dem gleichen Grundschema wie das der fliegenden Arten. Den Laufvögeln fehlen jedoch die Luftsäcke in den Langknochen, wie sie für Flugvögel typisch sind. Die meisten Fachleute gehen heute davon aus, dass Laufvögel von flugfähigen Vögeln abstammen.
Laufvögel gehen bis auf das Paläozän zurück, in Form der Lithornithiformes, einer Ordnung steißhuhnähnlicher Vögel. Nandus sind seit dem Eozän bekannt, Kasuare seit dem Oligozän, Strauße, Moas und Steißhühner seit dem Miozän, und Elefantenvögel und Kiwis seit dem Pleistozän.
[Bearbeiten] Systematik
Zu den Laufvögeln gehören die folgenden Familien:
- Straußenvögel (Struthionidae)
- Nandus (Rheidae)
- Kasuare (Casuariidae)
- Emus (Dromaiidae)
- Kiwis (Apterygidae)
- † Moas (Dinornithidae)
- † Elefantenvögel (Aepyornithidae)
Fraglich ist die Stellung der Steißhühner (Tinamidae). Eine klassische Sicht der Verwandtschaft dieser Vögel untereinander geht davon aus, dass geographisch benachbarte Taxa auch verwandt sein müssen; lediglich die Steißhühner werden hier außen vor gelassen, da das Merkmal des bei ihnen vorhandenen Brustbeinkamms in der klassischen Systematik zu gewichtig schien, um sie in das System der Laufvögel einzugliedern:
-+-- Tinamidae (Steißhühner) `-- Struthioniformes (Laufvögel) |--+-- Rheidae (Nandus) | `--+-- Struthionidae (Strauße) | `-- Aepyornithidae (Elefantenvögel) `--+--+-- Casuariidae (Kasuare) | `-- Dromaiidae (Emus) `--+-- Apterygidae (Kiwis) `-- Dinornithidae (Moas)
Modernere Ansätze stellen diese Gruppierung in Frage. Laufvögel sind eine sehr alte Gruppe, die sich womöglich bereits aufgegliedert hat, als die südlichen Kontinente noch als Gondwana miteinander verbunden waren. So muss geographische Nähe in der Jetztzeit keineswegs eine enge Verwandtschaft bedeuten. Zudem versucht man, die Steißhühner in das System einzubringen. Wie die Nandus sind sie Bewohner Südamerikas, und mit diesen haben sie manche Merkmale der Federn gemeinsam. Daher könnten die Nandus und Steißhühner nahe miteinander verwandt sein, und der Strauß hat seine Ähnlichkeit zum Nandu in konvergenter Evolution entwickelt.
Es gibt mittlerweile zahlreiche einander widersprechende Systematiken der Laufvögel, in denen die Familien immer wieder in anderer Weise gruppiert werden. Das folgende Kladogramm gibt beispielhaft die Sicht von Haddrath und Baker wieder:
-+-- Steißhühner `--+-- Moas `--+-- Nandus `--+-- Strauße `--+-- Kiwis `--+-- Kasuare `-- Emus
[Bearbeiten] Literatur
- Stephen J. Davies: Ratites and Tinamous. Oxford University Press, 2002 ISBN 0-19-854996-2
- O. Haddrath & A.J. Baker: Complete mitochondrial DNA genome sequences of extinct birds: ratite phylogenetics and the vicariance biogeography hypothesis. In: Proceedings of the Royal Society of London: Biological series 2001, Bd. 268, S. 939-945 online (PDF)